Sonntag, 06.07.2014 - Friedhöfe, Südstaatenhäuser und Zoo
 

Nachdem ich mich gestern ja aus der Stadt abgesetzt hatte sollte es heute doch mal ein wenig mehr „Stadtgucken“ werden. Erste Amtshandlung heute : Ein Friedhof. Ich bin ja Friedhofsfan. Jetzt hatte ich im Vorfeld der Reise viel darüber gelesen, wie unsicher es generell in New Orleans ist und vor allem im Besonderen und überhaupt auf den Friedhöfen. Nachdem was da teilweise zu lesen war, hätten Teile der Stadt und die Friedhöfe ja auch Kriegsgebiet sein können.

Das hat mich irgendwie ein kleinwenig verunsichert, so dass ich im Vorfeld eine geführte Tour über den Friedhof „St. Louis No. 1“ gebucht hatte. Dabei war meine Wahl auf „Free Tours By Foot“ gefallen. Dieser Laden führt „Zu-Fuß“ Touren mit einem „Local Guide“ durch. Die Touren kosten keinen festen Geldbetrag, man soll hinterher so viel geben wie man meint das es wert war. Jetzt so im Nachhinein muss ich sagen, das die Entscheidung für diese Tour goldrichtig war. Denn die liebe nette Frau welche die Tour gemacht hat, die hat sehr viel Detailwissen über New Orleans im Allgemeinen, die Friedhöfe, Bestattungsrituale, Jazzbeerdigungen, hier begrabene berühmte Persönlichkeiten, Voodoo Queens etc. etc. rausgelassen das es eine Freude war.

  

Man traf sich in der Dauphine Street vor einer Spelunke (da waren schon am Mittag die Leuts an der Theke heftigst einen am wegziehen) und ist zusammen zum St. Louis No. 1 marschiert. Es war muckelig heiß und nur um es mal gesagt zu haben, auf dem Friedhof gabs so gut wie null Schatten. Hier habe ich mir doch insgeheim nen Sonnenschutz gewünscht.

Man ist mit ihr kreuz und quer über das Gelände marschiert und sie hat zu etlichen Grabhäusern Geschichten erzählt. Insbesondere die Ausführungen, wie die (oberirdischen) Beerdigungen hier vonstatten gehen, in solch einem Grabhaus auch schon mal 10 Leute drinliegen, der „Aktuellste“ oben liegt und die Reste der anderen nach unten in die Sammeletage gekehrt werden, das alles fand ich absolut interessant.

  

Ich fand die Tour echt gut und würde diese auch weiterempfehlen. Eltern sollten allerdings glaube ich ihre Kids nicht unbedingt mitschleppen. Eine Familie war inklusive der zwei Teenagerkinder gekommen. Denen stand das „laaaaaaaangweilig“ wie mit Leuchtbuchstaben ins Gesicht geschrieben.

Ich hab Elizabeth (Elizabeth Broussard war der Name der netten Lady) noch auf die Bourbon Street angesprochen. Spontane Antwort : No Way ! Sie nicht und auch niemand aus ihrem Bekanntenkreis würde nicht niemals nie zur Bourbon Street gehen. Da gäbe es in der Stadt tausend schönere Ecken um Abends gepflegt einen draufzumachen. Ganz ehrlich : Ich kann sie verstehen.

Wieder zurück in der Dauphine Street an der 24-Stunden-Kneipe hat man sich dann in verschiedene Himmelsrichtungen aufgelöst. Ich bin zurück zur Canal Street gegangen und dort in die Magazine Street eingebogen. Laut meinem Reiseführer sollte die Magazine Street mit Geschäften und kleinen Restaurants und Cafes gut bestückt sein. Eventuell bin ich nicht weit genug gegangen (die Magazine zieht sich ja schließlich einmal quer durch die Stadt) aber zumindest auf dem Stück wo ich marschiert bin habe ich jetzt nicht so umwerfend viel gefunden was mich angesprochen hätte. Und wenn dann wars zu. Schließlich war heut Sonntag.

  

Als mich die Lust verlassen hatte bin ich abgebogen (ich glaube Julia Street oder sowas) und zur St. Charles Av. zur Tramstation gegangen. Die habe ich gefunden nur leider war weit und breit keine Bahn zu sehen. Mit den Trambahnen ist das so ne Sache. Gerade in der Ecke Canal Street stecken die Streetcars gerne auch mal genauso im Stau wie die vielen vielen Autos. So kann es sein, das mal ne halbe Stunde garkeine Bahn kommt und dann dafür später 5 hintereinander.

Ich hatte scheinbar auch wieder so ne Zeit erwischt. 10 Minuten habe ich gewartet und es war keine Bahn zu sehen. Da habe ich die Beine in die Hand genommen und bin selbst weiter die St. Charles hoch zum großen Kreisverkehr Lee Circle mit dem großen Denkmal mittendrauf marschiert. Als ich da angekommen war und nach ausführlicher Begutachtung von Säule und Statue war ich gerade richtig an der Haltestelle um die Bahn zu besteigen.

  

Hach, richtig nostalgisch ! Wirklich schöne rumpel Bimmelbahn. So mag ich das. Fortkommen mit der Tram ist eine recht zeitraubende Angelegenheit. In der Regel ist es so, das garantiert an jeder Haltestelle einer raus und rein will, so das die Strecke die die Bahn am Stück bewältigt immer auf 100 oder 200 Meter am Stück begrenzt ist. Mit Anfahrt, Stopp, Einsteigen und Türen schließen dauert das alles einfach seine Zeit und das Tramfahren wird zur sehr gemütlichen Angelegenheit. Also wenn man in Eile ist sollte man die Tram meiden.

Mir kam das gerade recht, ich konnte mich fortbewegen und gleichzeitig die Weltgeschichte anschauen. Bei der Third Street bin ich raus und beginnend mit der Third Street  kreuz und quer durch die Gegend gelaufen und habe mir die schönen Häuser angeschaut. So gut wie jedes Haus hier stand auf einem großen Grundstück mit viel Grün drumherum und war im, ja wie nenne ich es, im „Südstaatenhaus-Stil“ oder „Plantagenhaus-Stil“ gebaut. Das sah teilweise echt klasse aus. Wenn man dem Reiseführer glaubt, dann sah es mal in der ganzen Stadt so aus vor sehr vielen Jahren bzw. Jahrzehnten.

  

Hier sind mir auch das erste Mal die ganzen Perlenketten in den Bäumen, Sträuchern, an Stromleitungen ….. aufgefallen. Von welchem Karnevalsumzug die wohl noch waren ? Waren bestimmt mehrere Jahrgänge vertreten.

Ich hatte mich bei dem Rundgang grob in die Richtung des Lafayette Cemetery orientiert, den ich dann auch von der Washington Avenue aus geentert habe. Eigentlich sollte laut Schild ja zu sein. Die Tore waren aber weit offen und irgendwo am anderen Ende konnte ich auch noch Leute sehen. Also bin ich auch rein. Dieser Friedhof unterschied sich insofern vom St. Louis heute morgen, das er recht grün ist aber ziemlich verwildert. Hier müsste eigentlich ne Horde Gärtner mal mit Scheren und Rasenmäher ran.

  

  

Das Verwilderte gab dem ganzen aber auch ne schöne Aura und ich bin noch ein wenig rumgeschlendert. Hier konnte man auch den einen oder anderen deutsch klingenden Namen lesen an den Häuschen. Die Grabhäuser waren auch nicht so verfallen wie auf dem St. Louis, sie waren alt und verwittert aber noch gut in Schuss. Auf dem St. Louis heute morgen waren viele der Häuser schon recht verfallen.

An der 6. Straße bin ich raus und noch ein wenig ums Eck und ein paar Schlenker später habe ich die St. Charles Av. dann in Höhe der 8. Straße wiedergetroffen. Jetzt musste ich mal ein wenig sitzen. So bin ich mit der Tram dann bis zum großen Audubon Park gefahren. Auch auf der Fahrt kam man an etlichen verdammt schönen Häuschen vorbei. Echt tolle Gegend hier. Ich vermute aber mal, das hier auch nicht unbedingt die ärmsten Leute wohnen.

  

Im Park habe ich am Wasser erst mal ausgiebig Pause gemacht und dabei die Schildkröten im Wasser beobachtet. Hier ist mir auch aufgefallen, wie viele Libellen die ganze Zeit um mich herum unterwegs waren. Eigentlich gabs keinerlei anderes Fliegzeug außer Unmengen von Libellen in allen Formen und Farben und Größen.

So. Was tun ? Ich hätte da ja noch den Zoo auf der Agenda gehabt. Ich wusste ungefähr das der hier beim Park sein sollte. Als ich aber dann doch auf der Karte diverse Male scrollen musste und gesehen habe, das der Zoo mal gerade am komplett anderen Ende des Parkes war, habe ich doch mal kurz mit mir gehadert. Irgendwann habe ich gedacht „egal“ und bin losmarschiert.

  

Ui. Der Weg war nicht nur auf der Karte recht lang. Ich bin in strammem Gang doch noch ne ganze Weile marschiert bis ich irgendwann beim Zoo war. Ich habe mich dann auf irgendwas hinorientiert was am ehesten noch der Eingang hätte sein können. Das war zum Glück auch richtig. Nach Eintritt habe ich erst mal den ersten Kiosk geentert und um diverse Liter Wasser erleichtert. Naja. Diverse Liter wohl nicht, aber ich musste doch unglaublich dringend den Flüssigkeitspegel wieder anheben bei dieser Megahitze.

Tjo. Zoo. Was soll ich viel schreiben. Ich konnte viele Tiere sehen. Es hat mir gut gefallen. Die meisten Viecher hatten sich zwar in den Schatten verzogen und lagen auch groggy in der Gegend rum, aber trotzdem wars garnicht so schlecht. Durch den ganzen Zoo führt eine Art rundweg. Wenn man dem folgt kommt man im Prinzip überall vorbei ohne sich Gedanken machen zu müssen das man jetzt was nicht sieht. So war auch fast der Plan überflüssig.

  

  

Gegen Ende wurde es jetzt doch ein wenig lang und auf dem Weg zum Ausgang hatte ich doch schon erste Tendenzen mir jetzt sofort ein Taxi zu bestellen und den Rest des Weges fahren zu lassen. Hab ich aber doch nicht gemacht. Ich bin tapfer den (natürlich jetzt nicht enden wollenden) Weg am Golfplatz entlang durch den ganzen Park zurück zur St. Charles Streetcar marschiert. So. Schluss für heute. Nicht mehr laufen !

  

Den Rückweg zur Canal Street habe ich nur einmal kurz unterbrochen. An der Kreuzung Martin Luther King Blv. bin ich raus und habe das „VooDoo BBQ & Grill“ geentert. Vom Stil her ne Art Selbstbedienungsdiner mit absolut sauleckerem BBQ Zeugs. Der pulled Pork Burger und die Nachos mit diversen Soßen und BBQ Chicken waren einfach göttlich.

Absolut gut gesättigt bin ich dann zur Tram gerollt und hab mich an der Canal Street absetzen lassen. Jetzt wars auch schon so spät, das sich die Frage stellte jetzt zum Hotel zu gehen oder noch weiter in eine Musikkneipe für den restlichen Abend. Ich habe mich diesmal für Hotel entschieden, Im Supermarkt um die Ecke habe ich nen schönen Weißwein erstanden und habe es mir am Abend im Hotel gemütlich gemacht und Mails geholt und das Internet leergesurft (und mein Ipad auch).

 

Sumpftour       


Home

        Karneval, die andere Seite und noch mehr Friedhöfe