Sonntag, 13.07.2014 - Highway Nummer 1, Tiere, Gletscher und eine Bergbahn
 

Da ich ja bei der Buchung der Reise nicht mit dieser unbedeutenden und uninteressanten WM gerechnet hatte, hatte ich bisher ja fast alle Spiele der deutschen Mannschaft zielsicher auf einen Reisetag „verplant“. Bis gestern Abend hatte ich auch noch gedacht, das ich das Endspiel nicht würde sehen können, weil ich morgen und übermorgen ja die fest eingeplanten Bärentouren habe. Dann wurde mir aber schlagartig klar, dass das Finale nicht an einem Montag (=morgen) sein würde, sondern am Sonntag (=heute). Yippiii.

Gestern Abend (naja gestern Nacht eher) hatte mir der Mensch an der Rezeption noch den Tipp gegeben für eine Sportsbar einigermaßen in der Nähe. Ich solle doch dort hin und das Spiel dort gucken. Da habe ich mir aber gedacht, wenn ich schon Mittags in die Bar gehe, das gäbe keine guten Aussichten für den restlichen Tag. Also habe ich das lieber gelassen und zugesehen, das ich das Spiel bei mir aufm Zimmer reinkriege.

Als Erstes musste ich mich mit dem blöden Sat Receiver auseinandersetzen. Na super. 9.999 Kanäle programmiert, nur die Info wo jetzt der eine Sportkanal ist, die suche ich vergeblich. Perfide war auch, das ich endlich ESPN gefunden hatte, das Spiel dann aber diesmal genau nicht auf ESPN lief sondern ausgerechnet heute auf ABC. Arrgh. Irgendwann hatte ich dann "The German TV Football Expert" Michael Ballack aufm Schirm und wusste : OK. Jetzt bin ich richtig. Also Puls wieder runterbringen und schön die Beine hochlegen und im Fernsehsessel gemütlich machen.

Tja. Wie es ausging wissen wir alle und das muss ich daher auch nicht ausführlich beschreiben. Weils gegen Ende so spannend war haben auch noch die restlichen Käsestangen von gestern ihre Verwendung gefunden. Naja. Hatte schon bessere Frühstücke.

Nach Spielende wars jetzt doch deutlich später als wie ich es ursprünglich geplant hatte. Jetzt aber raus und zügig auf die Straße. Für heute hatte ich mir die andere Richtung, also südlich aus Anchorage raus, vorgenommen. Der grobe Plan sah vor, auf dem Highway 1 entlang der Küste zu fahren und dabei zu schauen, was es so zu tun gibt links und rechts des Weges. Als grobe Endstation hatte ich mir den Portage Gletscher gesetzt. Ich hätte natürlich auf der 1 noch ewig weiterfahren können, aber irgendwas muss man ja als Umkehrpunkt definieren (sonst wär ich ja irgendwann wieder in Seattle rausgekommen).

Vom Hotel aus habe ich den Old Seward Highway genommen. An der einen Stelle an der sich Old und New Highway treffen wars allerdings so beschissen ausgeschildert, das ichs nicht verstanden habe das ich hier wechseln muss. So bin ich den Old Seward noch ein ganzes Stück weitergefahren. Irgendwann beim Marsh-Land (wars Potter Marsh ?) bin ich dann doch auf die richtige 1 gestoßen. So schlimm falsch war ich garnicht. Der Seward geht am Wasser entlang an diesem Marshland vorbei, der Old Seward im Land.

Da es ja doch etwas später als geplant war und ich die Abfahrtszeiten der Boote zum Gletscher kannte, habe ich entschieden auf der Hinfahrt direkt durch zu fahren bis zu meinem Endpunkt und auf der Rückfahrt noch die einzelnen Viewpoints abzugrasen die es noch zu sehen gibt.

Hab ich eigentlich schon gesagt, dass ich gestern mal eben so 200 Meilen gefahren bin ? Kam mir garnicht so vor. Die Tankanzeige hat sich auch nicht wesentlich bewegt. Also der Verbrauch vom Versa bügelte den einen oder anderen Nachteil des Autos wieder raus.

  

  

Der Highway ließ sich entspannt fahren. Die Ausblicke nach links in die Berge und nach rechts auf Wasser waren gigantisch. Teilweise sah es mit den Bergen in Hintergrund und dem Wasser aus wie im Fjordland in Neuseeland. Klasse Kulisse.

Während ich da so vor mich hingegondelt bin habe ich schon mal grob geschaut, wo es sich denn lohnt am Abend noch einzuhalten. Eigentlich gibt’s auf der Küstenstraße auf Meilen und Meilen nur Landschaft. Der einzige als solcher zu bezeichnende Ort auf der Strecke ist Girdwood. Der Ort scheint nur zu existieren als Hotelburg für das Skigebiet hier. Hier hatte ich mir vorgenommen je nach Zeit heute Abend mal reinzufahren.

Nach Girdwood kommt wieder eine lange Zeit garnix mehr, bis der Highway einen ziemlichen Knick nach rechts macht. Hier auf der Kreuzung geht’s zum einen ab zum Gletscher und zum anderen ist hier auch der Abzweig zum „Alaska Wildlife Conservation Center“. Dieses Conservation Center ist ein recht großes Areal wo alle möglichen Tiere beheimatet werden, die irgendwo verletzt gefunden wurde, als Waisen gefunden wurden oder sonstwie unter widrigen Umständen hier gelandet sind. Hier findet man so ziemlich alles, was in Alaska so heimisch ist. Vor der Einfahrt an der Bezahlbude war eine Autoschlange. Ich habe mein Autochen erst mal irgendwo auf die Seite entsorgt und bin zu dem Häuschen hin und habe gefragt wie lange denn offen ist. Da hier erst um 21 Uhr dicht gemacht wird, wusste ich das ich hier später am Abend wieder hinkommen konnte. Also bin ich jetzt erst mal zum Gletscher gefahren.

  

Das Visitor Center liegt am unteren Ende des riesigen Gletschersees. Nur original mit großen Eisbergen. Wobei wie mir gesagt wurde der Gletscher schon eine ganze Zeit nix mehr großes abgeworfen hatte, so dass der eine Iceberg erst mal alleine unterwegs war. Im Visitor Center kann man das Ticket für die Fahrt zum Gletscher kaufen. Ich war pünktlich für die letzte Fahrt des Tages um 16:30 Uhr. Die Abfahrt des Bootes ist weiter oben am See, da muss man vom Visitor Center die eine Straße die weitergeht bis zum Ende durchfahren.

Jetzt so um 16 Uhr herum war erfreulich wenig los. Ich denke mal es waren am Ende ca. 20 Leute auf dem Schiff. Tja. Und dann ist man über den See geschippert und zum Gletscher gefahren. Erst ist der Kapitän auf und ab und hoch und runter um den Gletscher rum um dann später frontal einzuparken und ne ganze Zeit schön an der Stelle zu stehen. Spätestens hier hatte man beste Sicht und auch recht nahe Sicht aufs Eis. So direkt davor wars doch ganz schön groß und breit und hoch.

Die ganze Fahrt kann man getrost als „nett“ verbuchen, war jetzt nicht unbedingt ein Adrenalinkick, aber es hat mich nicht gereut es gemacht zu haben.

  

Auf der Rückfahrt bin ich dann zum Wildlife Conservation Center abgebogen. Die Faulen konnten mit dem Auto hier rumfahren. Die nicht Fußkranken konnten aber auch gemütlich rumgehen. Ich hab mein Auto abgestellt und bin gemütlich rumgewandert. Am Bärengehege saß sogar ein Weißkopfadler auf einem Baum. Als er seine Flügel ausklappte und abgehoben ist konnte ich sogar noch rechtzeitig meine Kamera hochreißen und habe ihn sogar noch im Bild getroffen.

Der Bär lag faul in der Ecke, die Bisons rieben sich am Kratzbaum, die Hirsche (oder was die Tiere mit den Riesengeweihen auf dem Kopf auch immer waren) kauten faul auf der Wiese herum und der Elch futterte irgendwelche Äste von einem großen Holzstapel. Alles in allem allgemeine komplette Entspannung hier.

  

  

  

  

Jetzt hatte ich zumindest auch schon mal ein paar Tiere gesehen. Zufrieden habe ich meine Bilder gemacht und mich später wieder auf den Weg. So richtig lange kann man sich hier jetzt nicht unbedingt aufhalten, so viel gibt’s jetzt auch nicht zu sehen. Aber beim gemütlich rumgehen und mal in Ruhe stehen bleiben und einfach nur schauen und beobachten war doch so ungefähr ne Stunde draufgegangen.

Wie geplant bin ich dann später in Girdwood abgebogen. Durch den kleinen Ort hindurch bin ich zum feudalen „Alyeska Resort“ gefahren. Laut Reiseführer sollte man sich hier die Lobby anschauen und mit der Bergbahn hochfahren. OK. Die Lobby war bis auf den riesigen Elchkopf und den ausgestopften Eisbären nicht die Megaattraktion. Mit der „Aerial Tram“ gings dann zügig hoch auf 2.300 Fuß. Natürlich war jetzt hier in der Nicht-Ski-Saison mal gerade garnix los. Selbst im Luxusrestaurant auf der Bergspitze hätte ich noch problemlos nen Tisch bekommen.

Ich habe mir die Bergstation mal angeschaut und bin auch mal ein wenig an der Bergflanke rumgekraxelt. Fast unglaublich das man hier auf den krakeligen Geröllfeldern Ski fahren kann. Zumindest hatte man ne schöne Aussicht von hier oben. Allerdings zog es sich jetzt immer mehr zu und die Wolken setzen dezent zum Tiefflug an.

  

Da es jetzt auch nix mehr zu tun gab hier, habe ich die nächste mögliche Bahn wieder runter genommen und habe gesehen, das ich mal wieder ein Stück Richtung Heimat kam.

Prompt fing es jetzt auch an immer mal wieder heftig zu schauern. Es war auch schon merklich kühler geworden. Jetzt musste wieder die Weste ran. Wegen der Schauer habe ich meine Stopps auf dem Weg zurück auch recht übersichtlich gehalten. Beim Bird Point habe ich angehalten und später beim Beluga Point. Ich hatte zwar nicht wirklich mit gerechnet Belugas zu sehen, aber trotzdem kann man es ja mal versuchen.

Ich wusste irgendwie, das etwas anders war, ich wusste nur nicht was. Und als ich jetzt so an diesem Aussichtspunkt stand und mir der Wind um die Nase wehte ist es mir auf einmal aufgefallen. Da wo heute Mittag noch ewig weite Ebenen Sand und Schlick waren, da stand jetzt das Wasser bis fast an die Straße. Wasser. Überall Wasser. Jetzt sah es hier wirklich aus wie bei Frodo in Neuseeland. Hätte nur noch gefehlt, das ein Zwerg mit nem Boot aus Seestadt angepaddelt gekommen wäre.

Den Rest des Weges zurück bin ich am Stück durchgefahren. Ich habe geschaut, das ich wieder irgendwie auf den Old Seward Highway kam und bin bei der „Peanut Farm“ eingekehrt. Die Peanut Farm war die Sportsbar, die mir der Mann von der Rezeption gestern zum Fußballgucken empfohlen hatte. Und außerdem wars nicht weit vom Hotel weg.

Der Laden hatte irgendwie nen rustikalen Charme. Zumindest wars hier kein typischer Tourischuppen. Dafür wars zu weit von Downtown entfernt. Es gab viele Fernseher mit viel Sport. Bier in großen Humpen und das Essen rustikal auf Plastiktellern. Ich hab mich wohlgefühlt und bin auch noch länger sitzen geblieben.

Als ich beim Hotel war wars auch wieder echt spät geworden. Ich glaube es war auch wieder Mitternacht. Irgendwas muss ich mir mal einfallen lassen um morgen mal früher ins Bett zu kommen.

 

Anchorage ankommen und Independence State Mine       


Home

        Bärentour Redoubt Bay