24.12.2003 - Fraser Island und die verhinderten Inselerkunder

Der Tag fing eigentlich recht gut an. Alles lief glatt. Im Büro der Firma Air Fraser Island gab's die leidigen Formalitäten und das unvermeidliche Lehrvideo fürs Fahren auf Fraser. Das war gar nicht so uninteressant, denn es gab schon wichtige Tipps. Wie fährt man auf dem Sand, wo muss man besonders aufpassen, Tipps wenn man sich festgefahren hat usw. Man hat ja im normalen Alltag nicht so oft auf Sand zu fahren.

Der Flug rüber war schön (die paar Minuten). Tolle Aussichten auf die Insel und die Seen auf der Insel. Wirklich idyllisch gelegen. Auf Fraser angekommen ging's am Quartier der Air-Fraser - Leute zur Fahrzeugausgabe. Wir bekamen ein kapitales Ungetüm. Einen fetten Pajero. Es gab eine kurze Einführung, wo man herfahren konnte, was recht gute Wege sind und was  weniger gute Wege sind.

Vom Eurong Ressort aus sind wir dann erst einmal zum Lake Mc Kenzie gefahren, also landeinwärts. Die Fahrt geht allgemein recht gemütlich voran, da man auf den einspurigen Sandpisten nur sehr langsam vorankommt und auch immer auf entgegenkommende Fahrzeuge achten muss. Dann muss man sich einigen, wer zurück in eine Ausweichbucht fährt. Also Durchschnittsgeschwindigkeit dürfte so bei 20 liegen. Man kann schneller, aber teilweise muss man auch im Schritttempo durch fette Löcher oder halbmetertiefe Spurrillen fahren. Der See ist wunderschön gelegen und komplett von Wald umgeben. Das Wasser ist wohltemperiert und glasklar. So richtig um kurz mal reinzuhüpfen. Es waren zwar viele Leute da, aber man konnte nicht sagen, das es überfüllt war. Also alles ganz angenehm.

 

Vom See aus sind wir dann einem Schild in Richtung Strand gefolgt. Nach einer ganzen Zeit stellten wir zuerst fest, das der Temperaturanzeiger im roten Bereich stand und dann das der Motor den Geist aufgab. Da standen wir nun. Mitten auf der Piste und wie sich nach todesmutigem öffnen der Motorhaube herausstellte, ohne Kühlerwasser. Der Schlauch zum Kühler war kaputt. Nach einer ganzen Zeit füllte sich zu beiden Seiten der Weg. Und hier möchte ich ein großes Kompliment an alle Australier allgemein und die netten Leutchen von Fraser Island im speziellen aussprechen. Alle haben sofort geholfen, ob es Flickband um den Schlauch wickeln oder ein paar Schluck Wasser in den Kühler schütten war. Oder einfach nur ein paar aufmunternde Worte sprechen. Keiner war mehr in seinem Auto, jeder stand bei uns und hat sich beteiligt. Irgendwann war genug Klebeband um den Schlauch gewickelt und der Kühler aufgefüllt. Als der Motor wieder abgekühlt war ging er dann auch wieder an.

Nach freundlicher Verabschiedung von allen konnte es also (solange das Klebeband trägt) weitergehen. Uns war natürlich klar, das wir so nicht bis unendlich weiterfahren konnten. Wir waren auf jedem Meter darauf gefasst, das der Schlauch wieder aufging. Es reichte aber noch, einen weiteren idyllischen See, der von drei Seiten von Wald und von einer Seite von einer riesigen Sanddüne eingefasst war, zu sehen. Auf dem weiteren Weg zum Strand war dann endgültig Ende. Mit lautem Getöse flog das Klebeband ab und wir standen wieder ohne Wasser da.

Das erste Auto, das in unsere Richtung vorbeikam, war leider total besetzt. Die Leute versprachen aber, im Ressort bei der Vermietfirma Bescheid zu sagen, wo wir seien. Da wir nicht auf unsere Rettung warten wollten, haben wir die Kiste dort stehen lassen und sind zu Fuß weiter. Nach kurzer Zeit kam noch jemand vorbei, der uns den weiteren Weg mitgenommen hat. Ein netter Australier, der auf dem Weg zum Angeln war. Seine Frau hatte er zum "sunbaking" im Ressort gelassen. Er hatte nen heißen Reifen drauf und so waren wir recht zügig am Strand.

    

Der Strand ist auf Fraser Island sowas wie die Autobahn. Auf dem harten getrockneten Sand kann man recht gut heizen. Hier liegen auch die weiteren Attraktionen der Insel. Die haben wir jetzt durch unsere Panne natürlich nicht mehr gesehen. Wir sind mit dem inseleigenen Abschlepplaster weiter zum Ressort zurück gefahren. Der gute Mann war gerade am Stand irgendwelche Leute am freischleppen. Da unser Angler in die andere Richtung weiter wollte, sind wir kurzerhand mit dem Abschlepper zurück gefahren.

Am Quartier der Air Fraser Jungs war kein Mensch zu sehen. Stephan hat dann noch kurz in die Zentrale angerufen und Bescheid gesagt, das wir wieder am Ressort seien. Wir haben uns dann den Rest des Nachmittages vor den einzigen Laden gesetzt und ein paar kühle Bierchen getrunken. So nebenbei konnten wir auch beobachten wie bestimmt alle fünf Minuten irgendeiner die Straße hochgeschleppt wurde. Hier waren auch durchaus riesige Kisten dabei. Also konnte man auch das Kunststück fertig bringen, sich mit einem fetten Riesenjeep hier festzufahren. Tsts. Diese Touristen :-)

Wer aber dachte, wir hätten für den heutigen Tag schon genug Entertainment gehabt, der hatte die Rechnung ohne den Chef der Flieger-Asse gemacht. Unmittelbar vor dem Rückflug kam er auf uns zu und hat uns unvermittelt aber sowas von zur Sau gemacht. Er hat uns in übelstem Ton angekackt, was wir mit dem Auto denn dort auf dieser Straße gemacht hätten. Die Straße, wo wir das Auto stehengelassen hatten, hätten wir garnicht befahren dürfen und wir hätten somit den von uns unterschriebenen Vertrag gebrochen und seien regresspflichtig. Bumms. Das hatte erst mal gesessen. Nach der Landung haben wir noch ein wenig Öl ins Feuer gegossen und haben direkt nachgefragt, was denn mit einer Rückerstattung des Geldes für den Mietwagen sei. Der sei ja schließlich den halben Tag lang kaputt gewesen. Wir hatten natürlich das Vorhaben des Scheffe durchschaut. Er wollte uns mit seiner Aktion sofort so einschüchtern, das wir garnicht auf die Idee kommen sollten, überhaupt an einen Refund zu denken.

Nun lief der nette Zeitgenosse zur Hochform auf. Mit übelstem Gossenton und diversen Schimpfworten, hat er uns wortgewandt klar gemacht, das die Straße verboten war, wir dort nicht hätten sein dürfen und deshalb Anspruch auf einen Scheiß hätten. Er wäre ja die Großzügigkeit in Person uns nicht 500 Dollar Vertragsstrafe aufzubrummen, das dürfe er laut Vertrag (wir hatten zwar unseren Kreditkartenbeleg schon lange zurück, aber wir wollten ihm die Illusion nicht nehmen).

 

Um es hier an dieser Stelle zu sagen (ich werde mich nicht verteidigen, wir haben nichts falsch gemacht) : NIE, zu keiner Zeit wurde während des ersten Briefings oder beim Vortrag der Piloten erklärt, alles andere als der eine Weg zum Lake und zurück sei verboten. Niemals ist ein Wort von "ihr dürft nicht" oder "verboten" gefallen. Leider hat man, auch wenn man sonst eigentlich ganz gut zurechtkommt, nicht das nötige Vokabular oder die notwendige Schlagfertigkeit um in einer solchen Situation angemessen zu reagieren. Man muss leider mit seinem Normal-Repertoire Englisch versuchen alles zu erklären. Ich hätte meiner ehemaligen Schule noch nachträglich ne Sporthalle gestiftet, wenn wir im Englischunterricht mal sowas wie ne richtig dreckige Auseinandersetzung gelernt hätten. Ein Königreich für eine Handvoll kräftige Schimpfworte.

Um die Sache abzuschließen. Nach einer ganzen Zeit machte sich der Typ dann komplett lächerlich. Nachdem er seine Drohsprüche abgelassen hatte, wir aber immer noch nicht schlotternd vor Angst Reißaus genommen hatten, meinte er lapidar : "Ok, und weil ich euch loswerden will, gebe ich euch 100 Dollar Refund". Toll, das hätte er auch ohne Herzinfarktgefahr haben können.

Da die 100 Dollar auch ungefähr im Bereich der Kosten für das Auto waren, haben wir die Kohle eingesackt und dem Arschloch einen guten Tag, die Pest an den Hals und die baldige Pleite gewünscht (OK, eventuell sind diese Worte nicht unbedingt so gefallen :-) ) und sind gefahren.

Am Abend haben wir die Sache schnell an den Haken gehängt. Wir waren uns einig, uns den Urlaub nicht von so einer Kröte verderben zu lassen. Ein tolles Essen im Blazing Saddles (nein diesmal keine Spare-Rips) ließ alles schnell vergessen.

Also Leute, wenn Ihr mal dort in der Gegend seid, lasst die Finger von Air Fraser Island. Es sei denn, ihr wollt vorsätzlich mit dem größten Schaumschläger von Australien zu tun haben. Wenn es in Australien sowas wie ne Verbraucherzentrale gibt, dann her mit der Adresse. Ich bin gerade so schon in Rage :-)

  

Ach übrigens. heute is Weihnachten. Heilig Abend und keiner geht hin. So ähnlich hab ich mich heute gefühlt. Der 24. ist eigentlich ein ganz normaler (Arbeits-)Tag hier. Es ist nichts geschmückt, es stehen keine mit Kugeln behängten Bäume in der Gegend rum und niemand verliert auch nur ein Wort darüber oder wäre vorsätzlich in Weihnachtsstimmung. Irgendwie total surreal.

 

23.12.2003 - Bundaberg nach Hervey Bay
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