24.03.2016 - Kalkutta liegt am Ganges .....
 

Wunderbar geschlafen. Das Oberoi ist ein Hort der Ruhe und Entspannung. Nein, ich kriege kein Geld vom Management, ich bin einfach begeistert. Der Service im Hotel ist ebenfalls Extraklasse. Ab dem Moment, in dem ich beim Frühstücksrestaurant vorstellig wurde und dabei nach meiner Zimmernummer gefragt wurde, wurde ich mit Namen angesprochen und ich hatte wirklich das Gefühl das ich nur jemanden ansehen musste und der wusste genau was ich wollte.

Beim Frühstück hab ich dann noch einen persönlichen Glücksmoment erlebt. Es gab doch tatsächlich richtige Brötchen und Brot und auch noch frische Schokoladencroissants. Man merkt erst wie man etwas vermisst, wenn man nach jetzt fast 4 Wochen irgendetwas das erste Mal wieder bekommt.

Der persönliche Eierbrater hat dann die Eggs wie gewünscht zubereitet und ich habe ungefragt noch einen Pott Ketchup dabei bekommen. Ich sage ja, die haben gewusst was ich wollte ohne dass ich es sagen musste (und das es zum Bratei wie es sich gehört Ketchup dabei gibt, ist garnicht mal so selbstverständlich).

 

 

Einer der (Ober?) Kellner stellte sich dann noch vor und hat sich tapfer an der Aussprache meines Namens versucht. Muss sagen, er hat es am besten gemacht von allen die es vor ihm in Indien versucht haben. Wir haben uns noch ein wenig unterhalten und als er erfuhr, das ich anschließend noch nach Bombay fliege, war er hin und weg. Er selbst sei aus Bombay und wenn ich iiiirgendeinen Tipp von ihm benötigen würde, solle ich nur fragen. Anschließend meinte er, auch wenn ich nicht im Oberoi in Mumbay wohnen würde, er würde dem Concierge dort Bescheid sagen und der könne dann ja für mich Touren und sonstwas organisieren. Wow. Die haben mich da ja fast nicht mehr weggelassen. So lange habe ich noch nie für ein Frühstück benötigt.

Um es direkt zu sagen : Jaaaa. Es hatte seinen Preis. Für das Frühstück sind schon viele Scheine über den Tisch gewandert (bzw. auf mein Zimmerkonto) und auch sonst gab es nix, für das man im Hotel nicht extra zahlen musste. Internet gabs nur pro Tag für 30 Minuten. Ansonsten musste man dafür bezahlen. Und ein Bier in der Bar hat soviel gekostet wie in Rajasthan 3 Stück. Vom Abendessen im Restaurant will ich jetzt garnicht sprechen.

Also lernen wir. Verwöhnt werden kostet auch in Indien Geld.

Aber zurück zu Kalkutta. Tritt man aus dem Hotel heraus, steht man auch direkt wieder im brutalen Leben. Das Hotel liegt an einer der großen Hauptstraßen der Stadt und wird von dieser von einem breiten Arkadengang getrennt. In diesem Arkadengang hat sich ein Basar angesiedelt und jeder Quadratzentimeter ist mit Buden und Ständen mit Nippes, Klamotten, gefälschten Ray Ban Brillen oder Plastikuhren vollgestopft. Es ist so dicht gepackt mit Leuten, das man schon richtig Schwierigkeiten hat, hier zügig fortanzukommen.

 

 

Auf der Karte sieht es so aus, als ob das Hotel direkt gegenüber einer riesigen Grünanlage mit Central Park Ausmaßen liegt. In Wirklichkeit war das zwar grün, aber zumindest im oberen Bereich Höhe Hotel nicht gepflegt und auch abgeschlossen. Wenn man durch die ganzen Marktbuden einen Durchgang gefunden hätte, man hätte vor verrammelten Gittern gestanden. So viel also zum „mal gemütlich durch den Park spazieren“. Als ich lebend die breite Straße überquert hatte (was eigentlich garnicht mal so schwer war) bin ich auf der anderen Seite rechts hoch gegangen, bis ich am Busbahnhof angekommen bin. Busbahnhof sage ich nur, weil hier alle möglichen Busse kreuz und quer rumstanden. Hier waren sowohl Stadtbusse wie auch Überlandbusse (wo das Gepäck hoch aufs Dach aufgetürmt wurde) zu finden. Ein System habe ich dabei nicht erkannt. Ich hatte mir vorher aus dem Lonely Planet zwei bis drei Ziele etwas weiter weg rausgesucht, zu denen allen ein Bus hier von Esplanade hinfahren sollte. Nur, ich habe keinerlei Angaben zu Linien oder Busnummern oder Fahrpläne gesehen und gefunden. Ich habe also meine Idee, noch mit dem Bus irgendwo hin zu fahren, erst mal aufgegeben.

Nächster Test : die Metro. Auch hier war der Erfolg sehr überschaubar. Die Metrostation bei Esplanade sah erst einmal aus, als ob man sie gerade bei Ausgrabungen irgendwo gefunden hätte und darüberhinaus war sie zu und verrammelt. Eine Frage bei Google brachte auch interessante Ergebnisse. Je nach Fundstelle spricht man in Kalkutta von einer bis hin zu vier Ubahn Linien. Wieviele jetzt wirklich davon existieren ist offensichtlich weitestgehend unklar. Fakt ist wohl, das es genau eine Linie gibt und alles andere sich eher nur auf dem Papier oder in den Köpfen der Planer findet.

Gegenüber an der Kreuzung steht ein schön erhaltenes Gebäude mit vielen Türmchen und Erkern und Schnörkeln. Steht nur Big Bazaar dran, was es früher mal war konnte ich nicht direkt herausfinden. Ich bin der Straße noch ein wenig weiter hoch bis zur Tipu Sultan Moschee gefolgt und auf der anderen Straßenseite wieder runter. Die Metro Station Esplanade war auf dieser Straßenseite sogar geöffnet. Aber irgendwie sowohl äußeres Aussehen und auch das Aussehen des Eingangs und der Treppen machten einen nicht wirklich vertrauenserweckenden Eindruck. Ich habe das UBahn fahren erst mal vertagt.

 

 

Beim Hotel eine Straße weiter biegt man ab zum New Market. Ein wenig bin ich durch die alte Markthalle gewandert und noch bis zum alten Uhrenturm gekommen. Hier gabs jetzt auch wieder viele aufdringliche Herren, die mich in ihre Shops schleifen wollten. Von Seide über Pashmina Zeugs und Anzüge und auch sonst alles was ich nie wollte war alles vertreten. Manche von denen sind mir echt penetrant recht weit hinterhergelaufen. Das sollte auch die nächsten Tage immer wieder so sein.

Vom New Market bin ich dann in der Sutter Street gelandet. Hier waren im Lonely Planet ein paar Restaurants gelistet. War aber bei genauer Begutachtung alles nicht wirklich mein Fall. Direkt hier bei der Sutter Street ist das große Indian Museum. Laut Lonely Planet soll das sogar recht gut sein. Allerdings hatte ich jetzt und hier verdammt garkeine Lust den horrenden Eintritt zu zahlen. 500 wollten sie haben. Und irgendwie hatte ich jetzt und hier nicht wirklich Lust auf ein Museum. Also weiter.

Interessant war, das jetzt kurz hinter dem Museum noch ne Metro Station kam, die auf keinem der Pläne die ich gesehen hatte draufstand. Auch mal was neues.

Der weitere Weg bis zur Station Maidan zog sich dafür jetzt aber gewaltig in die Länge. Von Maidan musste ich noch zwei Blocks weiter. Dort bin ich die Shakespeare Sarani Road reingegangen, weil dort noch im Loneplanet "Aurobindo Bhawan", die "mondäne Villa eines Gurus", eingezeichnet war. Das entpuppte sich aber jetzt nur als „normales“ Haus wo mal gerade garnix zu sehen war. Der Weg war jetzt echt für die Katz. Also wieder zurück und über die Kreuzung in den Park und dort direkt wieder links zur St. Pauls Cathedral. Vor der Kathedrale wäre noch das Planetarium gekommen, das war aber abgesperrt und (wie so vieles hier in der Stadt) verrammelt.

Die Kathedrale war jetzt nicht allzu spektakulär. Aber zumindest mal ne christliche Kirche nach 4 Wochen Tempel. Ich nutze Kirchen ja immer um mich mal in Ruhe hinzusetzen und ne Rast zu machen. Das ging auch hier ganz gut. An den Außenwänden war so etwas wie eine Art Umgang, wo diverse Gräber von bestimmt wichtigen und verdienten Bürgern Kalkuttas lagen. Alle natürlich recht alt. An den Wänden waren diverse Platten mit Inschriften befestigt, die jeweils eine kleine Geschichte über den hier Liegenden erzählte. Eine war in etwa so : Hier liegt Mr. Soundso, der am Abend des soundsovielten auf seinem treuen Pferd nach einem Besuch bei seinem Freund nach Hause ritt und bei diesem Ritt von einem Gewitter eingeholt wurde. Er wurde auf seinem Pferd vom Blitz erschlagen. Coole Story.

 

 

Leider stellte sich dann auch heraus, das ich zu meinem nächsten Ziel, dem Victoria Memorial, jetzt erst mal quasi außen einmal rumgehen musste, um das Gelände beim Kreisel am Queens Way zu entern. Direkt von der Kathedrale in den Park ging nicht. Da standen leider hohe Zäune.

Hier oben beim Queens Way – Kreisel sind auch die Ticketkassen. Das Memorial ist ein ziemlich imposanter Bau, der irgendwie spontan an einen Baumix von Capitol in Washington und Taj Mahal erinnert. Die gute Victoria war wohl nicht wirklich die beliebteste Herrscherin hier in Indien. Die Präsentation wird ein wenig stiefmütterlich behandelt. Wäre das Gebäude irgendeinem Inder oder Inderin gewidmet, das wär bestimmt ne fette Touristenattraktion in Kalkutta. So stehts irgendwie einfach nur rum.

Die Inder haben auch mit dem Bau dieses Dings so lange gebraucht, das es erst 20 Jahre nach dem Tod der Victoria fertig wurde. Indische Art der Rache :)

Im Gebäude ist nicht so sehr viel los. Es stehen noch ein paar Statuen rum und ein paar Vitrinen mit Zeugs. Aber ansonsten ist schon eher das Gebäude selbst die Attraktion. Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund darf man drinnen nicht fotografieren. Wenn man sich aber mal unauffällig in eine Ecke stellt und die Kuppel oder sonstwas knipst, kriegt das eher keiner mit.

Auf der Rückseite geht’s raus und man kann schön durch den Park spazieren.

 

 

Mein nächster Stopp sollte der South Park Street Cemetery sein. Dazu musste ich wieder zurück in Richtung Kathedrale und wieder in die Shakespeare Sarani Road rein. Hier habe ich ein wenig dumm geplant. Wenn ich gewusst hätte, das ich die Straße eh durchgehen muss, hätte ich mir eben den Weg zu dem Aurobindo Dings sparen können. Da bin ich nämlich jetzt nochmal vorbeigekommen.

Eines muss ich mir mal fürs nächste mal merken. Wenn hier in der Stadt ein Weg auf der Karte lang aussieht, dann isser es garantiert auch. Die Maßstäbe sind hier doch eher etwas größer. Will damit sagen, die Straße weiter hoch und nochmal abgebogen bis zur Park Street habe ich mir auf einem recht langen Weg die Füße plattgelatscht.

Dafür hat der Cemetery dann entschädigt. Ein christlicher Friedhof mit echten Gräbern und Grabsteinen und Grabmalen. Habe ich in ganz Indien bisher noch keinen gesehen. Keine Ahnung ob dieser South Park Street Cemetery noch genutzt wird. Eigentlich alle Gräber die ich gesehen habe, waren von 1800-tobak. Und auch hier wieder auf den Grabsteinen teilweise ganze Geschichten über das Leben des hier liegenden Lt. Col. Seargent Irgendwas von der hochherrschaftlichen englischen East India Company.

Ich fands interessant. Eigentlich hatte ich jetzt zwar schon genug Meter auf dem Buckel für heute. Aber meine Karte sagte mir, das ich jetzt nur noch die Straße an der ich gerade stand ein kleinwenig durchgehen müsse, dann wäre ich beim Mutter Teresa House. Das kleine Stück entpuppte sich zwar dann auch wieder als unglaublich langes Stück, aber angekommen bin ich durchaus. In dem Mother Teresa House ist auch das Grabmal. Sie ist hier begraben. In der Mission sind die Frauen mit der von Mutter Teresa bekannten Bekleidung unterwegs. Überall sind Tafeln mit Stationen des Lebens von „the Mother“. Leider nicht auf englisch. Es ist recht friedvoll und man wird auch ziemlich in Ruhe gelassen. Hier ist definitiv niemand, der einem penetrant was aufschwatzen will oder eine Führung anbieten will oder so etwas.

 

 

Jetzt war aber das Besichtigungsprogramm endgültig zu Ende. Ich habe jetzt nur noch gesehen, das ich durchs Viertel quer hindurch auf möglichst direktem Wege wieder zurück in die Nähe des Hotels kam. Zuerst durch die Ripon Street an Märkten und viel Leben auf dem Bürgersteig und etlichen Straßen-Essbuden vorbei und am Ende wieder auf die Park Street bis zur Chowringhee Road. Es hat sich ziemlich gezogen und am Ende war ich doch heilfroh zum Hotel abbiegen zu können und sobald ich die Lobby betreten hatte mich auf ein weiches Sofa werfen zu können. Puh. Als ich etwas zerstört durch die Hitze und die Luftfeuchtigkeit in der Hitze auf das Sofa gesunken bin, stand quasi direkt jemand neben mir, der mir eine Flasche Wasser überreichte. Sehr nett, Danke. Schon wieder ein nicht ausgesprochener Wunsch geahnt und erfüllt. Das Wasser war sogar kostenlos. War so ziemlich das einzige was ich im Hotel kostenlos bekommen habe :)

Nach einer kleinen Rast auf dem Zimmer bin ich dann zum Abendessen runter ins Restaurant. Ich habe mir heute Abend nochmal nen Burger mit Pommes gegönnt. Der lachte mich so dolle an auf der Karte, der musste einfach sein. Über den Preis rede ich jetzt nicht, da deckt man am besten den Mantel des Schweigens drüber.

Jetzt aber ins Bett. Für Morgen hatte ich ein ähnliches Pensum diesmal in die andere Richtung hoch geplant.

Live Bericht vom Abend des 24.3.

 

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