24.09.2003 - Santo Domingo

Für heute stand Santo Domingo auf dem Programm. Wir hatten im Vorfeld mehrere Varianten durchgespielt, wie man am besten hinkommen könnte. Natürlich werden vom Hotel aus (bzw. von Frau Neckermann) auch Bustouren angeboten. Da Santo Domingo jedoch nicht mal eben um die Ecke liegt, bedeutete dies immer : früh weg, lange im Bus sitzen, kurz durch Santo Domingo streifen und dann wieder lange im Bus sitzen. Dazu hatten wir keine Lust, außerdem wollten wir noch auf der Strecke die interessanten Sachen sehen und dort bei Bedarf auch stoppen. Als Alternative hatte sich eine ganze Zeit lang, auch wenn sich das kurios anhört, das Taxi gehalten. Eine Taxifahrt hin und zurück mit Fahrer, der während der Zeit in Santo Domingo auch als Führer fungiert hätte, sollte 150 Dollar kosten. Drei Stunden in Santo Domingo waren da mit drin. Für länger hätte man mit dem Fahrer verhandeln müssen. Ob noch weitere versteckte Kosten hingekommen wären weiß ich jetzt nicht.

Da wir auf den letzten beiden Touren (die Fahrt nach La Romana war ja schon in die richtige Richtung) gesehen hatten, das es zumindest auf den Hauptstrassen kein Problem ist sich zurecht zu finden, haben wir uns aber doch zuletzt fürs Selbstfahren entschieden. Der Wagen kostete 95 Dollar (wir haben den größten genommen der da war, es mussten ja 4 Personen locker reinpassen) plus eine Tankfüllung, die auch nicht teuer war. Ich habe jetzt später gehört, das man eventuell am Plaza Bavaro einen Leihwagen billiger bekommen könnte. Wäre einen Versuch wert.

Um halb neun ging's dann los. Erstes Etappenziel sollte Higuey werden. Dort wollten wir uns die Basilika mal genau anschauen. Wenn man hier auf den Strassen unterwegs ist, akzeptiert man recht schnell, das hier anders gefahren wird, als in Deutschland. Mit „anders gefahren“ meine ich, es wird teilweise wild überholt (auch im Ort) und auch sonst ohne großartige Beachtung der Verkehrsregeln gefahren. Das Einzige was an allen Autos funktioniert ist die Hupe, von der auch gerne und oft Gebrauch gemacht wird. Hat man sich erst darauf eingelassen, geht das Fahren eigentlich recht gut von der Hand. Man muss halt einfach damit rechnen, das auf einer zweispurigen Straße mal 3 Autos nebeneinander fahren oder ein Reisebus vor einer Kurve zum Überholen ansetzt. Man kalkuliert dies ein und regt sich auch nicht darüber auf. Zusätzlich zum fließenden Verkehr muss man jederzeit auf fette Löcher in der Straße achten. Die Löcher sind mindestens so groß und tief das man Rad und Achse darin locker versenken und verschrotten kann (obwohl die Straßen in der Gesamtheit in erstaunlich gutem Zustand waren).

In Higuey angekommen bekam ich auch direkt eine kostenlose Lehrstunde in „Nein, du musst nicht an jeder roten Ampel halten“. Bei der ersten Ampel, an der ich bei Rot gestoppt habe, bin ich sofort von allen Seiten angehupt worden. Auch im weiten Verlauf der Fahrt habe ich immer wieder Ampeln gesehen, die jeder geflissentlich ignoriert hat. Zusätzlich kommen bei jeder Verkehrssituation immer noch haufenweise Motorrad- und Mopedfahrer hinzu, für die überhaupt keine Regeln gelten. Die halten bei keiner roten Ampel oder kommen einem auch schon mal auf der gleichen Straßenseite entgegen. Da hilft nur : akzeptieren und nicht drüber aufregen (der erste Schritt zur dominikanischen Mentalität). Wir haben dann bei der Basilika gestoppt. Dieses Betonungetüm wird als großes Heiligtum im ganzen Land verehrt. Der Papst war auch schon dort und die massiven Kirchentüren sollen mehrere Millionen Dollar gekostet haben. Wenn man direkt davor steht, wirkt der große, bildfüllende Bogen noch größer. Von innen hat diese Basilika den gleichen Beton-Charme. Außerdem sieht's von innen doch recht klein aus.

Auf der weiteren Fahrt ging es dann an La Romana vorbei weiter in Richtung San Pedro de Macoris. Diese Stadt haben wir rechter Hand umfahren und sind auf der Umgehung auf einer Art Autobahn weiter Richtung Santo Domingo gefahren. Viele Fotostops haben wir dann doch nicht gemacht, wir wollten dann doch recht zügig ankommen. Wenn man ins Einzugsgebiet von Santo Domingo kommt, muss man an einer Mautstation 15 Peso bezahlen um weiterfahren zu dürfen (in der anderen Richtung übrigens auch). Wenn man auf der großen Autobahn Richtung Stadtgebiet fährt, kommt man schon fast richtig in Nähe des Kolonialviertels (Karte der Zona Colonial) raus. Dort haben wir auch bei erster Gelegenheit das Auto abgestellt und sind zu Fuß weiter.

Wir sind direkt beim Alcazar de Colon rausgekommen. Mit einer Karte ausgerüstet sind wir dann weiter durchs Kolonialviertel gestreift. Bei der Catedral Primada mit der großen Kolumbusstatue war aber erst mal Rast und ein kühles Bier angesagt. Zwischendurch wurde man immer mal wieder von Leuten angesprochen, denen man mangels Verständnis immer ein „no comprende“ entgegnen musste. Da merkte man, das ein Spanischkurs bitter notwendig gewesen wäre. Nachdem wir die meisten Ruinen und historischen Gebäude abgeklappert hatten, sind wir wieder Richtung Meer gegangen und an der breiten Uferpromenade, dem Malecon oder mit offiziellem Namen Avenue George Washington, entlang gewandert. Hier gab's dann auch einen Einblick in die negativen Seiten der Stadt. Nämlich Müllberge am Ufer. Weiter den Malecon runter gibt’s den Centre de Eventos mit seinem farbigen Obelisken davor. Hier waren irgendwie alle Musikvereine des ganzen Landes versammelt, die gerade zu einer großen Parade zusammengestellt wurden. Ein heilloses Durcheinander wobei jede Kapelle was anderes zum Einstimmen zum Besten gab. Nachher haben wir erfahren, das heute ein Feiertag war. Eine gewisse Mercedes wurde heute verehrt. Nachdem wir uns das Chaos eine gute Stunde angesehen hatten (ohne Aussicht auf Start der ganzen Veranstaltung) sind wir von hier aus wieder quer durch die Straßen grob Richtung Kolonialviertel und weiter zum Auto gewandert. Auf dem Weg lag noch das Mausoleum der drei Staatsgründer der Dominikanischen Republik, sowie ein paar schöne Einkaufsstrassen, wo leider wegen des Feiertages alles geschlossen war.

Zurück am Auto haben wir uns als nächstes auf die andere Seite in Richtung des Faro a Colon begeben. Der Faro ist die neue Grabstätte in der die (angeblichen) Gebeine von Christoph Columbus aufbewahrt werden. Dieses Ungetüm hat zwei Eigenschaften. Es ist riesig und sehr schlecht zu finden. Trotzdem man das Ding von Überall eigentlich recht gut sehen kann, haben wir erst mal eine Ehrenrunde im angrenzenden Elendsviertel gedreht, bis sich die Abfahrt vor uns eröffnete. Das Gelände auf der der Faro erbaut wurde ist recht groß mit riesigem angrenzenden Park. Lt. Reiseführer wurden für den Bau mehrere Armenviertel dem Erdboden gleich gemacht.

Dafür das dieser Bau erst gute 10 Jahre alt ist, sieht er schon ziemlich verwittert aus. Es ist eine massive Betonkonstruktion, die dringend mal von außen geschrubbt werden müsste. Der Faro ist einem Kreuz nachempfunden. Das ganze Gebäude ist offen. Das heißt, man kann von vorne nach hinten und von links nach rechts durchsehen. Im Schnittpunkt der beiden Achsen des Kreuzes ist der Altar mit den Kolumbusknochen platziert. Auch hier steht immer ein braver Soldat Wache. Als wir da waren jedoch nicht, anscheinend hatte der Mann Urlaub (oder keine Lust *grins*). In den beiden riesigen Flügeln des Baus sind einzelne Räume, die als eine Art Museen verschiedene Länder (vornehmlich karibische und lateinamerikanische) repräsentieren sollen. Ein paar Räume sind Kolumbus direkt gewidmet. Diese Installationen fand ich auch recht interessant. So sind hier die Routen seiner Reisen zu sehen und verschiedene Artefakte, die auf diesen Reisen mitgebracht wurden. Ich fand es recht ausführlich und gut gemacht. Der Rest hat mich eher gelangweilt.

Da langsam aber sicher der Abend hereinbrach, haben wir zugesehen, das wir schnell wieder auf die Straße kamen. Das hat uns jedoch nicht davor bewahrt, den meisten Teil der Tour  in völliger Dunkelheit zu fahren. Das gestaltete sich doch um einiges Aufwändiger als die Hinfahrt. Zum einen musste man noch mehr aufpassen, nicht in ein riesiges Schlagloch zu fallen. Zum anderen hatten alle anderen Verkehrsteilnehmer die Begabung grundsätzlich mit Fernlicht zu fahren und auch nicht daran zu denken abzublenden. Wir haben uns dieses auch hinterher gespart, gleiches Recht für alle. Nach einer ziemlich langwierigen Fahrt sind wir jedoch wieder wohlbehalten im Hotel angekommen. Nach Gesichtskontrolle durch den Schrankenwärter wurde der gute Daihatsu-Jeep ohne jegliche Schäden wieder abgestellt.
 

Fazit des Tages :

Wohl mit der beste Tag der zwei Wochen. Alleine das Abenteuer den Wagen durch das Verkehrgetümmel zu lotsen, war die Tour wert. Wir hatten in Santo Domingo genug Zeit um das Geplante zu sehen. Also rundum gelungen. Vor allem, weil die Kosten durch 4 geteilt durchaus im Rahmen geblieben sind (95 $ Auto, 25 $ einmal volltanken)

Eine Karte mit einer Detailansicht des Kolonialviertels und einer Übersicht vom Rest von Santo Domingo kann aber nicht schaden. Sollte man im Vorfeld irgendwo kaufen. Außerdem sollte man bei Anmietung des Wagens genauestens darauf bestehen, erklärt zu bekommen, welche Versicherungen bis zu welcher Höhe mit abgeschlossen werden, bzw. inklusive sind. Mir wurde bei Anmietung des Wagens auch versichert das alle möglichen Versicherungen mit dabei wären. Als ich mir den Vertrag mal genauer angesehen habe, kamen mir doch so ein paar Zweifel. Leider ist das Teil in spanisch. Ich kann das nur teilweise deuten.

Rückfahrt bei Dunkelheit. Ich möchte nicht verschweigen, das die Rückfahrt recht kriminell war. Ich möchte auch nicht wissen, was wir hätten tun können, wenn wir in der Dunkelheit irgendwo eine Panne gehabt hätten. Aber es ist alles glatt gelaufen und so kann ich nur sagen : Jederzeit wieder !

 

Isla Catalina und Insel Saona  


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