31.12.2008 - Sydney New Years Eve 2008 - Tschöööö 08

Guten Morgen zum letzten Tag des Jahres.

Wir haben es heute recht gemütlich angehen lassen. Obwohl ich schon in der Nacht um Schlag 3 Uhr wach war (komische Zeit, auch mit Zeitverschiebung passt das nicht zu irgendwas, naja), konnte ich mich noch recht gut erholen.

Als wir so gegen Mittag dann fertig waren und nach einem Blick nach draußen auch den Sonnenschutz aufgetragen und die Sonnenbrillen ausgepackt hatten, sind wir erst mal diese interessante Oxford Street ein wenig weiter hochmarschiert. Wir waren gestern Abend noch ein wenig hier rumgewandert, da hatten alle Clubs und Bars noch auf, die Geschäfte dafür zu. Nun wars genau andersrum. In den Clubs war Ruhe und die Geschäfte waren auf. Da ist ja echt so manch schräger Laden bei. Hier gibts alles vom Second-Hand-Schuh, über rosa Perrücken, Fetischkleidung für Sie und Ihn (hauptsächlich Ihn) und viele dunkle Hauseingänge mit Treppen nach unten, rot beleuchtet mit vielen XXX an der Tür (da gabs dann auch wieder alles von Magazinen bis zu "Spielzeugen").

So ziemlich jeder zweite Laden hatte im Fenster Aufkleber wie "Gaypride" oder "Gayfriendly" drinne und uns kamen auch recht viele Pärchen des gleichen Geschlechts entgegen. Also ich fands OK hier. Am Abend vorher wars auch in der Kante wo wir noch hin sind ganz normal. Kein Grund zur Furcht in irgendeiner Weise. Allerdings habe ich auch schon gehört, das die Gegend im weiterem Verlauf die Straße hoch doch ziemlich übel wird. Da sollte man dann wohl doch nicht so einfach hinmarschieren am Abend.

Wir sind die Oxford hoch bis zum Taylor Square (ein größerer Platz mit dominantem Eckhaus und Wasserspielen) und dort der Oxford weiter schräg links abbiegend gefolgt. Im weiteren Verlauf kommt man hier auch an unzähligen Restaurants (von A wie Asiatisch über K wie koreanisch und S wie spanisch und T wie türkisch bis nach Z wie .... äääh Zulu war hier alles vertreten) vorbei. Viele Buchläden gabs hier und einige recht ausgefallene Klamotten- und Schuhläden. Nach ner ganzen Ecke sind wir, weil es sich geradeaus scheinbar nicht weiter lohnte, links abgebogen und ne ganze Zeit kreuz und quer durch die kleinen Einbahnstraßen und Sackgassen hier gelaufen. Die teilweise kleinen und schmalen Straßen sind links und rechts gesäumt von wunderschönen kleinen Minihäuschen mit großen schmiedeeisernen Gittern an den Balkonen. Den dicken Autos nach zu urteilen, wohnten hier nicht unbedingt die ärmsten Leute.

Zuerst sahen die ganzen Reihen der Häuschen fast gleich aus, bis nach genauem Hinsehen es sich herausstellte, das die Balkongeländer allesamt recht kunstvoll und vor allem unterschiedlich gearbeitet waren. Viele Bäume spenden Grün und Schatten. Durch die Sackgassen war es erstaunlich ruhig. War ja kein Durchgangsverkehr hier. Also ich fand es nicht unbedingt die schlechteste Gegend um in Sydney zu wohnen. Allerdings waren die Häuschen schon recht klein. Also ohne einen Harry-Potter-Raumausdehnungszauber hätte ich meinen Hausstand da nicht untergebracht.

  

Nun. Irgendwann sind wir bei unserem Marsch dann auf die Liverpool Street gekommen und dieser gefolgt bis zur Victoria Street. Diese sind wir dann bis hinunter zum Hafen durchgegangen. In diesem Verlauf gibts auch viele Geschäfte und vor allen Dingen so viele Bars und Restaurants in den unterschiedlichsten Stilarten, das man sich fast garnicht entscheiden kann, wo man hingehen soll. In der Kante von Kings Cross wurde es wieder ein wenig schmuddeliger, was sich aber dann nach ein paar hundert Metern auch wieder gegeben hat. Der Einzugsbereich des Bahnhofs eben.

Irgendwann gehts dann auf der Victoria nicht mehr weiter, weil man unten am Hafen vorm Militärgelände steht und dort gesperrt ist. Jetzt bleibt einem nur noch übrig an dem riesigen Hafenbecken (Woolloomooloo Bay, nein, meine O-Taste ist nicht kaputt, das wird so geschrieben) entlang, wieder in Richtung Oper zurückzugehen. Im Hafen lagen neben einigen dicken Marineschiffen auch ein paar alte Segler.

Irgendwo da in der Kante sind wir dann auch über "Harry's Cafe de Wheels" gestolpert (Link). Das scheint sowas wie ne sydney-er Institution zu sein. Angeblich gibts den Stand schon seit 1945 und den Bildern zufolge, die dort ausgehängt waren, war da auch schon so ziemlich jeder Rockstar und Politiker mal nen Hot Dog essen, der in Sydney zu Gast war. Ich hab mir auch mal so nen Hot Dog angetan. Großes Brötchen, große Wurst, viel Soße und dazu noch Chili mit Bohnen. Zum einen wars gewöhnungsbedürftig und zum anderen eine echte Sauerei :-)

   

Weiter gings ums Hafenbecken rum und eigentlich hätte man von hier direkt in den botanischen Garten gehen können, allerdings war das jetzt alles abgesperrt. Es gab ein Schild, das man über eine Treppe an der Straße in Richtung des Expressway gehen solle. Dort sind wir dann auch hochgekommen und standen fast unmittelbar vor dem Einlassbereich für den "The Domain" genannten Public Viewing Bereich fürs Feuerwerk.

A propos "public viewing". Warum kennt das eigentlich keiner im Ausland ? Ist das so ein typischer Kunstbegriff, den wir wieder erfunden haben und der sich nur englisch anhört ? Wenn man den Leuten hier irgendwas über "public viewing" erzählt hat, dann konnten die damit irgendwie nix anfangen. Anscheinend stimmt es wirklich, das in englischsprachigen Ländern (ich glaube vor allem den US geprägten Ländern) der Begriff "public viewing" sowas ähnliches wie "Leichenschau" oder "Ausstellung eines Leichnams" bedeutet.

Aber ich schweife ab ....... Wir sind also beim Eingangsbereich zum Feuerwerk rausgekommen und haben unseren Augen nicht getraut. Menschen über Menschen über Menschen. Wir dachten nur : Was wollen die alle hier ? Es war jetzt so ungefähr 14 Uhr und es standen tausende und abertausende Leute in der Bullenhitze (ach so hatte ja noch garnicht gesagt : wunderbares Wetter, Sonnenschein und 35 Grad  den ganzen Tag !!!) hier rum um auf den Einlass zu warten. Also sowas hatte ich noch nicht gesehen. Ich bin auch vieles gewohnt von großen Rockfestivals und so, aber das hier hat alles überstiegen, was ich bisher erlebt hatte.  Denn, die Schlange ging von hier aus an der Art Gallery entlang und die ganze Straße hinunter und schlängelte sich mehrmals kunstvoll durch den ganzen angrenzenden Park. Man konnte nicht wirklich erkennen wo das alles anfing. Wir haben noch ein paar deutsche Mädels gesehen und dort mal gefragt. Die standen seit vor Mittag in der Schlange und für die war der Eingang noch nicht wirklich in Sicht.

Ich bin so perplex, weil wir letztes Mal, Sylvester 2003, später am Tag um ca. 16 Uhr noch locker überall in die öffentlichen Bereiche rein- und rausspazieren konnten. Und dieses Mal ist schon Mittags die Hölle los. In der Zeitung stand am anderen Tag, das sich die Leute teilweise schon am frühen Morgen angestellt hätten.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt haben wir uns dazu beglückwünscht, das wir ne Harbour Cruise für den Abend gebucht hatten.

   

Wir sind irgendwo, als man vor lauter Menschen nicht mehr treten konnte, dann abgebogen und die Straße am Hospital und Parlament entlang zurück in Richtung Botanic Garden gegangen. Hier oben an der Straße war der einzige noch offene Eingang. Der botanische Garten wurde am 31.12. um 16 Uhr geschlossen, einziger noch offener Ausgang war hier oben, alles andere war gesperrt.

Wir sind nun noch ein wenig im Botanic Garden rumspaziert und haben später noch ein längeres Päuschen mit Blick auf die Oper gemacht. Leider hatte man von hier keinerlei Chance mehr auch nur in die Nähe der Oper zu kommen. Alles abgesperrt. Also mit Sperren aufstellen, das haben die hier raus. Die Firma "Rent A Fence" hat wohl das Geschäft ihres Lebens gemacht.

Zurück gings dann wieder oben am Expressway aus den Botanical Gardens raus und die Macquarie Street schnurstracks durch James Park und Hyde Park hindurch. Von uns aus gesehen die obere linke Ecke des Hyde Park war schon die Kreuzung Liverpool/Oxford, so das es hier nicht mehr weit zum Hotel war. Zwei Kreuzungen weiter geht die Riley Street ab zum Hotel. Wenn die Riley nach rechts zum Hotel abgeht, macht sie nach links nen scharfen Schlenker und führt über Treppen und steile Anstiege in ein paar Wohngegenden. Dort in dem Abzweig haben wir einen Spanier gefunden, wo wir uns noch länger aufgehalten haben. Wir haben noch Bierchen, Sangria und Tapas zu uns genommen. Die Chorizos sind wunderbar. Original spanisch von den original spanischen Chinesen, die dort in der Küche arbeiten *grins*

   

Im Hotel haben wir uns noch kurz umgezogen und ein wenig verschnauft und so um 17 Uhr gings weiter in Richtung Darling Harbour. Um 18.45 Uhr sollte das Boarding für unser Sylvesterschiff an der King Street Wharf losgehen.

Spätestens jetzt konnte man sehen, das es stark auf Sylvester zuging. Mittlerweile hatte so ziemlich jeder der noch auf der Straße unterwegs war mindestens eine große Kiste Bier oder sonstige Spirituosen unterm Arm. Wir sind von der Riley Street ab in die Goulburn Street und später in die Sussex Street. Je näher man Darling Harbour kam, desto mehr Leute waren unterwegs. Spätestens in Chinatown passten die ganzen Leute fast nicht mehr auf den Bürgersteig.

Der Rest is schnell erzählt. Wirklich superpünktlich um 18 Uhr 45 hat in dem Riesentrubel an der Anlegestelle Nummer 6 unser Schiffchen angelegt. Irgendwie war so ziemlich alles unterwegs was schwimmen konnte und mindestens Platz für 3 Personen geboten hat. Zuerst hatte ich ja arge Bedenken als unser Boot anlegte und sich ganze Menschenmassen dorthin in Bewegung setzten. Aber die meisten standen für was anderes an. Die Menge der Leute für unser Schiff war doch recht überschaubar.

   

Der restliche Abend war sehr angenehm. Schon beim Betreten des Decks gabs ne eiskalte Dose Bier auf die Hand. Später wurden große Platten mit Häppchen (Wraps, Hühnchenspieße, Schaschlikspieße) hingestellt und später am Abend gabs sogar noch richtig warmes Buffet auf dem Zwischendeck. Das hat aber irgendwie keiner so richtig gewürdigt, weil sich alle schon mit den Häppchen vollgefuttert hatten. Das Essen war ne willkommene Überraschung, weil bei Buchung nur von "Open Bar" die Rede war. Die "Open Bar" war auch wirklich "open". Man konnte jederzeit so viele Getränke abschleppen, wie gewünscht. Allerdings ab 22 Uhr wurde eine Regel in Kraft gesetzt, das jeder pro Person nur noch 2 Getränke mitnehmen durfte. Ist das irgendein Gesetz in Australien ? Na egal.

Schon zum 21 Uhr Family-Test-Feuerwerk hatten wir nen tollen Platz. Unser Schiff war auch Teilnehmer der Lichterparade. Dabei fahren ne ganze Menge Schiffe mit den unterschiedlichsten Motiven beleuchtet den restlichen Abend im Konvoi die ganze Bucht hoch und runter. Unser Schiff war mit Seesternen bestückt. Es gab auch Schiffe die Walfische, Quallen und andere Tiermotive hatten. Dann die Segelschiffe, die die ganzen Masten und Segel beleuchtet hatten und ne ganze Reihe anderer Bötchen, die Motive wie Peace-Zeichen und Sterne und sowas hatten.

Wir waren also den ganzen restlichen Abend auf und ab in Bewegung. Ab ca. 23.45 wurden dann die Plätze verteilt und wir haben mit bestem Blick auf Oper und Brücke recht weit hinten im Hafen geparkt.

Als um 0.00 Uhr dann das Spektakel losging, war kein Halten mehr. Die vorher noch recht ruhigen Leute sind schier ausgeflippt und es war auch sowas von wunderbar, das mir schon ein wenig Wasser in den Augen gestanden hat. Gute 15 Minuten feinstes Feuerwerk und von allen Seiten "Happy New Year". Spätestens hier und jetzt sind alle Bedenken von mir abgefallen, ob der Urlaub nötig war, ob die lange Anreise und Strapazen notwendig waren. NATÜRLICH ! Wer einmal so einen Jahreswechsel mitgemacht hat, der will nix mehr anderes machen !

Kurz nach dem letzten Kracher und dem letzten Happy New Year wünschen setzten sich dann auch alle Boote in Bewegung und wohl koordiniert ging es wieder nach Darling Harbour zum Ausschiffen.

Und JETZT war erst mal richtig Betrieb ! Obwohl mir eigentlich die Füße verdammt weh getan haben, sind wir in dem ganzen Trubel noch vom Darling Harbour zum Circular Quay marschiert. Das war nicht wirklich schwer, man musste sich nur in der Masse treiben lassen :-)

Am Circular Quay haben wir noch ein paar Bilder von der beleuchteten Brücke geschossen und sind dann ganz langsam mit den tausenden anderen Leuten die Macquarie Street hoch, durch den James Park und durch den Hyde Park in Richtung Hotel geströmt.

Dort so ca. halb 3 morgens angekommen hats gerade noch für ein letztes Bierchen gereicht und wir sind todmüde in die Kiste gefallen.

 

29.+30.12.2008 - Anreise
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   01.01.2009 - Ein Tag Stadterkundung