17.07.2012 - Hügelgräber und Springsteen Konzert
 

Für heute habe ich mich dazu entschieden einen Ausflug nach Außerhalb zu machen. Ich hatte die Wahl zwischen "noch weiter die Stadt erkunden" (was ich beim letzten Besuch aber eigentlich schon fast genug gemacht habe) und einer Tour ins Umland. In meinem Reiseführer war im Teil für Touren ins Umland ein Hinweis drin, das es für Touren nach Tara und Newgrange eine gewisse Mary Gibbons gäbe, die "hoch gelobte privat geführte Touren" anbietet.

Da sich das für mich interessant anhörte und auch nach "Nicht-Massenveranstaltung" klang, habe ich schon vor ner ganzen Zeit übers Internet auf der Seite von der Frau eine Tour gebucht.

Tara ist im Wesentlichen eine Ansammlung von ein paar Hügeln wo diverse vorzeitliche und frühgeschichtliche Monumente zu finden sind. Ich glaube ein paar uralte König sind da auch schon gekrönt worden. Newgrange ist bzw. mit Newgrange bezeichnet wird ein großes steinzeitliches Hügelgrab in der Nähe vom Fluß Boyne in der Grafschaft Meath.

Ich sollte am Morgen in der Nähe von meinem Hotel abgeholt werden. Dabei hatte ich noch Gelegenheit das neu gebaute Aviva Stadium zu begutachten, was wie ein riesiges Ufo mitten im Wohngebiet rumsteht. Man blickt quasi über die Dachgiebel und Schornsteine der Ziegelsteinhäuser unmittelbar gegen die imposante Fassade des Stadions. Interessante Standortwahl.

  

Ich habe also dann auf meine "hochgelobte und privat geführte" Tour gewartet als plötzlich ein ausgewachsener Reisebus vor mir halt machte und sich als Mary Gibbons Tours zu erkennen gab. Hm. Bei Anblick des Busses habe ich mich schon vom "kleine Gruppe" und "keine Massen" Gedanken verabschiedet. Wie man sich doch anhand einer kleinen Beschreibung aus dem Reiseführer und einer gewissen Erwartungshaltung täuschen kann.

Zumindest wurde ich freundlich von der guten Frau begrüßt. Ich war auch erst die dritte Person im Bus. Ach so. Die 30 Euro Tourpreis durfte ich bei ihr auch direkt in bar latzen. Ne Quittung habe ich übrigens nicht erhalten. In der nächsten dreiviertel Stunde ist der Busfahrer dann noch kreuz und quer durch die Stadt gekurvt um überall noch unglaublich viele Leute aufzusammeln. Zu guter Letzt war der Bus bis auf den letzten Platz proppenvoll.

Jetzt haben wir uns aus der Stadt raus auf den Weg gemacht um endlich in Richtung unserer Tagesziele zu fahren. Frau Gibbons hat unterdessen mit ihrem Programm begonnen. Sie hat während der ganzen Fahrt fast ununterbrochen (leider relativ nüchtern und trocken) viele viele viele Jahreszahlen, Königsnamen, Ereignisse und wasweissich runtergerasselt. Ich habe es jetzt nicht gesehen, da sie ganz vorne gesessen hat, ich könnte mir aber sehr gut vorstellen, das sie da die ganze Zeit irgendwelche Texte abgelesen hat. Manchmal hat sie nämlich scheinbar vergessen was sie schon erzählt hatte und einen Abschnitt gleich nochmal mit exakt dem selben Wortlaut wiederholt. Der Unterhaltungslevel im Bus war aus meiner Sicht nicht wirklich hoch. Aber der Bus hatte ja mobiles Internet und man konnte sich ja anderweitig beschäftigen.

Die erste Station Tara bot dann auch willkommene Abwechslung endlich aus dem Bus aussteigen zu können. Die Meute ist dann in die Hügel marschiert. Ich hatte auch schon im Reiseführer eine kleine dezente Warnung (naja keine Warnung aber so etwas wie ein wohlgemeinter Hinweis) gelesen, das für einen Nichteingeweihten und in irischer Historie nicht ganz so bewanderten Menschen das hindurchstapfen durch die irische Landschaft in Tara wohl nicht so wirklich interessant wäre. So ist es dann auch wirklich gewesen. Die angepriesenen "vorzeitlichen und frühgeschichtlichen Monumente" (das ist der Wikipedia Text) entpuppten sich dann in Natura als ein paar grasbewachsene Hügel in sonst ziemlich viel grasbewachsener Landschaft. Schön grün wars ja, interessant aber auf garkeinen Fall. Die Attraktion überhaupt und das nervenaufreibendste hier war dann der phänomenale Krönungsstein. Ein Grashügel mit ner ca. 1 Meter Steinsäule drauf. Boaaah.

  

Und überhaupt ..... wer hat hier auf den Wiesen eigentlich die ganzen Kackeköttel hinterlassen ? Schafe ? Peinlichst genau darauf bedacht nicht in solch einen Köttel reinzulatschen habe ich mich dann auf den Weg zum Bus zurück gemacht. Der nächste Programmpunkt muss aber jetzt deutlich besser werden.

Weiter gings in zügiger Fahrt dann in Richtung Newgrange. Weiter ging auch die manchmal ziemlich nervige Moderation von Frau Gibbons. Zumindest sind wir durch ziemlich viel sehr schöner Landschaft gekommen. Wir sind auf dem Weg auch durch den Ort Slane und entlang des Geländes von Slane Castle gekommen. Das hat auch den U2 Fan in mir wieder geweckt. Ich habe sogar einen Blick aus dem Busfenster auf das Castle erhaschen können. Ich könnte mir vorstellen, das die großen Konzerte die hier hin und wieder stattfinden eine ziemliche Herausforderung an alle darstellen. Hier wars doch ziemlich ab vom Schuss und ohne wirklich vorhandene Infrastruktur (außer der einen Landstraße).

Um zum Newgrange Hügelgrab zu kommen muss man zum Newgrange Besucherzentrum fahren und seine Tour von dort beginnen. Direkt zum Hügelgrab kann/darf man nicht. Die Besucherzahlen pro Tag werden auch auf eine bestimmtes Maß limitiert.

So sind wir also zum Besucherzentrum gefahren. Dort hat jeder einen Aufkleber mit "Tour 13:30" und ne Eintrittkarte bekommen. Mit den Worten "wir sehen uns um 16 Uhr am Bus wieder" hat sich Frau Gibbons dann für den Rest des Nachmittags verabschiedet. Wofür habe ich eigentlich 30 Euro bezahlt ? So viel kann der Sprit für den Bus doch nicht gekostet haben ?

Im Besucherzentrum war zwar recht viel Betrieb, es ist aber alles recht gesittet abgelaufen. Es war genug Zeit um die Ausstellung anzuschauen und einen Happen zu Essen einzuwerfen. Der Weg zum Abfahrplatz der Shuttles zum Hügel war auch nicht schwer zu finden.

Man wird zum Hügel gefahren und dort dann auch wieder von einem Tourguide begrüßt. Die Dame die sich um unsere Gruppe gekümmert hat hat ziemlich viel erzählt, war dabei aber deutlich unterhaltsamer als unsere Frau Gibbons. Wobei sie sehr viel von dem was ich in der Ausstellung im Besucherzentrum gesehen und gelesen habe eigentlich nochmal mit ihrem eigenen Wortlaut nacherzählt hat.

  

  

  

In den Hügel rein konnte man auch. Lustig ist, das bei dem riesigen Flachmann da der Gang nur 7 Meter oder so reinführte. Ziemlich viel Gerümpel wurde da zusammengetragen für einen recht kleinen Gang ins Innere. Später gab es auch noch genug Zeit um mal drumherum zu gehen und die Ausmaße dieses riesigen Kuchens zu erfassen. Also ich fand es eigentlich recht interessant hier.

Später im Bus wurde dann die Rückfahrt in Angriff genommen. Diese wurde schweigend durchgeführt. Scheinbar hatte Frau Gibbons ihr Programm für den Tag durch. Jetzt als wir uns auf autobahnähnlichen Straßen bewegten sah man auch das das alles garnicht soooo schlimm weit von der Stadt entfernt war. Auf der Hinfahrt sind wir ja durchs Land gefahren und teilweise über kleine Landsträßchen gekommen. Da konnte man schon den Eindruck bekommen, das es nach Newgrange eine ziemliche Gondelei sei. Jetzt zurück gings aber sehr zügig. Gegen 5 waren wir in der Stadt und ich habe mich beim ersten Stopp an der O'Connell Street verabschiedet.

Kurzes Fazit der Tour : Im Prinzip war das alles recht interessant. Tara muss man nicht hin, zumindest als Nicht-Ire nicht. Schöne Landschaft wars aber trotzdem. Newgrange fand ich interessant, das kann man sich auf jeden Fall ansehen. Wo ich jetzt nicht zufrieden mit war war die Durchführung der Tour. Wofür habe ich 30 Euro gezahlt ? Fürs Busfahren ? Für runtergerasselte Kommentare ? Sagen wir so. Ich würde nächstes Mal einem anderen Anbieter den Vorzug geben.

Ich habe mich direkt mal zum Burger King verdrückt (sorry für mehr war keine Zeit) und noch was zu Essen eingeworfen und mich dann in den Feierabendverkehr in Richtung Bruce Springsteen gestürzt. Bus war rappelvoll. Bis ganz zum Stadion bin ich garnicht mehr gekommen. Ich bin bei meinem Hotel ausgestiegen und den Rest zu Fuß gegangen.

Das Stadion hatte zuerst einen etwas altmodischen Charakter. Dann aber auch einen recht temporären Charakter da offensichtlich zwei Tribünen recht temporär für das Konzert zusammengebaut schienen.

Das Konzert fing recht pünktlich um 19:30 an. Zuerst gab es eine ziemlich deutliche Retourkutsche für das letzte Konzert in London. Dort hatte man Springsteen den Saft abgedreht, weil er zu lange überzogen hatte und die Lärmschutzgesetze in London durchgesetzt wurden. Zuerst hat man auf der Bühne mit einem überdimensionalen Stromschalter den Strom symbolisch wieder angeschaltet. Dann wurde das unterbrochene Stück vom Vorkonzert fertig gespielt. Das Thema "No Curfew" zog sich noch durch den Rest des Abends.

Konzert war wie gewohnt gut. Es wurden wieder viele Stücke getauscht und durcheinandergewürfelt. Der Sound war teilweise etwas leise oder auch etwas bassarm, weil ein starker Wind herrschte und teilweise die Musik weggeblasen wurde.

  

War es den ganzen Tag eigentlich ziemlich gutes Wetter so zog es sich gegen Ende des Konzertes (irgendwann so gegen 23 Uhr) verstärkt zu und fast mit dem letzten Ton der Musik kam dann der Regen. Grrr. Ich bin auf dem Weg zum Hotel (der jetzt nicht so sehr weit war) noch triefend nass geworden. Das hätte es jetzt für die Nacht nicht mehr gebraucht. Zum Glück hatte ich diesmal klamottentechnisch vorgesorgt mit Ersatzhose und Ersatzschuhen.

 

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