21.03.  - Kalkutta liegt am Ganges, Varanasi aber auch
 

So jetzt bin ich auch in Varanasi angekommen.
Nachdem ich Anil gestern Mittag verabschiedet hatte, habe erst einmal einen Tag in einer unwirklichen westliche Welt Luftblase verbracht.
Nachdem ich an Nachmittag von meinem Ausflug mit der Metro wohlbehalten zurück war, Gabs im Holiday Inn erst mal Pizza mit Schinken, Käse, Chicken, Zwiebeln, Salami ....... Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich direkt mal zwei davon gefuttert habe.
Das Zimmer .... Riesig, weiches Bett, Ruhe. Wenn um 10 Uhr der Wecker nicht geklingelt hätte, ich würde da immer noch liegen.
Und westliche Pop Musik. Bis ich es gehört habe wusste ich nicht wie ich s vermisst habe. Beim Checkout lief Paul McCartney und ich habe mitgepfiffen. Das hat die gute Frau am Schalter sehr irritiert :)

Mein persönlicher Shuttle bringt mich zum Flughafen. Einchecken und alles ist erschreckend normal. Allerdings muss ich für drei Kilo Übergepäck ganze 10 Euro bezahlen. Skandal.
Durch die Sicherheitskontrolle durch (mein Gürtel durfte bleiben, die Schuhe auch) stellt man fest das der Inder gerne die persönliche Kontrolle bevorzugt. Wer traut schon diesen Scannern da. Also mit dem Handgerät penibel gefilzt. Aber nix gefunden.
Im Flughafen dann gewohnte Kost. Mc Donalds, kfc,  Costa Coffee. Ich denke ich bin im Flughafen von London. Kein Unterschied auszumachen.

Und dann weiß ich wieder das ich in Indien bin. Am Gate steht erst mal nirgends wo man hin muss, dann wird irgendwas geboarded, ich bin bis zuletzt nicht sicher das ich richtig bin. Dann kommen Busse. Allerdings zu wenig. Die Hälfte der Leute steht aufm Flugfeld. Herrlich!
Aber irgendwie geht es dann doch und der Flieger hat am Ende auch nur ne halbe Stunde Verspätung.

Angekommen.
Ja irgendwie. Im Lonely Planet steht Varanasi stellt einen auf die Probe. Ja zumindest auf die Geduldsprobe. Der Flughafen Varanasi hat erst mal soviel mit Varanasi gemein wie Frankfurt Hahn mit Frankfurt.
Naja. Ok. So schlimm isses nicht, aber 30 km ist der Flughafen schon von der Stadt entfernt.
Im Hotel bekomme ich genaues Briefing. Diese wlans gibts, das sind die Passwörter, Tempel hier, ghats hier. 18.30 Zeremonie hier, 05.00 Uhr Zeremonie hier (diese Zeremonie habe ich schon direkt abgesagt).

Ich gehe in mein Zimmer. Ich lege mich aufs Bett und bin innerhalb von Minuten weg. Wie kann rumreisen, rumsitzen, auf den Flieger warten, fliegen und dann Taxi fahren so anstrengend sein? Eventuell liegst auch an der tollen Temperatur hier. In Varanasi sinds 32 grad. Da kann sich Delhi noch ne Scheibe abschneiden.

Als ich wieder fit bin mache ich mich auf zum Orientierungslauf. Einmal die Straße runter. Is nicht schwer, man muss nur lebend ankommen. Dann durch den großen Basar und schon steht man am Wasser. Der Ganges. Die Sonne schickt sich an gerade unterzugehen. Eigentlich isses hier ja recht idyllisch. Alle Typen die mir Bootsfahrten, Handmassagen, Kopfmassagen, Rasuren und bunten Plastiktinnef andrehen wollen kann ich mittlerweile routiniert hinter mir lassen.

Ich gehe vom Hauptghat südlich weiter. Nach relativ kurzer Zeit steigt mir schon der Duft von Holzfeuer in die Nase. Und um die nächste Ecke sehe ich es. Ich bin beim Verbrennungsghat angekommen und gerade brennen hier 5 Feuerstellen. Unglaublich. Von vielen Leuten werde ich quasi eingeladen näher zu kommen und mir alles von ganz nah anzusehen. Ich kann gerade noch widerstehen. Mein Platz etwas weiter weg mit genug pietäts-abstand reicht mir.
Natürlich kann ich nicht anders als ein Foto zu machen. Aber nur eins. Dann wird ein neuer Haufen angezündet und kurze Zeit später wird eine Bahre mit einem in bunte Tücher eingewickelten Leichnam gebracht, der mal eben schnell wie ein Rollbraten aufs Feuer gelegt wird. Hier an dieser Stelle habe ich die Besichtigung abgebrochen. Habe auch keine Fotos mehr gemacht sondern mich irgendwie .... Ich weiß nicht wie ich es sagen soll .... Beschämt .... Abgesetzt.

Wo der Tod bei uns ja doch etwas sehr privates ist, wird hier in Varanasi der Tod öffentlich zelebriert. Und jeder schaut zu. Das ist schon vom Grundkonzept her gänzlich anders wie die westliche Welt.

Tja. Und des Rest von Abend habe ich an anderen Ghats die abendlichen Zeremonien mit viel Musik und Qualm und Räucherstäbchen und Priestern angeschaut. Das war wie ein Volksfest. Nur das da wirklich viele Leute Zwischendrin standen die ernsthaft am beten waren.

Varanasi stellt einen auf die Probe. Unrecht hat der lonely Planet nicht. Was soll ich von brennenden Leichnamen halten, zu deren Verbrennung ich quasi zugebeten werde?
Was soll ich vom abendlichen Basar halten wo ich auf jedem Meter fast plattgefahren werde?
Ich muss morgen im hellen mal ne Bootsfahrt machen und mir das mal vom Wasser aus ansehen. Vielleicht ergibt das ja dann ein Bild.

Gruß
Wieder aus dem indischen Leben mit viel Hupen und vielen Tempeln die nachts Radau machen.
 

 
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