05.03.2016 - schmutziges
Agra und schönes Taj Mahal |
Auch heute Morgen habe ich es noch geschafft Kaffee und Obstteller zu konsumieren. Das Auschecken war dann auch erfreulich unspektakulär. Das Restaurant hatte ich ja immer direkt bar bezahlt, so das auf der Abrechnung auch genau nur der Betrag von der Booking Bestätigung stand. Ich hatte ja im Vorfeld viel gelesen darüber das man aufpassen solle das da nicht noch irgendwelche versteckte Kosten oder Steuern oder sonstwas draufgeschlagen werden. Hier war nix davon der Fall. Alles problemlos und die Zahlung mit der Kreditkarte klappte auch auf Anhieb. Anil wartete schon vor der Türe und als erste Amtshandlung habe ich ihm meine Liste für Agra unter die Nase gehalten. Und ihm gleichzeitig schon angedroht das er jetzt für jeden Tag so ne Liste kriegt. Er hat dazu nix weiter gesagt, zumindest für Agra gabs aber auch nur die drei Standardsachen, mehr gabs da eh nicht unbedingt zu tun. Wir haben recht lange gebraucht um aus dem Altstadtgewühl heraus und auf breite und vernünftige Straßen zu kommen. Die gabs sogar. Im Dunstkreis von Delhi gab es richtig tolle 6-spurige German Autobahns. Verlässt man Delhi kommt man recht schnell an all den Sattelitenstädten vorbei, die um Delhi herum existieren oder gerade entstehen. Irgendwie schienen die alle nur Sektornummern zu haben. Wo wohnst du ? In Delhi, Sektor 12.
Teilweise waren diese Städte auch noch im Bau. Das sah dann so aus, das es ne Abfahrt gab und von dieser Abfahrt dann eine breite Straße auf irgendeinen Acker führte und dort dann auch aufhörte. War wohl teilweise schon recht weit in die Zukunft geplant der Bebauungsplan. Die toll ausgebaute Straße auf der wir uns befanden und die ich durchaus mit einer Autobahn in Deutschland vergleichen konnte, war eine Mautstraße. Im Verlauf der Tour nach Agra mussten wir an diversen Mautstationen unseren Obulus entrichten. Obwohl die Straßen wirklich in gutem Zustand waren kam man nicht wirklich zügig vorwärts. Das Tempolimit ist 100 und Anil ist die ganze Zeit mit 80, höchstens 90 gefahren. Sehr viel schneller hätte jetzt auch garnicht funktioniert. Mautstraße heißt hier nur : In gutem Zustand. Mautstraße verhindert aber nicht das zumindest zwischen den Mautstellen alles an Vehikeln, Lastwagen, Fußgängern etc. unterwegs ist was man sich nur denken kann. Da stehen Leute am Rand die aufs Gemeinschaftstaxi warten, da fahren Bauern mit dem Traktor vom Feld auf die Straße um die Kartoffeln oder Rüben von A nach B zu fahren, da werden am Rand LKW beladen oder repariert. Fußgänger gibt’s auch, die mal eben auf das Feld auf der anderen Seite wollen und manchmal kommt einem auch einer entgegen. Mit anderen Worten, auch hier herrschte Krieg, die Straße war nur ein wenig breiter und weiter einsehbar als sonst. Zumindest auf tiefe Schlaglöcher musste man nicht aufpassen. Das ist doch schon was. Die Kosten für die Straße waren übrigens im Tourpreis enthalten. Ich gehe mal davon aus, das Anil im Laufe der drei Wochen mit Maut und Rajasthan Road Tax ein paar (tausend) Rupies bezahlen musste. Manchmal was etwas unter hundert Rupies, manchmal habe ich auf den großen Schildern aber auch was von 350 pro PKW gesehen. Keine Ahnung obs für Tourist Taxis noch nen Rabatt gab. Delhi nach Agra mit Taj Mahal kann man bei allen Companies auch als Tagestour buchen. So weit isses also nicht von Delhi aus. Wir waren auch eigentlich recht zügig dort. Schon im Einzugsgebiet von Agra meinte Anil dann nur : Agra dirty, only Taj Mahal beautiful. Hm. Kurz drauf wusste ich dann was er meinte. Hier wars jetzt ja mal total anders als in Delhi. Hier lagen Müllberge an der Straße, im Müll wühlten wilde Schweine drin rum oder alternativ Kühe. Überall war Dreck. Das Leben und die Geschäfte fanden hier auch an und auf der Straße statt, aber deutlich dreckiger und abgewirtschafteter als noch in Delhi.
A propos Kühe. Hier waren die alle. Hatte ich in Delhi noch die heiligen Kühe auf den Straßen vermisst, so konnte man sich in Agra fast nicht retten. Irgendwo im dicksten Gewühl zwischen ein paar Straßenkarren und Kühen hielt Anil dann an. Jenseits der bröckeligen Mauer war das Itmad-ud-Daulah. Von der Dreckstrasse tritt man durch die Toreinfahrt und schwupps steht man im Angesicht einer gepflegten Grünanlage und eines wirklich wunderschönen Baus. Auch wieder ein Mausoleum. Also Mausoleen können die in Indien, hat wohl alte Tradition :) Das war jetzt mal ne schöne Unterbrechung. Man muss übrigens die Schuhe ausziehen, wenn man rein will. Oder alternativ (kleine) Schuhüberzieher nutzen, wo aber einer wieder die Hand für aufhält. Auf unserer Seite des Flusses über ein paar Eisenbahnbrücken drüber und durch mehrere Slumgebiete durch kamen wir dann zum Park Mehtab Bag. Von diesem Park aus hat man einen schönen Blick auf das Taj Mahal von jenseits des Flusses. Man kann sich den Eintritt in den Park übrigens sparen, wenn man der Straße noch ein wenig folgt und dann in einen kleinen Pfad links abbiegt. So kommt man nämlich auch direkt an den Fluss und der Blickwinkel ist nicht wesentlich anders als aus dem Park.
Da war zwar eine Absperrung mit dem Hinweis auf irgendwelche Grabungen, da bin ich aber dran vorbei marschiert. Nach einer ganzen Zeit, als ich schon alle Bilder im Kasten hatte, kam ein (bewaffneter!) Wachmann und hat mich mit lautem Trillerpfeifen-pfeifen und wedeln mit sowas wie nem Taktstock zurück zitiert. Ich bin wieder über die Absperrung zurück und habe ihm freundlich zugelächelt (Namaste) und bin gegangen. Was genau er jetzt bewacht hat weiss ich nicht, er hat sich aber auch nicht weiter um mich gekümmert sobald ich wieder auf der richtigen Seite des Flatterbandes stand. In einer fliegenverseuchten Straßenbude beim Park haben Anil und ich dann erst mal einen Tee getrunken. Da musste man die Tasse aber schon zuhalten, so viele Fliegen schwirrten da rum. Dabei konnte man aber schön das Straßentreiben beobachten. Kinder spielten Cricket und Leute kamen mit Mulis mit Ziegelsteinladung vorbei oder Leute mit Ochsen im Schlepptau. Das war schon interessant. Und eben so ganz anders als noch in Delhi. Ich fand es schon unglaublich wie sich die Eindrücke alleine von einer Stadt in die nächste so dermaßen verändern können. Die nächste Station war nun das Agra Fort. Dazu mussten wir fast den ganzen Weg wieder zurück bis zum Itmad-du-Daula um die offenbar in jede Richtung einzige Straßenbrücke über den Fluss zu erreichen. Dabei konnte man noch schön die ganzen Freiluftwäschereien am Fluss beobachten. An der einen Stelle wurde gewaschen, daneben standen noch ein paar Wasserbüffel im Schlamm und dann wurde die Wäsche am Ufer schön zu trocknen ausgebreitet. Schön bunt sah es ja aus, aber wird das nicht sofort wieder dreckig ??? Am Parkplatz vom Agra Fort angekommen gab es dann die übliche Einweisung. Eingang da, Ticketschalter dort, lass dir Zeit, ich warte genau hier. Das Agra Fort ist genauso wie auch das Fort in Delhi eine riesige Befestigungsanlage mit dicken Mauern und vielen einzelnen Gebäuden innendrin. Allerdings hatte ich beim Agra Fort jetzt eher das Gefühl das die dicken Mauern ganz eindringlich ausdrückten : Du kommst hier nich rein, versuchs erst garnicht. :) Innendrin habe ich mir die Gebäude angeschaut. Auch wieder sehr detailliert verziert alles. Nebenbei hat man von der Fluss Seite noch einen schönen Seitenblick aufs Taj Mahal. Als ich mich dann nach viel rumschlendern mal in Ruhe in einer Ecke in den Schatten gesetzt habe und nur beobachtet habe sind mir auch die ganzen Affen aufgefallen, die auf den Wiesen ihr Unwesen trieben. Anil meinte noch zu mir, das Agra wohl stellenweise ein ziemliches Affenproblem hätte.
So. Jetzt musste aber erst mal eine Stärkung her. Dazu ist Anil von der Zufahrt zum Taj Mahal in einem Kreisverkehr straks weiter gefahren und dann bei einem Restaurant eingehalten. Ich habe keine Ahnung wo genau das jetzt in Agra war, ich weiß nur noch es war ein blaues Haus und hatte im ersten Stock eine Terrasse zum draußen unter den Bäumen sitzen. Anil hat sich hier dann ausgeklinkt. Er meinte ich müsse mich zwar nicht hetzen, aber für das Essen sollte ich mir jetzt nicht viel länger als eine Stunde Zeit lassen. Spätestens 16:45 solle ich losgehen, damit ich um 17:30 wenn das Taj Mahal zu macht mein Ticket gekauft hätte. Letzter Einlass nur mit vor 17:30 gekauften Tickets. Anschließend, nach Taj Mahal, solle ich dann wieder zum Restaurant zurückkommen wo er warten würde. OK. Mal ne neue Variante, aber nicht schlimm. Der Fußweg zu den Ticketschaltern war vielleicht 500 Meter oder so. War jetzt kein Gewaltmarsch. Das Essen war recht gut. Mit mir saßen noch zwei andere Deutsche draußen. Das Restaurant war auch so ein Hotspot wo diverse Taxifahrer die Leute hingebracht haben. Nett war dann am Ende als ich zahlen wollte. Der Kellner kam zu mir und verkündete mir mit verschwörerischer Miene, wenn ich wolle, könnte ich ohne offizielle Quittung das Essen auch ohne Steuern bezahlen. Das sei ja viel billiger. Und hielt mir nen abgerissenen Notizzettel mit den addierten Beträgen fürs Essen hin. Die anderen da (er zeigte auf die zwei Deutschen) würden von ihm gleich die offizielle Quittung mit Steuern kriegen. Für mich würde er es aber auch ohne Steuern machen. Ich habe ihn lächelnd angesehen und dabei versucht gedanklich zu erkunden was er mir jetzt gerade gesagt hatte und ob da irgendeine krumme Tour dahintersteckte. Ich habe für mich zumindest keinen Nachteil erkannt und habe ihm die 560 Rupien bezahlt die auf dem Abreisszettel standen und noch ein wenig Trinkgeld dazu in die Hand gedrückt. Er war glücklich und habe mich schnell abgesetzt. Nicht das noch die Steuerpolizei in der Ecke auftaucht :) Am Taj Mahal war ich überpünktlich und mein Touristenticket hatte ich schnell gekauft. Neben dem Ticketfenster standen drei Herren, die sich, als ich das Ticket in den Händen hatte, rührend um mich gekümmert habe. Mit meinem Ticket hätte ich ja auch jetzt das Anrecht auf meine Umsonstflasche Wasser und natürlich auch auf die kostenlosen Schuhüberzieher. Und ab diesem Punkt habe ich jetzt nicht mehr so richtig zugehört oder habe mich verhört. ICH meine ja dann gehört zu haben wie einer der Herren sagte, dass es auch noch den kompetenten Herren rechts neben mir geben würde, der mir jetzt noch zeigen würde, wo ich hingehen müsste und wo der Eingang wäre. Auf jeden Fall hatte ich jetzt plötzlich einen Inder an meiner Seite der mich sofort fürsorglich zugequatscht hat und mit mir mitgegangen ist. Wir kamen nun an den Eingang und dort war eine Schlange von Leuten wie im Phantasialand zur Rushhour an der Wildwasserbahn. Mein neuer Freund hat mich nun ins Schlepptau genommen und ist mit mir an allen Leuten vorbei gegangen, hat dem Wächter der Tore ganz vorne schnell noch die Hand geschüttelt und Schwupps waren wir drin.
Mittlerweile war auch mir klar geworden das ich nicht schnell genug nein gesagt hatte und ich mir jetzt einen (offiziell oder inoffiziell, keine Ahnung) Guide angelacht hatte. Ich hatte schon darüber nachgedacht wie ich ihn so freundlich wie möglich jetzt wieder loswerden könnte, dachte aber jetzt nach der Sache mit der Einlass-Warteschlange das er doch echt nützlich sein könnte. Und so habe ich das Spiel jetzt einfach mitgespielt. Sein Englisch war gut verständlich und er hat sofort am Haupttor angefangen zu erklären und mir die Infos und Jahreszahlen wer wann warum was nur so um die Ohren gehauen. Hey. Der hatte echt was drauf. Naja. Um es kurz zu machen. In der nächsten Stunde bin ich mit ihm durch die Gärten und durchs Taj Mahal gepilgert. Er hat viel erklärt und viel gezeigt. Die Warteschlange der Leute die ins Taj Mahal reinwollten ging einmal um das Gebäude rum. Wir standen an einer Seitentür. Wir gehen durch die Seitentür durch, wieder wird dem Wächter am Ende der Treppe die Hand geschüttelt und schwupps waren wir auch im Taj Mahal drin. Super ! Den Jung hätte ich direkt auch für den Rest der Rajasthan Tour angagiert. :) Das Gebäude selbst ist schon wirklich sehr sehr schön. Wenn man sich von der Nähe die ganzen Einlegearbeiten in den Marmor angesehen hat, hat man keinen Übergang oder eine Naht entdecken können. Drinnen sind im Marmor Edelsteine in Form von Blumen in den Marmor eingebettet. Mein Guide ist da mit einer kleinen Taschenlampe dran vorbei gegangen und die halbe Wand war plötzlich blutrot oder tiefblau am Leuchten. Wirklich wunderschön. Auf dem Weg zurück nahm jetzt die Frequenz der Hinweise auf seinen Shop und das ich dort supertolle Ringe und sonstigen Schmuck kaufen könne merklich zu. Das war auch der Punkt wo ich die Sache beendet habe und ihm für seine Dienste gedankt habe. Ich habe ihm 300 Rupien in die Hand gedrückt und mich freundlich verabschiedet. Als ich dann noch länger in Erwartung des Sonnenunterganges da gesessen habe, hatte ich ja eigentlich ein schlechtes Gewissen. Für ne gute Stunde Programm ihm knapp 4 Euro zu geben empfand ich dann schon selbst ein wenig wenig.
Nuja. Die Sonnenuntergangsstimmung hat mich nicht länger verweilen lassen. Nach den ersten Anzeichen der Dämmerung bin ich gegangen. Ich hatte lange genug Taj Mahal angeschaut. Auf dem Weg zurück zum Restaurant wurde ich noch Zeuge einer handfesten Schlägerei und Kühe blockierten eine Gasse so das ich einen Umweg gehen musste. Tolle Gegend hier. Anil war schnell gefunden und dann mit ihm zusammen das Hotel für den Abend auch. Direkt an der Rezeption habe ich schon gemerkt das die sich hier schon ziemlich nobel und etepetete anstellten. Die gebuchte Suite war aber richtig klasse. Zwei Räume, zwei große Fernseher, großes Bad, großes bequemes Bett, große bequeme Sitzecke. Klasse. Das Hotel hatte zwei Restaurants. Eines im Erdgeschoss wo es auch Frühstück gab und eines „rooftop“. Beide hatten die gleiche Karte. Ich denke aus diesem Grund war unten auch nix los und oben dafür Betrieb. Abzug in der B-Note. WLAN klappte irgendwie nicht. Dafür war das Essen gut und lecker. Anstatt Chicken hatte ich heute mal Lamm (oder Hammel oder Ziege, irgendwas anderes halt). Kingfisher gabs auch. Während des Essens ging draußen ein Wolkenbruch nieder. Es schüttete wie aus Eimern. Den restlichen Abend gabs dann immer mal wieder kleine Stromausfälle. Scheinbar war die Infrastruktur in Agra nicht ganz wasserdicht. Gute Nacht. |
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