15.12.2003 - Cooktown und Umgebung, Coloured Sands

Hups, verschlafen. So gegen 11 haben wir kurz im Haupthaus vorbeigeschaut, um zu sehen, ob wir zumindest noch nen Kaffee kriegen könnten. Doch die beiden guten Geister des Hauses (habe die Namen schon vergessen, ich bin schrecklich mit Namen) hatten noch alles für uns verwahrt und so haben wir erst mal mit viel Kaffee und Obst und Eiern und Speck und und und den Tag gestartet. Wir haben uns mit den Beiden dann zusammengesetzt und uns erzählen lassen, was man so in der Gegend alles unternehmen kann. Uns wurde geraten doch diesen Tag damit zu füllen, gemütlich zu den Coloured Sands zu fahren. Die Fahrt dahin sollte uns die typische Landschaft zeigen und das Ziel waren dann herrliche Sandberge, die viele verschiedene Sandfarben bis hin zu schneeweiß haben.

Ok, dachten wir, kein Problem. Also haben wir uns ins Auto gesetzt und sind los. Zuerst ging's nach Cooktown. Das ist von der Lodge ca. eine dreiviertel Stunde gemütlicher Fahrt entfernt. Die Gegend war etwas feuchter als gestern. Es hatte die ganze Nacht über noch mehrmals gut geschüttet. Die Wasserlöcher und Furchen auf der Fahrt von der Lodge zur Strasse nach Cooktown waren gut gefüllt, der Regen hatte es aber nicht geschafft etwas zu überschwemmen oder ähnliches. Dafür war es zu wenig gewesen.

 

In Cooktown sind wir mal kurz die Hauptstrassen rauf und runter gefahren. Ein nettes verschlafenes Nest, wo alles einen Gang langsamer Abläuft als in der Hektik manch anderer Städte. Aus dem Ort hält man sich in Richtung Flugplatz, passiert diesen und hat eigentlich nichts anderes mehr zu tun, als der Straße, auf der man sich jetzt befindet zu folgen. Kurz hinter dem Flugplatz hört dann auch der Asphalt auf und die Strasse wird zur gut befestigten Erdpiste. Lässt sich aber gut fahren und ist auch noch als normale Strasse auf der Karte eingezeichnet.

Etwa auf der Hälfte der Strecke kann man nach links abbiegen zu den Isabella Falls und im weiteren Verlauf zur Battlefield Station und zum Lakefield NP kommen. Wir sind kurz mal der Strasse gefolgt. Erstes Hindernis war ein recht breit und recht tief aussehender Fluss. Hier haben wir erst mal getestet, wie tief das Wasser war (Steinwurf, plumps, "Och das hört sich nicht tief an", eine sehr wissenschaftliche Methode *grins*). Ich bin ein wenig an der Seite hergelaufen und konnte dabei sehen, das das Wasser über eine Art Steintableau einen Abhang runterlief. Dort sah man auch, das das Wasser auf dieser riesigen Steinplatte nicht tief war. Also Entwarnung und Weiterfahrt. Kurz darauf wurden wir jedoch von einem quer über der Straße liegenden Baum gebremst. Da wir sowieso ein anderes Ziel für diesen Tag hatten, haben wir dies als Zeichen gedeutet und sind zurück gefahren und haben den Weg zu den Coloured Sands wieder aufgenommen.

Nach ewig langer Zeit durch staubtrockenen, erdfarbenen Busch kamen wir zu einer Siedlung (oh Wunder, hier wohnen ja Leute !). Es war Hope Vale, eine Aborigine Siedlung. Hier musste man sich durch ewig viele Kreisverkehre durcharbeiten (an jeder Ecke dieses Orten ist ein Kreisverkehr, jedoch die Autos, die diese Kreisel füllen sollten sucht man vergebens. Wir waren die einzigen, die in diesem Moment dort auf der Strasse unterwegs waren). Der Plan besagte dann "immer den Zeichen nach Elim oder Coloured Sands folgen, wenn keine Zeichen da sind im Zweifelsfall immer links fahren". Ahhh ja. Natürlich waren wir brav und sind immer links gefahren und hin und wieder bestätigte auch ein altes vergilbtes (meist umgefahren am Straßenrand liegendes) Schild das dies tatsächlich die Road zu den Coloured Sands war.

Auf den nächsten bestimmt 30 Kilometern änderte sich die Landschaft immer mehr zu einfacher Vegetation mit größeren Abschnitten erdigem Nichts und je näher man der Küste kam, desto sandiger wurde es links und rechts des Weges. Typischer Bewuchs war hier niedriges Gras / Gebüsch und ein paar von Wind und Wetter gepeinigte Krüppelbäume. Die zwei Leutchen von der Lodge hatten uns eindringlich geraten, nicht am Strand mit dem Auto zu fahren. Die Wahrscheinlichkeit dort im nassen Sand stecken zu bleiben läge bei guten 99 Prozent und unser Mietwagen-Verleiher sei bestimmt nicht erfreut darüber sein Auto am A**** der Welt im Wasser wieder zu finden. Wir sind bis zum Strand gefahren und haben auch ganz brav das Auto abgestellt. Man hätte hier auch garnicht fahren können. Zumindest nicht bei diesem Stand der Flut. Am Strand, bzw. was bei Ebbe wohl so etwas wie Strand ist, stand bestimmt einen halben Meter hoch das Wasser.

Lt. Plan sollte man "ein paar hundert Meter" entlang des Strandes gehen und dann könne man hochkraxeln zu den Sands. Man konnte von unserem Standort auch sehr gut recht hohe Sandberge sehen, die oben wie mit Puderzucker bestreut aussahen. Jeder der die Bilder davon bisher gesehen hat, konnte sich die ungläubige Frage nicht verkneifen "Ist das Schnee ?". Nur, die "paar hundert" Meter waren eine, na sagen wir mal, recht grobe Schätzung. Natürlich kann mein einen Kilometer auch als ein paar hundert Meter bezeichnen. Kommt alles auf die Sichtweise an. Aber egal. Das Wetter war geil und es ging immer ein leichter Wind, also sind wir im Wasser fast die ganze Bucht entlang zu den höchsten Sandbergen gewandert. Zuerst dachte ich noch ganz kurz an die Quallen, die ja in Queensland überall vorkommen, aber da ich mir nicht sicher war, wo genau die überall vorkommen und weil auch mitten auf dem Weg eine Gruppe Aborigines bis zum Bauch im Wasser stand und fischte, habe ich nicht mehr weiter dran gedacht.

So, und geh mal so einen Sandberg hinauf. Es kam mir vor, wie ein Meter nach oben und dabei gleichzeitig zwei Meter nach unten rutschen. Irgendwann war es dann geschafft und die Belohnung war ein herrlicher Rundblick von der kompletten Gegend. Wir haben dies erst mal ein wenig genossen und nach angemessen langer Würdigung der Umgebung dann wieder den Rückweg angetreten.

Die ganze Hinfahrt hatte doch recht lange gedauert. Auf den "gravel roads", ich würde sie Feldwege nennen, kommt man auch nicht so richtig zügig fortan. Laut der Karte sollte eine Tour so ungefähr 80 Kilometer sein (ich glaube jedoch ab Cooktown gerechnet) für die (ebenfalls lt. Plan) 5 Stunden hin und zurück eingeplant werden sollten. Das kam auch ungefähr hin, obwohl mir die Rückfahrt schneller vorkam.

 

Wir haben auf der Rücktour noch an der Brücke des Big Annan River angehalten, da man hier angeblich auch Krokodile sehen können soll. Es gibt auf einer Seite auch einen kleinen Parkplatz und einen Weg entlang dem Ufer. Wir sind dort noch ein wenig gewandert und haben auch immer angestrengt aufs Ufer und ins Wasser gespäht aber wie erwartet natürlich nichts gesehen. Als der Weg dann immer mehr vom Wasser wegführte haben wir die Sache dann abgebrochen und sind zurück. Zumindest ist uns dabei noch ein Känguru vor die Füße gesprungen.

Da wir uns nach dem ganzen Tag Rumfahren und Rumlaufen ein Bierchen ehrlich verdient hatten, haben wir dann zuerst den Lions Den Pub angesteuert. Eines der typischen australischen Pub-Kuriositäten. Mitten von Nichts (das nächste Haus bestimmt Kilometer entfernt) steht ein Pub und es ist immer Betrieb (zumindest an der Theke). Dieser Pub hier war eigentlich nichts anderes als eine große, befestigte Wellblechbude mit Theke und Kühlschrank. Überall auf jedem Fleckchen des weißen Wellbleches hatten sich unendlich viele Besucher mit einem kleinen Spruch oder einer Widmung verewigt. Es strahlte eine gewisse Aura der Altehrwürdigkeit aus. Mit zur Kneipe gehörte auch ein weißer Kakadu, der jeden der vorbeiging mit einem Spruch wie "Hey Man" oder "What are you doing mate" bedachte. Es war das erste mal, das ich so einen Vogel wirklich habe reden hören.

Nachdem wir uns ein Steak und diverse Biere einverleibt hatten, bekam auch jeder von uns einen Edding in die Hand mit der Aufforderung uns doch bitte auch irgendwo im Haus mit einer Grußbotschaft zu verewigen.

Während unseres Besuches hatte es wieder zu regnen begonnen. Wahre Sturzbäche kamen vom Himmel. Als wir so gegen 22 Uhr aufbrachen war es zwar wieder kurz trocken, aber dumpfer Grummel am Himmel drohte mit Fortsetzung. Anscheinend ist der Regenwald auch ein Paradies für Frösche. Überall auf der Straße zur Lodge und auf dem Gelände der Lodge hüpfte und sprang es nach dem Regen.

Wie schon vermutet, die ganze Nacht hindurch hat es dann mit an- und absteigender Intensität durchweg geschüttet. Manchmal bin ich sogar davon wach geworden. Zumindest war es in dieser Nacht nicht so schwül und drückend. Das hatte der Regen kurzfristig weggewaschen.

   

 

14.12.2001 - Cooktown und Umgebung
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