Dienstag, 08.07.2014 - Ankommen in Seattle, Begrüßung durch die Space Needle
 

Heute musste ich zu einer sehr unchristlichen Zeit raus. Der Airport Shuttle sollte mich um 5 Uhr 20 abholen. Um Punkt 5 Uhr stand ich dann in der Lobby und habe mich verabschiedet. Als ich kurzdrauf zur Tür hinaustrat bin ich erst einmal gegen eine feuchte Gummiwand gelaufen. Es waren jetzt um 5 Uhr morgens gefühlte 30 Grad draußen mit einer Luftfeuchtigkeit von >80%!

All die Luftfeuchte, die hier in den letzten Tagen gefehlt hatte (toi toi toi), war in der Nacht mit Allmacht zurückgekehrt.

Ich habe beim Warten auf den Bus leise vor mich hingeschwitzt. Ich dachte nur wenn ich jetzt hier noch 10 Minuten länger stehen muss, dann gehe ich wieder rein neu duschen.

Ich wurde aber erlöst. Der Bus kam pünktlich. Also wenn ich die letzten Tage hier so ein Wetter gehabt hätte, das wär kein Spaß gewesen.

  

Der Bus gondelte noch im Tingeltangel durch die restliche Stadt. Als endlich alle eingeladen waren gings auf die nächste Autobahn. Da isser erst mal ein gutes Stück gefahren. Ich habe mir noch kurz gedacht für welchen Airport hab ich denn hier ein Shuttle bestellt ? Wo fährt der mit mir hin ? Aber es war alles richtig. Der Flughafen, wo ich dann später ausgeladen wurde, war richtig. New Orleans ist mal ein Beispiel für eine Stadt wo der Flughafen nicht direkt im Stadtgebiet befindlich ist. Was auch garnicht so sehr schlecht ist, da man so in der Stadt auch keine tiefliegenden Flugzeuge hat, die ständig um einen herumkreisen.

Im Airport war jetzt um 6 Uhr nicht wirklich viel los und so konnte ich auch recht schnell durch die sehr tiefentspannte Security durch. Der Flieger ging dann pünktlich los nach Houston. Auch in Houston lief alles glatt so dass ich kurz drauf im Flieger nach Seattle saß. Der Flug nach Seattle war dann doch noch unvorhergesehen sehr lang. Ich hatte natürlich wieder mal die Zeitverschiebung nicht eingerechnet. In Seattle angekommen durfte ich erst mal wieder die Uhr um 2(!) Stunden verstellen.

Heute war der Tag des Halbfinales Deutschland gegen Brasilien. Und natürlich war das Spiel ziemlich genau zu der Zeit in der ich im Flieger saß. Als ich am Gepäckband mein Handy angemacht habe bekam ich eine SMS mit dem Ergebnis des Spieles. Mir ist fast das Telefon aus der Hand gefallen. Ich hab dann erst einmal ein neues Datenpaket angefangen und Dr. Google befragt ob das Ergebnis wirklich so ausgefallen war. Google bestätigte und ich bin den Rest des Tages auf einer kleinen Wolke geschwebt.

Naja. Die Realität hat mich doch schnell wieder eingeholt. Gepäck aufgenommen und den Schildern zum Zug gefolgt. Das war jetzt erst mal ne ziemliche Latscherei durch alle Parkhäuser des Flughafens bis zur Bahnstation. Jetzt erst mal Tickets kaufen. Doof. Der Automat wollte meine Kreditkarten nicht. Er wollte ne Postleitzahl von mir. Nur sagte er leider immer meine Postleitzahl wäre falsch. So habe ich noch gerade mit Münzen das Geld für die eine Fahrt zusammengekratzt. Kauf einer (Mehr-)Tageskarte musste auf später verschoben werden.

Die Fahrt mit der modernen Bahn war entspannt, dauerte aber seine Zeit. Gegen Ende der Fahrt im Stadtgebiet ist die Bahn dann unterirdisch und teilt sich die Fahrspur mit Omnibussen. Das ist also der sog. Transittunnel von dem ich schon gelesen hatte. Warum jetzt welche Buslinien unterirdisch fahren und warum andere nicht hat sich mir aber nicht mehr weiter erschlossen. Mit der Bahn kommt man übrigens hier nicht so wirklich rum. Von A nach B kommt man hier offensichtlich nur vernünftig mit dem Bus.

  

Da traf es sich gut, das die allermeisten der Busse in der Nähe des Westlake Center (wo die Bahnstation unter dem fetten Shopping Center versteckt war) im Viereck 2./3. Straße und Pike/Pine Street versammelt waren. Nach Bargeldversorgung habe ich mir am nächsten Automaten dann eine funkelnagelneue Orca Card gekauft. Die Orca Card ist eine Bezahlkarte für das Verkehrssystem. Sie wird mit einem Geldbetrag aufgeladen und bei jeder Fahrt zieht man die Karte über ein Kontaktfeld und das Geld für die Fahrt wird von der Karte abgebucht. Da ich nicht herausgefunden habe, ob es für die Busse und Bahnen hier echte Tages- oder Mehrtageskarten gibt, war die Orca Card die beste verbleibende Alternative für mich.

Mit dem Bus bin ich dann in die Nähe von meinem Hotel im Stadtteil Queen Anne gefahren. Hier oben ist man quasi direkt bei der Space Needle um die Ecke. Kleiner Nachteil (eventuell) es ist ein bisschen von Downtown entfernt.

Zum Glück hatte ich vorher schon wegen den Buslinien recherchiert, sonst wäre ich von den unglaublich vielen Linien hier erschlagen worden. Aber so bin ich eine Straßenecke entfernt vom Hotel rausgekommen. Gut. Muss ich mir merken, den Bus nehm ich jetzt immer.

  

Checkin im Marqueen Hotel war easy mit einem netten Plausch mit der Frau von der Rezeption und dem Concierge inklusive. Ich bekam die Wahl zwischen nem Zimmer im Erdgeschoss oder in der dritten Etage mit dem dezenten Hinweis darauf, das es ja keinen Aufzug gäbe. Da habe ich doch direkt mal Erdgeschoss gewählt. Das Hotel hat eindeutig schon bessere Zeiten erlebt. Es sah schon alles recht alt aus. Was muss eigentlich erfüllt sein, das sich ein Hotel „Boutique Hotel“ nennen darf ? Muss es einfach alt sein und als Antiquität durchgehen ?

Ich habe mich fast nicht getraut im Zimmer hin und her zu gehen, so laut und kreischend knarzte das Parkett. Das hat man bestimmt noch auf der anderen Straßenseite gehört. Letztendlich wars aber jetzt nicht schlimm. Das Bett war groß und weich, Zimmer recht groß, mit Sitzecke und Küche dran. Ich würde es nicht schlecht bewerten, überschwänglich empfehlen aber auch nicht unbedingt.

Die Lage war aber garnicht so schlecht. Ein ganz kurzer Erkundungsgang förderte Pubs, Restaurants, Cafes und nen 24-Stunden-Getränkeladen (an dem in den nächsten Tagen zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit immer der gleiche Chinese an der Kasse stand) zu Tage. Also verhungern und verdursten kann man hier oben echt nicht.

Der erste Gang jetzt am späten Nachmittag führte mich zur Space Needle. Die Stand wie ein unübersehbarer Wegweiser direkt vor meiner Nase und da musste ich einfach hin. Is schon ein ziemlich schönes Ding dieser Turm. Und wenn man bedenkt das der schon 1962 gebaut wurde, dann Respekt (meinlieberherrgesangsverein).

Auf dem ganzen Gelände rundherum habe ich mich mal umgesehen und Science Center, Glas-Skulpturengarten, großen Brunnen (ui was ne Platzverschwendung) abgeklappert. Natürlich war jetzt am Nachmittag alles schon zu (Science Center und Glasgarten) aber ich hätte auch nicht gewusst, ob ich da wirklich den Eintritt bezahlen wollte. Das EMP Museum habe ich noch genauer begutachtet. Das sieht mit seiner mehrfarbigen wild geschwungenen Metallhaut ja irgendwie aus wie das Guggenheim Museum in Bilbao.

  

Der Reiseführer erzählte mir dann das dieses EMP-Ding (EMP = Experience Music Project) im Wesentlichen eine Hommage an Jimi Hendrix und Kurt Cobain sei, erweitert um ein paar zusätzliche (wechselnde) Ausstellungen.  Erstaunt war ich zu lesen das der alte Jimi gebürtiger Seatt-ler war. Wenn mich einer als Telefonjoker bei Günter Jauch angerufen hätte, dann hätte ich felsenfest behauptet das er Engländer war. So kann man sich irren.

So irgendwie halb durch das Gebäude durch fährt eine Einschienenbahn. Die stammt auch aus der Weltausstellungszeit von 62 und war damals wohl der Zeit so weit voraus, das das Ding von allen verspottet wurde. Und heute siehts irgendwie rührend nostalgisch aus.

Mit dieser Bahn kann man von der Space Needle aus nach Downtown 5te Straße/Pine Street fahren und kommt in einem der oberen Stockwerke des Westlake Center raus. Eben diese Pine Street bin ich mit kleineren Abstechern zur Seite ein wenig hoch marschiert bis ungefähr 9te Straße zum Paramount Theatre. Hier bin ich nach rechts abgebogen und einen Block weiter auf der Pike Street wieder runter. Hier oben in dem Komplex aus Hyatt, Sheraton und Convention Center ist sogar die Straße feudal überdacht.

Laut Reiseführer sollten gerade an der Pike/Pine Linie viele Restaurants und Kneipen sein. Ich habe da zwar das eine oder andere gesehen, aber man konnte das jetzt nicht unbedingt eine signifikante Anhäufung nennen.

Hier auf der Pine geht’s noch an diversen großen Flagship Stores vorbei. Bei Nike bin ich noch hängen geblieben. Aber irgendwie hat mich da die Auswahl an Schuhen oder schönen Shirts nicht aus den Latschen gehauen. Bei den Urban Outfitters bin ich noch rein.  Mein Eindruck verfestigte sich, das die Klamotten von denen für eine andere Zielgruppe gemacht sind. Garantiert aber nicht für mich. Und bei American Eagle gabs im Laden genauso wie in Boston nix über L zu kaufen.

Damit war dann auch mein Shoppingdrang ausgiebig gesättigt. Weiter die Pike runter läuft man ohne was dafür zu tun schnurstracks auf den Pike Place Market zu und kommt nebenbei auch beim Hard Rock Cafe vorbei. Jetzt am Abend war am Market natürlich nix mehr los, daher habe ich nur kurz mal reingeschaut und die Pike Brewing Company gecheckt. Aber irgendwie hatte ich heute eindeutig keine Lust auf Pubfood. Also bin ich schnell wieder weg.

  

Ich hatte irgendwann beim Surfen was von einem Argentinischen Steakhouse bzw. Rodizio Laden ganz in der Nähe gelesen. Ich bin die Pike wieder ein Stück hoch und in die 2te Straße abgebogen. Etwas weiter oben in Höhe des Moore Theatre sollte das eigentlich sein. Als ich aber abgekämpft den Berg erklommen hatte fand ich nur ne riesige Baustelle und eine etwas abgewetzte Hausruine vor, wo ich eigentlich den Fleischgrill vermutet hätte. Ich glaube hier hatte es ein wenig gebrannt. Warm abgerissen. Schade. Jetzt hatte ich nun auch keine wirkliche Lust mehr noch irgendwas großartiges zu suchen, also bin ich jetzt einfach ins Hard Rock Cafe gegangen.

Dort habe ich auch recht schnell einen Tisch bekommen und das Steak hat auch hier geschmeckt. Und Sam Adams hamse auch.

Später auf dem Weg zurück zur Monorail habe ich mich dann erst mal zielsicher verlaufen. Ich bin überall rausgekommen. Nur nicht am Westlake Center. Da musste ich dann doch echt noch Google Maps mit GPS aktivieren um mich zurücklotsen zu lassen. Irgendwie war das aber auch sowas wie mein persönliches Bermuda Dreieck hier. Ich habe mich in den nächsten Tagen immer wieder zielsicher um das Einkaufscenter rumbewegt, ohne auf Anhieb den Weg zur Bahn zur finden.

Zurück beim Hotel habe ich noch schnell beim 24-Stunden-Chinesen einen Drink und was zum Knabbern erstanden und hab im Hotel noch kurz Pläne für die nächsten Tage gemacht.

Das wars dann auch für heute.

 

Karneval, Algiers, Cemeteries       


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