22.12.2003 - On The Road, zwischen Irgendwo und Nirgendwo nach Mon Repos
Wer hat dem Dorfidioten den Schlüssel zum Aufsitzmäher gegeben ? Um acht Uhr, also zu nachtschlafender Zeit, fing jemand an, wie wild mit einem Aufsitzmäher oder Traktor um unser Motel rumzufahren und Rasen zu mähen. grrrrr. Da sich dieser Jemand auch als recht hartnäckig erwies, haben wir dann die Nacht auch für beendet erklärt und uns darangemacht, den Rest der vor uns liegenden Strecke abzuarbeiten. Da noch etwa 600 Kilometer zwischen uns und Hervey Bay lagen, blieb uns auch gar nichts anderes übrig, als tapfer die Kilometer abzuspulen. Da man auf den Straßen ja auch nicht wirklich zügig vorankommt (Tempo 100 ist laaaaangweilig), sollte uns die Fahrt den ganzen Tag beschäftigen. Wir haben die größeren Orte wie Rockhampton oder Gladstone liegen gelassen und nur zwei mal an Roadhouses mitten im Nirgendwo angehalten um einen "Driver Surviver" einzuwerfen (in unserem Fall Kaffee und aufgewärmter Toast). Irgendwo kurz vor Bundaberg (ich glaube in Gin Gin, Prost) standen wir vor der Entscheidung weiter durch nach Hervey Bay zu fahren oder nach Bundaberg abzubiegen. Zwei Tatsachen haben die Entscheidung für Bundaberg ausschlagen lassen. a) nach Hervey Bay waren es immer noch bestimmt hundert Kilometer und b) es war mittlerweile schon später Nachmittag. Da wir die Öffnungszeiten der Tourist-Offices in Australien mittlerweile gut kannten (um 17 Uhr fällt da der Hammer) hätten wir in Hervey nur vor geschlossenen Türen gestanden. Deshalb wollten wir unsere geplante Fraser Island Tour hier von Bundaberg aus festmachen. In Bundaberg war das Tourist Büro auch schnell gefunden. Kurz vor 5 (hinter uns wurde die Türe abgeschlossen, das auch ja keiner mehr rein kommen konnte) sind wir noch reingeschlüpft. Die Ernüchterung war groß. Fraser Island Touren gab's wie Sand am Meer, doch alle hatten nichts mehr frei. Es lag wohl daran, das Weihnachten war und irgendwie die gesamte Menschheit Weihnachten auf Fraser verbringen wollte. Nach viel Hin und Her haben wir uns ohne konkretes Ergebnis noch ein paar Broschüren eingesteckt und sind nach Bargara gefahren um die Schildkröten zu sehen und um dort zu nächtigen.
Auf der Fahrt dorthin hat Stephan noch ein paar Fraser Anbieter direkt angerufen und auch wirklich noch einen Laden gefunden, der für den 24. Dezember noch ein Auto für uns hatte. Es war eine Tagestour, Fly and Drive. Man fliegt morgens von Hervey Bay rüber, nimmt ein Auto den Tag über und abends/nachmittags geht's per Flieger wieder zurück. Froh, überhaupt noch was bekommen zu haben, haben wir das zugesagt. Eventuell wollten wir am 25. noch eine zweite Tagestour hinterher schieben, je nachdem ob noch was zu bekommen war. Ein Motel in Bargara war schnell gefunden und die wirklich nette Frau an der Rezeption hat uns auch gleich den Rat gegeben, möglichst schnell weiter nach Mon Repos zu fahren um dort möglichst früh für die Schildkröten anzustehen. Dazu muss man wissen, wie das Prozedere dort abläuft. Mon Repos ist ein Strand, an den jeden Abend große Meeresschildkröten (Loggerhead Turtles) zur Eiablage kommen. Es hat sich dort ein Besucherzentrum etabliert, welches das Beobachten der Schildkröten in geordneten Bahnen ablaufen lässt. Der Besucherstrom ist reglementiert und alles wird von Personal überwacht. Nun geschieht Folgendes. Alle anwesenden Leute werden ab 18 Uhr in Gruppen zu je 70 Leuten eingeteilt. Wenn eine Schildkröte an den Strand kommt (das kann früher, später oder nie geschehen) darf die erste Gruppe dort hin und zusehen. Die zweite Gruppe wird erst an den Strand gelassen, wenn eine weitere Schildkröte den Strand besucht (was wiederum früher, später oder nie der Fall sein kann). Und so weiter und so weiter. Man kann sich vorstellen, das man auf diese Weise auch mal bis zum anderen Morgen dort verbringen kann (Webinfo hier oder hier). Durch den weisen Rat der Motel-Frau waren wir noch früh genug, um in die erste Gruppe eingeteilt zu werden (Nummer 68 und 69, puhhh). So gegen 19 Uhr kam dann die Durchsage, das die erste Schildkröte am Strand sei und es losgehen könne. Man kann in der folgenden Zeit recht nah bei dem Tier sein und beobachten, wie es ein Loch gräbt, die Eier ablegt und dann einen immensen Aufwand treibt, das Loch wieder zuzuschütten und sich dann schließlich wieder zurück ins Wasser macht. Das ganze Prozedere hat ca. eineinhalb Stunden gedauert und war wirklich interessant. Ich hatte noch nie solch ein Tier "in freier Wildbahn" gesehen (geschweige denn überhaupt gesehen, außer im Fernsehen). Und zu beobachten, wie sich das Tier auch durch den großen Trubel drumherum nicht stören lässt, die Eier ablegt und wieder verschwindet vermittelt schon ein privilegiertes Gefühl.
Die Ranger (ich nenn die mal so) haben die Sache hervorragend im Griff. Sie achten stets darauf, das keiner dem Tier zu nahe kommt, das keiner das Tier direkt mit Lampen anleuchtet und haben immer interessante Informationen rund um diese Tiere parat. Durch Vermessen des Panzers und Abgleich anderer Merkmale konnten sie feststellen, das dieses Tier vor etlichen Jahren schon einmal an diesem Strand war und das es jetzt ca. 70 Jahre alt sei. Beeindruckend. Als wir nach nach guten eineinhalb Stunden wieder Richtung Besucherzentrum unterwegs waren, kam uns gerade die zweite Gruppe entgegen. Also musste irgendwo am Strand eine zweite Schildkröte aufgetaucht sein. Im Center warteten noch Gruppe 3 und 4. Für die wurde es bestimmt eine lange Nacht. Froh darüber, als Gruppe 1 früh fertig zu sein, sind wir so gegen 21 Uhr zurück nach Bargara gekommen. Dort hatte man in unserer Abwesenheit schon die Bürgersteige hochgeklappt. Einzig eine Kneipe hatte noch auf, Essen gab's jedoch keins mehr, nur die Bar hatte noch geöffnet. Na ja, da ein paar Bier ja auch eine Mahlzeit ersetzen, haben wir uns damit begnügt :-) Dabei haben wir noch einen netten Typ kennengelernt, mit dem wir noch den Abend verquatscht haben. Auslöser war das Oktoberfest. Er kriegte mit, das wir aus Deutschland waren und meinte, er wäre dieses Jahr auch zum Oktoberfest in Deutschland. Als wir gestanden haben, selbst noch nie auf dem Oktoberfest gewesen zu sein, konnte es das gar nicht fassen. Er fand es wohl als selbstverständlich, das auch jeder Deutsche regelmäßig Gast auf dem Oktoberfest ist. Wir haben den ganzen Abend noch über alles mögliche gequatscht und am Ende noch Mailadressen und Telefonnummern ausgetauscht. Er war aus Perth. Eventuell kann man den Kontakt ja noch gebrauchen. Nach Westaustralien will ich ja auch noch.
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