15.07.2011 - kurioses Museum, ein Stück Downtown, Central West End und ein Film im Tempel

So. Nach dem Gateway Arch gestern gingen jetzt so langsam die bekannten St. Louis Attraktionen zu Ende. Kein Scherz. In meinem Reiseführer (es war überhaupt schon eine Kunst einen Reiseführer für die Stadt St. Louis zu finden) standen als die Muss-Attraktionen der Gateway Arch und das Stadion drin. Das wäre so weit erledigt. Als eines der wenigen weiteren "Must-See" für The Lou wurde noch das "City Museum" genannt. Eine kuriose Attraktionensammlung die man gesehen haben muss, so übersetze ich mal frei das was da im Buch steht. Naja. Warum nicht.

Aber zuerst war mir heute nach nem guten Frühstück. Eine der wenigen Optionen für ein gutes Frühstück in Downtown war laut meinem Buch das "Roosters". Da konnte ich vom Hotel aus zu Fuß hin. Als ich beim Hotel raus auf die Straße kam, hab ich erstmal einen Schlag bekommen, als ich gegen eine massive heiß-feuchte Wand gelaufen bin. Wow. Das Klima hier in St. Louis war mörderisch. Knackheiss und dafür eine Luftfeuchtigkeit jenseits von gut und böse.

  

Auf meinem Weg ins Rooster konnte ich mir schön einen Teil von Downtown ansehen. In wildem Wechsel Gebäude die feudal aussahen wie Regierungsgebäude, recht gut gepflegte Bürohäuser und Apartmenthäuser, mittelalte bis alte Fabrikgebäude und das jeweils manchmal ein wenig runtergekommen. So hat sich die Downtown mir präsentiert. Ich fand es eine gute Mischung.

  

Das Rooster ist ein "Crepe-Laden". Bedeutet hier, es gibt alles was man in einem Frühstücksladen sucht, aber das eingeschlagen in Crepes. Ich kann den genialen "Fresh Fruit Crepe" sehr empfehlen. Das zusammen mit nem free-refill Kaffee und nem großen frischen O Saft. So kann man es aushalten. Das Personal war außerordentlich freundlich und einfach nur gut drauf. Ich hatte gestern auf dem Weg in die Stadt eine Werbung gesehen für ein Konzert mit Kid Rock und Sheryl Crow. Nur hatte ich nicht gelesen wo das war. Ich habe einen von den Jungs gefragt, ob er wüsste wo das sei. Da hat er mir ne Wegskizze gemacht und erklärt welche siebenhundert Highways und Freeways ich nehmen müsste. Cool. Ich habe ihm mal verschwiegen das ich Tourist bin und nur mit Bus und Bahn unterwegs war. Da hat er so toll den Anfahrtsplan gemalt, da wollte ich ihn nicht enttäuschen.

So, 13 Uhr und immer noch nix gemacht. Jetzt musste ich aber endlich mal ein wenig Programm machen. Also auf zum Museum.

Tja. Was soll ich zum City Museum sagen ? Im Prinzip erst mal, das man dazu ja alles sagen kann, aber Museum trifft es wohl am wenigsten. Ich hätte jetzt mal gesagt, das ist eher eine Mischung aus Kuriositätenkabinett und riesiger Abenteuerspielplatz für Kids. Alles kann erklettert, durchklettert, durchrutscht werden. Der Bauch eines Walfisches, ein Wald, Fabrikteile, ein Außengelände mit Bäumen und einem Flugzeug auf einem hohen Turm. Auf dem Dach gibts noch ein Riesenrad, Bäume und ein Schulbus der halb über der Dachbrüstung hängt.

  

  

Ich hätte ja auch das eine oder andere Ding durchklettert (da wird ja das Kind in mir wach) aber da wäre ich wohl stecken geblieben und hätte das ganze Museum lahmgelegt. Das wollte ich den Kids nicht antun :-)

Für die Erwachsenen gabs auch noch ein kleines Bisschen was zu gucken. Oben in der zweiten Etage gabs ne kuriose Sammlung von Dachfriesen und Wasserspeiern und Türknäufen (!) von allen möglichen existierenden und auch nicht mehr existierenden St. Louis-er Häusern. Toll sah der Nachbau einer alten Bank aus, komplett mit alter riesiger und beweglicher Tresortüre.

  

Mit 10 Dollar wars jetzt auch nicht allzu teuer. OK. Als Eltern kann man für den Preis mit den Kids wohl nicht jeden Tag hier aufschlagen aber doch hin und wieder mal. Wie gesagt, für Kinder war das hier eigentlich ein riesiger Abenteuerspielplatz Indoor und Outdoor mitten in der Stadt. Ich fands lustig und habe mich gut unterhalten. Muss man mal gesehen haben,  denke ich.

Vom Museum aus bin ich die Hauptstraße "Washington Av." runtergegangen bis zum Convention Center. Entlang des Weges waren noch etliche interessante Geschäfte und Restaurationen. Obwohl mir da jetzt keiner eindringlich im Kopf geblieben ist.

Vom Convention Center bin ich mit der Bahn nach "Central West End" gefahren. Hier in der Bahn ist es mir mal wieder aufgefallen. Ich habe noch nie so sehr viele unglaublich dicke Menschen gesehen wie hier in St. Louis. Ohne jetzt politisch inkorrekt werden zu wollen, waren das meist unglaublich monströse Mamas mit schwarzer Hautfarbe. Die kamen bei der Hitze teilweise mit Handtüchern über Schulter in den Zug um sich damit erst mal trockenzulegen weil die am Schwitzen waren wie ein Wasserfall. Ein paar von den Mamas die mir in der Zeit hier begegnet sind, die waren auch definitiv noch nicht immer Frauen. Dagegen waren die paar Drag Queens die ich auch gesehen habe, doch eher lustig anzusehen.

  

Naja. In Central West End angekommen steht man von der Bahnstation kommend erst mal inmitten eines großen Krankenhauskomplexes. Aus dem Gewirr habe ich auch länger gebraucht rauszufinden. Am Kinderkrankenhaus vorbei (sehr schön bunt angemalt) bin ich dann auf die Euclid Avenue gekommen. Geht man die Euclid von hier weiter nach Norden, kommt man zu einer ganzen Gegend die mit Kneipen, Restaurants und Geschäften nur so zugepflastert ist. Aber alles sehr schön gemacht und nicht aufdringlich. In meinem Reiseführer war dieser Bereich auf der Karte eingefärbt, so das ich dachte das wäre irgendwie verkehrsberuhigt. Aber jetzt glaube ich das bedeutete nur, das das hier ein Shopping und Ausgehviertel ist.

  

Diverse Restaurants und Bars sahen verdammt verlockend aus. Diverse Läden wie Einstein Bagels oder Wolfgangs Tierparadies ("Wolfgang" der Haus und Hofhund liegt meist vor der Türe und begrüßt alle Kunden) habe ich mir noch genauer angeschaut.  Am Ende des Viertels an der Euclid habe ich dann doch einen Pub geentert. Und zwar Dressel's Pub. Kein "Irish" Pub, nein ein "Welsh" Pub. Bis auf die Bierauswahl habe ich aber keine Besonderheiten bemerkt. Nach einem Cider und nem Ale habe ich den Mister hinter der Theke mal gefragt, was er noch so tolles auf dem Hahn hätte. Das hat dann dazu geführt, das ich eine komplette Biersortenprobe durchstehen musste :-) Der Mensch kam plötzlich mit 5 bis 6 kleinen Minigläschen an mit verschiedenen Sorten Bier und ich musste alle probieren und zu jedem meinen Senf abgeben. Die hohe Kunst der Bierkonversation. Der Typ war total knuffig und voll begeistert, seine Bierproben abgeben zu dürfen. Ich bin dan doch länger hängen geblieben wie geplant und konnte mich später nur mühsam losreißen mit der Ausrede ich sei ja Tourist und müsste jetzt auch mal was typisch Touristenmäßiges machen :-)

Ein Stück zurück auf der Euclid und links abgebogen auf den Lindell Boulevard. So sehr viel interessantes kam jetzt erst mal nicht, aber nach ner kurzen Zeit war ich bei der "Cathedral Basilica" angekommen. Von draußen sah es schon nicht wirklich unscheinbar aus, die Augen gehen einem aber auf, wenn man reingeht. Sämtliche Wände, Decken und Bögen sind mit goldigen Mosaiken bedeckt. Wenn man sich mal ein wenig die Zeit nimmt um etwas genauer hinzuschauen, sieht man das da meist so eine Art Bildergeschichte erzählt wird.

  

Ich fands wirklich sehr schön. Hat mich ein wenig an die Markuskirche in Venedig erinnert. Hier in der Basilica kann man sich auch mal ein wenig hinsetzen und einfach nur "gucken".

  

Wieder auf dem Lindell Boulevard bin ich diesen weiter in östlicher Richtung gegangen. Ab der Kathedrale wird es vollends uninteressant. Supermärkte, Fastfood Läden und typischer "draußen auf der grünen Wiese" Kram (obwohl das ja eigentlich mitten in der Stadt war). Erst so ab Höhe des Bereiches der St. Louis University wurde es wieder interessanter. Wenn man hier ist, ist man garnicht weit vom Moolahs entfernt. Das Moolahs ist zum einen ein Bowlingcenter, zum anderen aber auch ein Kino. Draußen war große Werbung vom Harry Potter, der heute den ganzen Tag hier hoch und runter lief. Eine Vorstellung gabs auch um 19.10 Uhr. Das passte doch. Ich hab mir ein Ticket gekauft, die 3D Brille (in Harry Potter Design !) eingesackt und bin .... erst mal wieder gegangen. So langsam hatte ich Hunger.

Ein wenig vom Kino entfernt im Bereich von Washington und Grand Av. ist das traditionsreiche Fox Theatre. Leider war hier auch ziemlich zu. Durch die Scheiben geschaut sah es so aus als ob drinnen renoviert würde. Schade. Laut Reiseführer ist die Lobby und der Theatersaal ein Must-See.

Auf der anderen Straßenseite vom Fox ist das "The Best Steakhouse". Das war auch ein Tip in meinem Buch. Ich bin hin, und durfte feststellen, das "The Best Steakhouse" eine Art Selbstbedienungs Diner mit dem Charm einer Kantinen-Essensausgabe hat. Es gibt auch nur drei oder vier Varianten zur Auswahl. T-Bone, Porter, Ribeye, New York Cut. Mit oder ohne Folienkartoffel. Das isses. Man stellt sich an, nimmt sein Tablett und ruft dem Grillmeister über die Theke zu was man haben will und wie es zubereitet werden soll (T-Bone - medium - Thank you). Kurze Zeit später nimmt man seinen Teller in Empfang und geht an die Kasse. Und dort zahlt man dann einen recht kleinen Betrag.

Das Steak war klasse, die Kartoffel schmeckt ganz gut dabei, Salat und Getränk rundeten es ab. Und das alles hat am Ende 16 Dollar (!!!!) gekostet. Ich würde mal sagen, das ist der St. Louis Steak Budget Tip schlechthin.

Gut gesättigt gings dann zum Kino. Mit vielen normalen Leuten und ein paar verrückten Harry Potter Verkleidungs Typen hab ich noch ein wenig gewartet und dann gings auch schon los. Über den Film sag ich jetzt nicht viel, muss jeder selbst gucken. Mir hat er gefallen. Was allerdings eine Bemerkung wert ist, ist der Kinosaal des Moolahs. Die haben da nicht etwa eine Kinobestuhlung, nein die haben da viele bequeme Ledercouches stehen, in die man sich fläzen kann und den Film genießen kann. Seine Getränke von der Bar kann man mit reinnehmen und auf dem Tischchen neben dem Sofa parken. Also das war mal bequem. Cool.

  

Später habe ich den Abend an der Bar des Moolahs ausklingen lassen. Keiner wusste so genau, bis wann die Busse fuhren. Man meinte aber bis Mitternacht. So um halb 11 hab ich mich dann abgesetzt und bin zur Bushaltestelle am Lindell Boulevard. Dort saß ich dann. 10 Minuten, viertel Stunde. 20 Minuten. Hm. Kommt hier noch was oder nicht. Ich habe mich dann damit abgefunden, das nix mehr kommt, habe die Beine in die Hand genommen und einen strammen Marsch in Richtung Central West End, Krankenhäuser und Bahnstation gemacht.

Irgendwann bin ich dann an einer Bushaltestelle vorbeigekommen, wo doch tatsächlich noch zwei Leute waren die warteten. Da habe ich mir gedacht, hey, wenn die zwei da sind, dann ist die Chance das doch noch ein Bus kommt doch recht hoch. Weil ich aber Durst hatte und ein Walgreens direkt um die Ecke war, bin ich da rein. Als ich dort mit meinen Einkäufen wieder rauskam, sah ich gerade noch den Bus wegfahren. AAAAAAArgh

Jetzt hatte ich die Schnauze voll. Ich habe auf die Marschgeschwindigkeit noch nen Zacken draufgelegt und bin jetzt ohne weitere Buswartereien zur Bahnstation Central West End marschiert, wo ich dann so kurz vor Mitternacht angekommen bin. Die Bahn fuhr noch. Und ich bin so dann doch noch im Hotel angekommen und groggy in die Kiste gefallen.

Also ich finde das mit den Bussen am Abend in St. Louis ja nicht so dolle gelöst. Wenn der später nur jede Stunde mal vorbeikommt, ist das doch eher suboptimal. Naja. Bin ja dann doch noch gut heimgekommen.

 

14.07.2011 - Toronto Abreise, St. Louis Anreise 
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