19.05.2008 - Washington Monuments und Denkmäler bis zum Abwinken
 

Bevor wir heute zum Sightseeing starten konnten, mussten wir erst mal unser Auto abgeben. Wir hatten es so geplant, das wir in Washington eh kein Auto benötigen würden und deshalb wollten wir das Auto so schnell als möglich loswerden. Kostet ja nur unnötig Geld, wenns in der Tiefgarage steht.

Wir haben uns also am Morgen aufgemacht und das Auto am Flughafen Dulles abgegeben. Warum wir uns kein Stadtdepot ausgesucht hatten für die Rückgabe weiß ich jetzt nicht mehr. Eventuell hatten wir gedacht das der Flughafen dichter an der Stadt ist. Denn gerade das ist er nicht. Wir sind noch ein ganzes Stück gefahren. Die Gegend ist zwar toll, man kommt durch ein paar Parks und je nachdem wie man fährt durch kleinere Ortschaften, aber es bleibt ne längere Fahrerei. Die Rückgabe war problemlos, das Shuttle von Hertz hat uns dann zum Flughafen gebracht. Dort haben wir noch kurz reingeschaut um zu sehen, wo wir hinmüssen für unseren Weiterflug und haben uns dann zum Bus zurück in die Stadt begeben. Dieser Bus, "Washington Flyer" genannt ist aber ein kleines bisschen eine Mogelpackung. Der fährt nämlich nicht in die Stadt, sondern nur bis zur ersten UBahn-Station, wo man dann eine Bahn ins Zentrum nehmen kann. Und dafür verlangt man für 2 Personen 18 Dollar, was ich ein kleinwenig unverschämt finde, für ca. 10 Minuten Fahrt.

Alles in allem hat sich die ganze Aktion ziemlich lange hingezogen und wir waren so gegen Mittag wieder am Capitol, wo wir uns mit den anderen getroffen haben. Das Wetter war ziemlich gut. Strahlender Sonnenschein, allerdings recht kühler Wind.

Das Capitol in der hellen Sonne war auch wieder richtig toll. Da musste man schon die Sonnenbrille aufsetzen, so strahlte das. Von hier aus sind wir dann am Pool davor und an den Standbildern vorbei an der linken Seite die Mall entlang. Als "The National Mall" wird das lange Wiesenstück bezeichnet, welches sich vom Capitol schnurgerade bis zum Obelisken zieht.

  

An beiden Seiten dieser Mall sind alle möglichen offiziellen Gebäude, Museen und Ausstellungen untergebracht. Alle Museen in Washington (und generell alles was irgendwie mit Kultur zu tun hat) ist übrigens umsonst ! Hier auf unserer Seite haben wir mal einen kurzen Blick ins Luft- und Raumfahrtmuseum riskiert und Pinkelpause eingelegt. In der unteren Etage sind Flugzeuge untergebracht, auf der einen Seite war der Vorderteil einer Boing 747 den man betreten konnte. Das sah wirklich absolut interessant aus und ich habe dabei den Plan gefasst hier auf alle Fälle nochmal genauer rein zu schauen.

Erst mal ging's weiter, quer über die Mall und weiter hoch in Richtung Obelisk. Irgendwie zog sich das noch ziemlich in die Länge. Ich habe irgendwas gelesen, das es wohl vom Capitol bis ganz zum Ende zum Lincoln Memorial gute 3 Kilometer sein sollen. Beim Obelisken angelangt haben wir mal nachgefragt was man tun müsse um da hochzukommen. Man muss früh genug kommen. Es gibt am Tag ein bestimmtes Kontingent an Tickets für den Obelisken und die werden morgens ab 9 Uhr vergeben. Sind die Tickets weg, gibt's für den restlichen Tag auch keine mehr. Nun. Wir waren für den heutigen Tag deutlich zu spät dran. Also nix mit hoch. Aber egal. Das Teil ist auch schon von unten imposant genug.

  

Nach einer kleinen Pause gings schnurstracks weiter direkt auf das "Zweite Weltkriegs Memorial" zu. Das ist wohl das "neueste" Memorial hier. Es wurde glaube ich erst vor ein paar Jahren dort gebaut. Es ist protzig und meiner Meinung nach eher ausgelegt um die Siege der Amerikaner zu feiern (victory in the air, victory on land, victory on sea) als zu mahnen. So kams mir zumindest vor. Nett anzusehen ist es aber allemal.

  

Direkt hieran schließt sich der zweite Reflecting Pool an, der bis zum Lincoln Memorial geht. Geht man diesen an der linken Seite hoch, kann man kurz vor dem Memorial abbiegen zum Denkmal/Mahnmal für den Koreakrieg. Hier hat man lebensgroße Skulpturen von Soldaten in kompletter Ausrüstung aufgestellt. Jeder hat einen anderen teils gehetzten, teils ängstlichen oder einfach müden Gesichtsausdruck. Ich fand das gut gemacht. Rings herum sind in Stein ein paar Daten und Fakten und Zahlen des Krieges aufgeführt. Eine große Steinfront an einer Seite mahnt in großen Lettern "Freedom Is Not Free".

Dann gings zum Lincoln Memorial. Das Teil kennt man natürlich auch wenn man es noch nie gesehen hat. In so gut wie jedem Film der in Washington spielt, kommt das auf alle Fälle vor. Und ich muss sagen, das das Ding ein echter Augenöffner ist. Man geht die Stufen hoch, kann dann den ersten Blick auf den sitzenden Lincoln werfen, und wenn man oben ist, sieht man in einer Flucht hinter sich in gerader Linie über den Reflecting Pool den Obelisken und ganz am Ende der Achse das Capitol. Echt klasse.

Der riesige sitzende Lincoln ist unglaublich detailliert dargestellt. An beiden Seiten des Innenraumes sind die berühmtesten Reden in die Wand geschrieben. Wenn ich mich recht erinnere seine beiden Regierungserklärungen oder Reden zum Amtsantritt seiner Präsidentschaften. Über dem Kopf steht in großen Lettern das hier in diesem Schrein und in den Herzen aller Amerikaner die Erinnerung an den Mann, der die Einheit der Staaten gerettet hat für immer bewahrt werden wird. Huuuu. Großes Kino und zumindest der Anlass eines kleinen ergriffenen Schauers der einem über den Rücken läuft. ( In this Temple, as in the hearts of the people, for whom he saved the Union, the memory of Abraham Lincoln is enshrined forever )

  

Nach ausführlichem Lesen und Fotos machen haben wir auf der Treppe davor ein wenig pausiert. Auf einer der Stufen ist übrigens auch markiert wo Martin Luther King gestanden hat, als er hier auf dieser Treppe seine berühmte "I have a dream" - Rede gehalten hat. Hui. Nächster Rückenschauer.

Nach ein wenig Füße-Ausstrecken sind wir von hier aus gesehen links am Pool entlang zurückgegangen. Nach kurzem Weg gelangt man auf dieser Seite zum Mahnmal für den Vietnamkrieg. Zuerst etwas unspektakulär aussehend entfaltet dieses Mahnmal gerade durch seine "Unprotzigkeit" die größte Wirkung. Zuerst sieht man nur schwarze Marmorsteine, die entlang eines Weges stehen. Kommt man näher sieht man, das die Steinwände fein säuberlich in kleinen Buchstaben mit den Namen aller Gefallenen des Vietnamkrieges beschrieben sind. Alle Namen sind in chronologischer Reihenfolge nach Datum sortiert aufgelistet. Dann schaut man sich einen Stein an, dann lässt man den Blick schweifen und erfasst erst, wieviele tausende Namen das sein müssen. Unglaublich. Ich habe mal gegoogled, es sind sage und schreibe 58.209 Namen !

  

  

Irgendwie kann man nicht anders als angesichts von sowas eine recht bedrückte Stimmung anzunehmen.

Nun ... genug der düsteren Gedanken und weiter im Text. Denn weiter ging auch unsere Tour. Entlang des Pools und dem Park auf dieser Seite gibt es noch ein paar andere mehr oder weniger bekannte Memorials und Denkmäler, die wir aber nicht mehr wirklich angeschaut haben. Wir sind von hier ziemlich direkt zum Weißen Haus gegangen. Zuerst haben wir uns direkt drauf zu gehalten an einer riesigen Wiese entlang zur Rückseite, welche ja auch ausm Fernsehen allbekannt ist. Leider mussten wir feststellen, das wir von der Seite garnicht drankommen konnten, weil schon diverse Strassen vorher alles von Polizei abgesperrt war. Also mussten wir wieder die riesige Grünfläche entlang zurückmarschieren um uns in gehöriger Entfernung das bekannte Fotomotiv von Weißen Haus mit der Säulenrotunda und dem Springbrunnen davor zu holen.

  

Wir sind dann noch, mit gehörigem "Sicherheitsabstand" wegen der ganzen gesperrten Bereiche, einmal um das Haus rum um auch die Vorderseite zu sehen. War auch nett. Hier waren auch recht viele Leute die sich am Zaun mit dem Gebäude dahinter fotografieren ließen. Hier stand auch recht viel Polizei rum, die die Leute aber gewähren ließ.

Es war jetzt so um halb 5 rum und dringend Zeit für ein gemütliches Pausenbierchen. Wir sind nicht weit weg die Straße runter in den "Old Ebbitt Grill". Der Typ an der Theke hat uns direkt mal unseren Wunsch nach Sam Adams ausgeredet und uns stattdessen ein schönes Bier aus Vermont vorgesetzt. Vermont. Das war das Stichwort für eine redselige Dame, die an der Theke direkt neben uns saß. Ja, sie sei ja aus Vermont und käme jede Woche zum Arbeiten eingeflogen und blablabla. Als dann irgendwann über Gott und die Welt gelabert wurde, isses dann auch nicht bei einem Bier geblieben. Als sie dann ging, wollte sie uns noch in irgendeine andere Bar schleppen, was wir aber noch verhindern konnten. Puh. Ich hab ja gerne Kontakt mit den Leuten, aber wenn man dann garnicht mehr wegkommt, wirds ein bisschen nervig. Laut Reiseführer kann man in diesem Old Ebbitt Grill übrigens auch hervorragend essen, das nur als Nebeninformation hierzu.

Von hier aus wars nicht so riesig weit zum Nationalarchiv. Ich wollte auf alle Fälle noch die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung sehen, die hier im Original ausgestellt sind. Wir sind dort so gegen 18 Uhr eingetroffen. Zum Glück hatte das Archiv ausnahmsweise bis 19 Uhr offen. Ab 18 Uhr 30 wurde keiner mehr reingelassen. Die gute Dame am Eingang hatte aber wohl das Schild ein kleinwenig anders interpretiert und wollte schon um 6 Uhr keinen mehr reinlassen, weil die Schlange zu lang sei. Als sie dann von mehreren Leuten darauf aufmerksam gemacht wurde, das auf dem Schild ja schließlich 18.30 stand, hat sie erst mal Verstärkung geholt und schließlich standen vier Leute um das Schild herum und waren am diskutieren ob sie die Warteschlange jetzt um 6 oder halb 7 zumachen wollten. Aua. Manchmal finde ich die Amerikaner ein kleinwenig umständlich. Nun ja, Punkt halb 7 waren wir dann drin und sind dann direkt zu den Dokumenten in der großen Kuppelhalle geschleust worden.

  

Leider war alles in mehr oder weniger dunkles Schummerlicht getaucht. Da musste man sich schon recht gut anstrengen um ein vernünftiges Foto hinzukriegen. Zu den alten Dokumenten waren in den Schaukästen auch noch hilfreiche Erklärungen angebracht, die noch viel Hintergrundwissen lieferten. Die Schaukästen mit Verfassung und Unabhängigkeitserklärung werden wohl am Abend automatisch in unterirdische Bunker versenkt die bombensicher und uneinnehmbar sind. Scheinbar sind diese Dokumente für die Amerikaner sehr wertvoll.

  

Also ich fand den Abstecher hier hin sehr gut. Noch eine gute Prise Historie mitgenommen und wie gesagt, die zusätzlichen Erklärungen und Informationen waren nicht uninteressant.

Jetzt reichte es aber auch mit dem Rumgerenne und wir haben uns ins Hotel verzogen.

Später sind wir noch fein Essen gegangen. Unsere Wahl fiel heute Abend auf Indisch. Unser Zeil war der Bombay Club, angesiedelt auch in der White House Umgebung (Ubahnstation Farragut West). Als wir da rein sind dachten wir zuerst "OhOh, böser Fehler ! Habe die goldene Kreditkarte vergessen" angesichts vom Pianospieler in der Ecke, den befrackten Kellnern und Fotos an den Wänden, die den Besitzer von dem Laden mit diversen Präsidenten und Präsidentengattinnen zeigten. Aber dann wars doch nicht so schlimm. Wir haben auch ohne Reservierung nen Platz bekommen und das Essen war unglaublich lecker. Und auch garnicht teuer. Allerdings hätten wir uns den Wein zum Essen verkneifen sollen. Der hat die Rechnung entscheidend nach oben in den dreistelligen Bereich getrieben.

So. Ein gut gefüllter Tag war geschafft. Mal schauen was morgen noch kommt.

 

 Fahrt nach Washington und noch ein wenig Shopping    


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