01.05.2012 - Burgen, Paläste und nicht fertige Monumente
 

Gestern war doch ein wenig viel so direkt auf einen Schlag. Hab mir gestern ne Blase gelaufen. Habs daher heute etwas ruhiger angehen lassen. Der Vorsatz für den Tag war, es gemütlich zu halten und nicht mehr so viel zu latschen.

Deshalb hab ich mir beim Hotel erst mal den Bus geschnappt. Tagesticket für 3,50 gekauft und zur Royal Mile gefahren. Dort in der Nähe der Kathedrale hatte ich mir was fürs späte Frühstück ausgesucht. Der Reiseführer hatte es sehr gelobt (Lonely Planet). Hm. Ich hab ja alles gefunden, nur dieses eine Cafe nicht. Dabei ist der Reiseführer angeblich von diesem Jahr. Dann hat wohl das Cafe ziemlich kurzfristig dicht gemacht.

Egal. Ich bin hoch zum Cafe Hub was in der großen Kirche in Richtung Castle ist, zusammen mit der Kartenvorverkaufsstelle. Hat gut geschmeckt, kann man empfehlen.

So gestärkt gings nun weiter zum Castle. Dort angekommen durfte ich mich erst mal in die Schlange der Ticketkäufer einreihen. Ich sag nur : Phantasialand, Wildwasserbahn, Ab hier noch 3 Stunden. Mit anderen Worten. Es war ein unglaublicher Betrieb. Was ich so an Sprachen mitgekriegt habe, war scheinbar komplett Frankreich und komplett Osteuropa mit mir zusammen in der Schlange. Ca. 45 Minuten später wars dann geschafft.

  

Man bekommt einen Plan mit ziemlich vielen gekennzeichneten Stationen, von denen sich aber für mich nach genauerem Studium etliche als nicht wirklich interessant herausgestellt haben. Ich hab mich aufs Wesentliche konzentriert. Gerade als ich so da vorbei kam war es so gegen 13 Uhr. Jeden Tag um Punkt 13 Uhr wird vom Castle eine Art Flaggeschütz abgefeuert (außer Sonntags!) um der ganzen Stadt zu sagen : Hey, es ist Ein Uhr. Natürlich ist das eine ziemlich uralte Tradition die noch darauf zurückführt das damit wirklich die Uhrzeit verkündet wurde und zwar den Schiffen im Hafen (wenn ich das so richtig im Kopf habe).

Zumindest war ein unglaublicher Menschenauflauf nur um zu sehen, wie da eine Soldatin (? hatte zumindest ne Uniform an) umherstolziert und um 13 Uhr an ner Kordel zieht und es mächtig Bumms macht. Das Mädel was das jeden Tag da macht hat übrigens auch nen Namen : Shannon The Cannon :-) (wenn man danach googled, findet man übrigens irgendeinen Boxer mit selbem Namen).

Naja. Als es einmal richtig gerummst hatte sind alle Leute wieder ihrer Wege gegangen. War irgendwie ziemlich skurril. Ich hab meine Stationen weiter abgeklappert. Ich hab mir die riesige Kanone angeschaut, noch die Aussicht vom Burghof genossen (heute war das Wetter besser, man konnte was in der Ferne sehen). Dann bin ich zum War Memorial gegangen. Das ist so eine Art Schrein für alle gefallenen Schotten in so ziemlich jedem Krieg der Vergangenheit. Sehr würdevoll gemacht aus meiner Sicht.

  

Danach kamen dann die "Schottischen Kronjuwelen" dran. Da geht man eine kleine, enge Treppe hoch und steht in einer etwas popeligen Tresorkammer dann vor der Vitrine in der Krone und Zepter und sowas liegen. Irgendwie hatte ich da jetzt mehr erwartet. Verglichen mit den Kronjuwelen im Tower in London war das hier ziemlich popelig. Zusätzlich zu den Juwelen liegt da in dem Schrein noch der "Krönungsstein". Das ist ein abgewetzter grauer Sandstein der da ausgestellt wird und neben den glitzernden Juwelen irgendwie deplaziert wirkt.

Danach habe ich mir noch ein paar der Räume angeschaut die da in dem Trakt noch besichtigt werden können und das wars auch schon.

Insgesamt war ich vielleicht ne Stunde da. Wenn man all die anderen Stationen die ich ausgelassen habe, wie National War Museum oder Regimental Museum oder Dragoon Guards Museum oder oder oder mitnimmt, dann wird man sich auch entsprechend länger hier aufhalten können. Muss man jetzt selbst wissen was man für seine 14 Pfund 50 Eintritt so alles mitnimmt.

Meine nächste Mission war es nun, die Royal Mile hinunter bis zum Palast von Hollyrood House am anderen Ende der Mile zu spazieren. Gesagt, getan. Das Positive ist, der komplette Weg führt bergrunter. Das muss zwischen Hollyrood House und Castle ein ziemlicher Höhenunterschied sein.

  

Das Ambiente der Royal Mile ändert sich im Laufe des Weges immer ein wenig. Hat man in der Nähe vom Castle ein wenig eine Konzentration von vielen Nippes Läden und "Schottland Tourist" Läden, so geht es im weiteren Verlauf ein wenig über in eine Ecke mit diversen Lokalen. Dann kommen diverse Läden die teilweise ein wenig exklusiver sind. Es gibt noch diverse "Kiltmaker" die scheinbar auch alt eingesessen sind.

Bei einem der Kiltmaker hab ich mal genauer geschaut. Die hatten wirklich ziemlich beeindruckend elegante komplette Kilt-Austattungen ausgestellt. Der Kilt halt und die Tasche. Dann die Strümpfe und Schuhwerk. Oberteil mit Hemd, Weste und einer Art Sakko. Das sollte alles angefangen von 600 Pfund aufwärts ohne scheinbare Grenze nach oben kosten. Das war doch deutlich außerhalb meines Budgets.

  

Einen Dudelsack Laden hab ich leider verpasst. Da hätte ich zumindest mal reingeschaut und mir auch die Preise angeschaut.

Je weiter man die Mile runterkommt, desto uninteressanter wird es. Das ganze letzte Stück kurz vorm Parlament ist ziemlich nichtssagend. Aber da ist man dann auch schon unten angelangt und hat rechter Hand das Parlamentsgebäude von Schottland und ein Stück geradeaus den Holyrood Palast.

Das Parlament wurde von irgendeinem Superarchitekten entworfen und 2004 eingeweiht. Berühmt ist es vor allem durch seine gigantische Überziehung der Baukosten. Letztlich hat das Gebäude über 400 Millionen Pfund gekostet. Für viele die größte Geldverbrennung in der Geschichte Schottlands. Das Gebäude kann man besichtigen. Es gibt Führungen. Das habe ich aber nicht gemacht, ich fand den Palast interessanter. Zumindest von außen sieht das Parlament schon interessant aus. Wenns drinnen genauso ist, wird sich so eine Führung bestimmt lohnen.

Der Palast auf der anderen Straßenseite ist in meinen Augen viel schöner als das Parlament und hat bestimmt deutlich weniger gekostet. Der Palast von Holyrood House ist offizieller Sitz der Queen wenn sie in Edinburgh ist und wird darüber hinaus für viele offizielle schottische Staatsangelegenheiten aktiv genutzt. Man kann den Palast im Rahmen einer "selfguided Tour" besichtigen. Der Audioguide den man bekommt ist uneingeschränkt zu empfehlen. Auf der Höhe der Zeit, aktuell und sehr informativ. Der Eintritt kostete übrigens 10,75 Pfund, Audioguide inklusive.

Die ganze Sache hat mich ein wenig an den Buckingham Palast erinnert. In Sachen Prunk und Ausstattung braucht sich Holyrood aus meinen Augen da nicht zu verstecken. Sehr sehenswert sind auch die Ruinen der außen am Palast angebauten Kirche und ein Abstecher in die schönen Grünanlagen kann auch nicht schaden. Dauer der ganzen Aktion ist so ca. 1,5 Stunden und lohnt sich uneingeschränkt.

Der Palast, bzw. der angrenzende Parkplatz ist DER Startpunkt für Wanderungen auf den Hausberg der Edinburgher, dem "Arthur's Seat". Vom Palast aus hat man einen wunderbaren Blick darauf. Da hab ich das erste Mal auch gesehen, das das wirklich ein Mordsbrocken ist und eine Wanderung durchaus zu einem tagesfüllenden Vergnügen ausarten könnte. Mit dieser Aussicht habe ich den Punkt schon mal direkt von meiner Liste gestrichen.

  

Gegenüber beim Parlament ist eine Busstation und mit dem Bus wollte ich auch zurückfahren bis Prince Street. Dank meiner EdinBus IPhone App konnte ich sehen, das diese Linie genau dieses Ziel ansteuerte. Hm. Doof. Ich konnte meine Tageskarte nicht mehr finden. Die musste ich irgendwann bei Fotoapparat rein/raus und/oder Portemonnaie rein/raus aus der Tasche gezuzzelt haben. Blöd. Also hab ich mir im Bus (da ich noch mehrere Fahrten vor hatte heute) die zweite Tageskarte für den Tag gekauft.

Mein nächstes Ziel für heute war der Calton Hill mit dem National Monument. Das ist im Wesentlichen ein halbfertiger griechischer Tempel. Der wurde irgendwann mal angefangen, dann aber recht schnell wegen Geldmangel stillgelegt. Und da in der weiteren Zeit keiner mehr Lust hatte da Kohle reinzuversenken steht da jetzt halt ein halbes Monument. So kann mans auch machen. Das Ding wird im Volksmund auch "Schottlands Stolz und Armut" genannt (irgendwas mit "Pride and Shame" ist es im original glaube ich).

Im Reiseführer stand, das zum Calton Hill "alle Busse aus Prince Street" hinfahren. Tja. Leider war die ganze Prince Street aber eine große Baustelle (dort wird ne Straßenbahnlinie gebaut). Und jeglicher Busverkehr wurde hier stillgelegt. Ergebnis : Ich musste hinlatschen. Irgendwie war das mit dem "nicht so viel marschieren" heute nicht so ganz aufgegangen.

  

Den Hügel entert man von der Straße aus über recht steile Treppen nach oben. Dann steht man aber auch schon sehr schnell neben dem Nelson Monument (große hohe Säule die man auch hochsteigen kann) und hat am Dugald Stewart Monument vorbei einen wunderbaren Blick auf die Stadt mit dem Castle. Diese View ist auch in den meisten Reiseführern drin.

Das unvollendete National Monument ist auch nur einen Steinwurf entfernt. Von dort hat man dann auch einen super Ausblick auf den Arthur's Seat.

Rund um das Monument wurden gerade noch die letzten Reste des des Beltane Festival von gestern weggeräumt. Es hatte also stattgefunden. Da hatte Michael gestern doch recht :-)

Nach ein wenig ausruhen ging es dann wieder zu Fuß zurück bis zur Hanover Street und ab hier dann endlich wieder mit dem Bus wieder zurück zum Hotel. Ich wollte kurz ein wenig Kram loswerden. Pläne vom Castle und vom Palast und diverse Quittungen die mir die Taschen vollmüllten wollte ich abwerfen. Noch ein wenig getrödelt und dann wieder zurück auf die Straße und zurück zur Royal Mile. Als ich an der Bushaltestelle stand und der Bus schon ankam stellte ich fest, das ich mit Ausräumen der ganzen Quittungen auch meine Buskarte rausgeräumt hatte. Arrrrrrgh. Als musste ich wohl für 1,40 ne Einzelfahrt kaufen. Man wenn das so weitergeht, habe ich das Busunternehmen ganz alleine saniert.

  

Auf der Ecke Lawnmarket/George IV Bridge habe ich dann "Deacon Brodies Tavern" geentert zwecks Nahrungsaufnahme. Dieser Pub scheint zu einer ganzen Kette zu gehören. Die Speisekarte hatte ich nämlich so identisch schon bei mindestens 3 anderen Pubs schon gesehen.

Im kleinen Speisesaal im zweiten Stock musste ich noch ein wenig warten, dann habe ich aber nen Tisch bekommen und mir ein amtliches Filet Steak reingepfiffen. Das Essen hier war ein wenig besser wie normales Pub Food, vom Fleisch hatte ich mir aber mehr erhofft. Geschmeckt hats aber schon. So gegen 21 Uhr 30 wurden alle Neuankömmlinge mit Hinweis auf Essensschluß um 22 Uhr freundlich aber bestimmt abgewiesen. Die haben wirklich gesehen, das die um 22 Uhr da die Bude leer hatten.

In den Pubs haben die durchaus behördliche Öffnungszeiten in Edinburgh. Bei einem wo ich war, machte die Küche schon um 8 Uhr zu. Die Bar war jeweils ein wenig länger auf, gegen 23 Uhr haben die aber auch alle so langsam angefangen dicht zu machen.

Ich bin bei Deacon Brodie an der Bar noch für den einen oder anderen Apple Cider hängen geblieben, habe mich aber dann auch so um 23 Uhr getrollt und noch einen Bus der Linie 27 (wieder nen Einzelschein bezahlt, grrrr) zurück zum Hotel bekommen.

Schluss für heute, Aua Füße hochlegen.

 

          Langer Tag Sightseeing     


Home

        Chirurgie und Royal Yacht