18.03.2016 - ein paar Ratten auf dem Weg und bröckeliges Mandawa
 

Bei der Abreise war heute wieder Bargeld angesagt. Die Mama hatte die Abrechnung fertig gemacht und hat kassiert. Jetzt musste ich aber doch so langsam nochmal an einen Automaten. Das Ende war nahe und damit auch dann übermorgen die letzte Rate für Mister Ashok. Aber ich war zuversichtlich in Mandawa ATM's zu finden.

Der Tuktuk Mann von gestern stand überpünktlich schon vor der Türe. Die sichere Fahrt hat er sich nicht entgehen lassen. Er hat noch irgendwen mit seinem kleinen Jungen mit vorne auf die Fahrerbank gequetscht und ist in schnellem Tempo losgedüst. In der Stadt war noch garnicht so viel los. Nur Kühe standen überall rum. Und auf den Kreuzungen auch phänomenal im Weg. Der Typ mit seinem Tuktuk hat die Kühe teilweise schon fast zu Seite geschubst.

Am Fort wartete auch schon Anil. Als ich dem Tuktuk-Mann dann das gleiche Geld in die Hand gedrückt hatte wie gestern für die Hintour wurde er etwas mürrisch. Keine Ahnung warum. Aber er wollte scheinbar mehr Geld. Nein, das muss reichen. Ich habe mich zu Anil ins Auto verzogen und wir sind los.

Die Strecke heute war garnicht so lang. Einziger Programmpunkt auf dem Weg war heute der Rattentempel in Deshnok. Je nachdem aus welcher Himmelsrichtung man reinkommt, kann man den Tempel auch auf der Anreise nach Bikaner als Station machen. Anil hatte aber darum gebeten den Tempel auf der Strecke nach Mandawa mitzunehmen. Kein Problem. Soll mir recht sein.

 

 

Der Rattentempel ist eine Berühmtheit. So ziemlich in jeder Doku über Indien kommt da was vom Rattentempel vor. Entsprechend ist der Tempel auch garantiert bei jeder Tour eine Station. Und dementsprechend hat man auch schon vor Ort vorgesorgt. Es gibt eine gut organisierte Schuhstation wo man seine Treter hinterlegen kann. Und diverse Marktbuden mit Essen, Trinken und Krimskrams haben sich auch in der Nähe des Eingangs angesiedelt.

Der Tempel ist von außen recht überschwänglich verziert. Die Marmorfassade besteht aus unendlich vielen in den Marmor geschnitzten Elementen wie Blumen zum Beispiel. Ja und auch, wie soll es auch anders sein, Ratten.

Drinnen isses dann etwas weniger prunkvoll. Es ist eigentlich schon ein wenig dreckig. Betritt man den Tempel sieht man erst einmal keine Ratten. Also man wird auf dem Platz vor dem Eingang zum Heiligtum nicht von Ratten angefallen. Die Viecher bemerkt man erst, wenn man mal genauer hinsieht. Die sitzen mit Vorliebe auf Türstürzen, auf Geländern, in Gittern oder in allen Ecken. Es gibt eine Stelle wo Schalen mit Futter stehen. Dort kann man die Ratten auch füttern. Die tun nix, die wollen nur spielen. Und daneben stehen dann Schalen mit Milch. Die Ratten sitzen auf dieser Schale rundherum auf dem Rand und schlürfen bedächtig die Milch. Das Bild ist irgendwie schon kurios.

Setzt man sich mal irgendwo hin, auf einen Absatz oder eine Treppenstufe, dann kann es sein, das einem auch mal ne Ratte über die Füße oder vor den Füßen herläuft. Das wars aber auch schon. Die Tiere haben im Tempel nix zu befürchten und werden ausreichend gefüttert. Die Ratten sind dermaßen überhaupt nicht an den Menschen interessiert die da rumlaufen, außer wenn einer da sitzt und hat Futter in der Hand. Dann kommen die Ratten an und lassen sich aus der Hand anfüttern.

Die Tiere verteilen sich in allen Ecken in der Tempelanlage. In manchen dunklen Ecken gibt’s mal die eine oder andere Rattenversammlung. Da muss man schon aufpassen, dass man keiner auf den Schwanz tritt. Ich glaube dann wären die nicht mehr so friedlich.

Nach ausgiebigem Ratten begutachten bin ich dann auch wieder raus und habe meine Schuhe ausgelöst. Die Socken habe ich lieber ausgezogen. Die sind erst mal ganz unten in die Tasche gewandert.

 

 

Anil sagte, das er ab hier jetzt eine neue Route fahren würde, die er bisher nur einmal vorher gefahren wäre, allerdings aus der anderen Richtung kommend. Ich solle mich also nicht wundern, wenn er gleich mal nach dem Weg fragen müsste, grundsätzlich wüsste er aber wie er fahren müsste. Ich habe ihm gesagt er solle mal machen. Für heute stand sowieso nix mehr auf dem Plan als nach Mandawa zu kommen.

Bei uns hätte man zu diesem Sträßchen jetzt eher Feldweg gesagt. Hier war jedoch Gott und die Welt inkl. Busse und LKW auf dieser Piste unterwegs. Nach einer ganze Zeit wurde die Straße auch so schlecht, das wir nur noch im Schritttempo um die riesigen Schlaglöcher rumgekurvt sind. Die Straße bestand im Prinzip aus Schlaglöchern. Die kleinen Flecken Teer dazwischen sind garnicht mehr aufgefallen.

Und Anil hat insgesamt drei mal angehalten und gefragt, bzw. sich bestätigen lassen, das er immer noch in der richtigen Himmelsrichtung unterwegs war. Die Fahrt auf diesem miesen Straßending war sehr anstrengend. Alleine nur das daneben sitzen und durchgeschüttelt werden hat mich schon angestrengt. Das wurde auch irgendwie nicht besser bis wir unmittelbar in Mandawa angekommen waren. Wir sind dann durch den Ort gekurvt und als die Straße fast schon zu schmal fürs Auto war waren wir beim Hotel. Anil kannte es. Ich glaube so sehr viel Auswahl gibts in Mandawa auch nicht.

Schon auf der Fahrt hatte Anil die ganze Zeit erzählt, das es in Mandawa ja soooo viele "Havelis" geben würde die sich lohnen würden sich anzuschauen. Da wär das Dings-Haus, das Dings-Haus und noch das und das Haus was ich uuuuunbedingt ansehen müsste. Ich habe in seinen Ausführungen eigentlich nur noch Havelis Havelis Havelis verstanden.

Als wir nun so durch Mandawa fuhren war mein erster Eindruck eigentlich nur, das es hier sehr alt und zerfallen aussieht.

Im Hotel wurden wir ganz freundlich mit ner Limonade begrüßt und ich wurde beim Einchecken überschwänglich zugetextet. Dann ist einer mit mir losgezogen und hat mir erst mal die verfügbaren Zimmer gezeigt. Eigentlich hätte ich ja auch das erste direkt schon genommen, aber der Herr meinte Nein Nein, zuerst muss man andere Zimmer gesehen haben um dann eine gute Wahl zu treffen. Aha. Na gut. Also habe ich dann das letzte Zimmer genommen das er mir gezeigt hat. Alle Zimmer waren vom Stil her recht unterschiedlich gebaut und ausgestattet. Das wo ich mich jetzt zu entschieden hatte, waren eigentlich drei Räume nebeneinander, Bad, Aufenthaltsraum mit Empore und Sitzgruppe und Schlafzimmer. Die drei Räume nebeneinander waren irgendwie die ganze Front vom Haupthaus. Konnte sich schon sehen lassen.

 

Was auch vollkommen wunderbar ausgestattet und verziert war, ist der Innenhof im Haus, um den Sich auf zwei Etagen die ganzen Zimmer befinden. Sah schon wirklich schön aus. So langsam bekam ich eine kleine Idee davon, was Anil mit den wunderschönen Havelis gemeint hat.

Nachdem Anil abgedampft war (Tschüss, wir treffen uns übermorgen wieder hier) habe ich noch kurz meinen Kram verstaut und bin dann mal zurück zur Hauptstraße gegangen. Hauptstraße ist jetzt recht hoch gegriffen. Es war halt die "Main Market Road" wo sich die meisten Geschäfte hoch und runter versammelten.

Hier habe ich auch schon zwischen den vielen alten und zerbröckelten "Bauruinen" ein paar von den schönen Havelis gesehen. An einer Stelle ist so etwas wie ein Torbogen durch den sich der ganze Verkehr quetscht mit ein paar Figürchen oben drauf. Alles sah irgendwie alt aus und sah aus, als hätte es schon vor längerer Zeit deutlich bessere Zeiten erlebt. Ich habe schon mal erkundet wo ich morgen die ganzen Havelis sehen werde. Einen großen Tempel, den Abzweig zum Mandawa Castle und nen Geldautomaten habe ich dabei gefunden.

Der Automat hat mir zweimal 10 Mille ausgespuckt. Brav. Jetzt konnte ich Ashok bezahlen und auch Anil noch ein Trinkgeld geben.

 

Zurück am Hotel habe ich gefragt, ob die auch ein Restaurant haben. Ja klar. Ich meine ja verstanden zu haben, das die auch ein Rooftop Restaurant hätten. Ich könne mich aber auch in den Garten setzen oder in den Speisesaal. Zuerst habe ich im Zimmer noch etwas gelesen und mich dann rauf zum Rooftop gemacht. Allerdings war da nix. Alles düster. Also bin ich noch ein wenig auf dem leeren dunklen Dach rumgetigert und habe mir Mandawa "by Night" angeschaut. Dann bin ich zum Speisesaal gegangen. Dort war wenigstens was los. Es saß genau eine Family (ich glaube Holländer, ausnahmsweise mal keine Franzosen) da.

Irgendwann kam mal jemand vorbeigeschlurft mit ner Karte. Bis dann das erste Bier auf dem Tisch stand hat auch sehr lange gedauert. Die hatten die Ruhe weg. Da ich auf der vegetarischen Karte nix tolles entdecken konnte, habe ich meine vegetarische Standardwahl Aloo Jeera = Kartoffeln mit Cumin und sonstigen Gewürzen genommen. Jetzt passierte erst mal lange Zeit garnix. Iiiirgendwann kam mal das Essen. Sah erst mal ganz gut aus. Beim ersten Biss aber durfte ich feststellen das da wohl irgendwas schiefgegangen war. Die Kartoffeln waren innen drin noch recht äääääh bissfest, will sagen nahezu roh. Das hat mal garnicht geschmeckt. Ich habe dem Mensch gesagt das er sich seine Kartoffeln wieder mitnehmen kann. Ich habe mir noch ein Bier aufs Zimmer bestellt und bin weg.

Morgen gehts gegenüber zu Monica. Monicas Rooftop Restaurant wird nämlich auch im Lonely Planet gelistet und die schreiben nur gute Dinge darüber. Wird wohl deutlich besser sein als das Essen heut. Auf das Bier habe ich übrigens auch noch ne halbe Stunde gewartet.

Mein Urteil über das "Radhika Haveli" : Hotel top. Restaurante und Service ...... verbesserungswürdig.

Livebericht vom Abend des 18.03.
 

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