17.06.2005 - London Calling ..... oder ..... Please Mind The Gap
 

Heute früh am Morgen irgendwo in Deutschland :
Eintrag ins Tagebuch : Warum habe ich wieder so einen sch..... frühen Flug genommen. Nächstes Mal dringend später fliegen !

Da ich aber nun den ersten Flug morgens nach London gebucht hatte (mir klingeln die Worte "Dann kann man an dem Tag wenigstens noch was unternehmen" noch im Ohr) ging es also um 6 Uhr ab Richtung Flughafen. Ohne große Vorkommnisse (mir wurde nur zweimal mein Korkenzieher aus dem Gepäck gefischt) ging der Flug mit Easy-Jet auch pünktlich um 9 Uhr ab (war der erste Flug morgens, da konnten die auch noch nicht viel Verspätung haben). Dank der günstigen Zeitverschiebung stand ich auch schon eine viertel Stunde später in Gatwick auf englischem Grund und Boden.

Ahh, London/England : Alles wie gehabt. Die Jungs haben immer noch keinen Euro, fahren immer noch auf der falschen Straßenseite, servieren Bier immer noch ohne Schaum, das English Breakfast ist immer noch ungenießbar, der Engländer an sich ist immer noch Weltmeister im Anstellen und Schlange stehen und der Typ im Hotel an der Rezeption spricht immer noch schlechter Englisch als ich. Aber jetzt erst mal der Reihe nach ....

  

Das Ticket für den Gatwick Express hatte ich vorher schon im Internet gekauft. Ich konnte also ohne große weitere Verzögerungen Richtung City starten. Der Zug fährt eine halbe Stunde und wirft einen an der Victoria Station raus. Als erste Geschäftshandlung habe ich mir direkt eine Tageskarte für die U-Bahn gekauft und mich auch direkt Richtung Hotel begeben. Noch etwas Vertrautes : An jeder Haltestelle schallt einem das unvermeidliche "Mind The Gap Please" entgegen. Von meinen letzten Besuchen wusste ich, das dort irgendwo in der Nähe die Station Lancaster Gate sein musste. Natürlich war diese Station wegen Umbau/Neubau geschlossen, so das ich in Notting Hill ausgestiegen bin.

Hier zum ersten Mal an der frischen Luft hab ich sofort gemerkt was für ein geiles Wetter war und mich auch sofort geärgert, das ich extra ne Jacke mitgenommen hatte, die ich jetzt zusätzlich schleppen musste. Meinem untrüglichen geografischen Sinn folgend bin ich erst mal in die falsche Richtung marschiert. Erst als mir das alles sehr unbekannt vorkam und ich eigentlich längst an den Kensington Gardens hätte angekommen sein müssen, hab ich mal eine Karte zu Rate gezogen und das kleine Missgeschick bemerkt. Endlich in Queensway angekommen stellte ich fest, das dort jetzt sogar ne eigene U-Bahn - Station ist. Hätte mir die Lauferei also auch sparen können. Na. Egal.

Das Hotel stellte sich als Treppenhaus mit Zimmeranschluss heraus. Mein Zimmer war noch nicht fertig. Meinen Kram konnte ich aber da lassen und so bin ich direkt auf Tour gegangen. Ok, nicht direkt, ein Frühstück beim Burger King um die Ecke musste schon noch sein. Überhaupt war in dieser Straße (Queensway) so gut wie alles vertreten, was man sich wünschen würde. Alle Fastfood Läden der Welt, Pubs, Läden zum Einkaufen, Starbucks und etwa siebenhundertachtunddreißig ausländische Restaurants (Inder, Pakistani, Türke, Araber, Chinese und so weiter und so weiter).

Praktischerweise war meine Haus-U-Bahn-Station an der Circle Line, die so gut wie alles touristisch interessante verbindet. Ich bin mit dem Zug direkt zum Tower gefahren (Mind the gap). Ich hatte schon die Befürchtung zu spät zu kommen. Zu spät heißt in diesem Fall, sich in der Schlange anstellen zu müssen, wo das Schild "Ab hier noch 3 Stunden" steht. Die Eintrittskarte hatte ich mir schon vorher im Internet gekauft. 13 Pfund 50, happig happig. Aber so konnte ich zumindest die Kartenkäufer-Schlange umgehen und hatte nur die Einlass-Schlange vor mir.

Aber oh Wunder. Heute war garnix los. Das habe ich bisher immer anders erlebt. Ich konnte direkt am Eingang durchgehen. Klasse. Da hatte ich mit dem Freitag Mittag ja mal eine gute Wahl getan. Drinnen habe ich mich einer geführten Tour durch den Tower angeschlossen. Durchgeführt wurde diese von einem Tower-Wärter in bunter Uniform. Einem richtigen Original. An allen möglich Ecken erzählte er wer dort wie ums Leben gekommen ist, wer dort eingesperrt war, wer dort wie brutal öffentlich hingerichtet wurde und so weiter. Alles immer mit trockenem englischen Humor gewürzt. Eine Kostprobe : Der Burggraben. Früher die größte Kloake von England. "Dort haben die Herrscher früher alles entsorgt. Der schlimmste Dreck der Menschheit wurde dort hineingeworfen. Zum Beispiel Schwiegermütter, Manchester United Fans und Franzosen !" *lol*

Die Franzosenwitze sollte ich übrigens noch öfters hören.

Nach der Führung habe ich mir dann die große Waffensammlung und die Sammlung der Ritterrüstungen angesehen (cool : Rüstungen für Pferde !) um dann schließlich zum Hauptgrund des Besuches, zu den Kronjuwelen vorzudringen. Leider darf man dort nicht fotografieren. Viele Wächter vor sehr dicken Panzertüren wachen darüber, das keine Fotos gemacht werden. Der normale Königs-Schnickschnack wird normal wie in einem Museum gezeigt. Königlicher Mantel, königlicher Löffel, königliches Goldbesteck, Pantoffel und so weiter. Die eigentlichen Kronjuwelen wie die Kronen, Zepter und der Kram ist in einem extra Bereich. Hier werden die Panzertüren noch etwas dicker. Man fährt in Kriechgeschwindigkeit auf einem Laufband an dem ganzen Pomp entlang. Möchte man sich das noch mal ansehen, muss man zurück gehen und sich noch mal aufs Laufband stellen. Tststs. Diese Engländer. Zumindest ist der Anblick durchaus großartig. Dort in diesem Vitrinen ist soviel Wert versammelt, das möchte ich gar nicht ausrechnen.

    

Fazit Tower : Sehr gut, hat mir gut gefallen. Habe mich mit guten 3 Stunden auch länger dort aufgehalten als geplant.

Vom Tower aus ist es ein Katzensprung zur Tower Bridge. Ich bin einmal rüber auf die andere Seite und dort noch ein wenig rumgelaufen. Bei einer großen Passage direkt an der Themse habe ich mein erstes und mittlerweile wohlverdientes Bierchen zu mir genommen. Zumindest für London kann ich sagen, das mittlerweile alle Pubs (also die, in denen ich drin war) Fosters ausschenken, wenn man ein "pint of lager" bestellt. Ich denke, das ist eine sehr gute Alternative zu den anderen Englandbieren. Schaum gibt's aber immer noch nicht im Glas. Preise waren übrigens noch recht human. Ich habe immer so zwischen 2,50 und 2,80 Pfund für ein Pint bezahlt. Im Gegensatz zu anderen Preisen in London ein echtes Schnäppchen.

Da mir der Roman "Das Sakrileg" (Da Vinci Code im Original) sehr gut gefallen hat, wollte ich in der Templerkirche aus dem Buch mal nachsehen, ob das wirklich so aussieht, wie im Buch beschrieben. Also UBahn-Station Temple raus (Achtung : Mind the gap) und die Kirche gesucht. Wie im Buch beschrieben ist sie recht unscheinbar zurückgesetzt von Hauptrubel in einem kleinen Viertel mit engen Gassen zu finden. Nur leider hatte die Bude schon zu. Ich musste feststellen, das Kirchen in London recht behördliche Öffnungszeiten haben. So ungefähr 10 bis 16 Uhr. Zumindest war ich nicht der einzige, der wegen dem Roman vorbeikam. An der Türe war zu lesen, das spezielle "Da Vinci Code Führungen" gemacht wurden. Der Tag stimmte (Freitag) die Uhrzeit aber nicht (nämlich 13 Uhr). So konnte ich mir das Ding nur von außen ansehen und bin wieder abgezogen.

Nächste Station Westminster ( Mind .... ). Auch die Westminster Abbey ist in dem Buch beschrieben. Dort war jedoch auch schon dicht. Allerdings wurde hier für den Samstag Öffnung bis 13.45 Uhr prognostiziert. Das müsste eigentlich passen. Erst Wachablösung und dann zur Kirche. Toll. Programm für morgen steht auch schon teilweise.

Da ja nur einen Steinwurf weiter das Parlament und der Big Ben sind, habe ich dort noch ein paar Fotos verschossen und mich nun (mittlerweile war es so um 17 Uhr) wieder zum Hotel begeben um mein Zimmer einzunehmen. Also wieder Circle Line nach Queensway (Ihr wisst schon ... Mind the gap). Im Hotel gab's das Zimmer recht unkompliziert. Dem des englischen nur rudimentär mächtigen ausländischen Mitbürger an der Rezeption hätte ich auch das Rezept für ein gutes Steak auf die Anmeldung schreiben können. Das wär auch nicht aufgefallen. Mein Zimmer entpuppte sich dann als kleine Mini-Kemenate, in die genau ein Bett und ein kleiner Ikea-Schrank passten. Das Bad war so klein, das gerade für die Dusche Platz war. Die Toilette war so angebracht, das man beim Sitzen die Füße zur Türe raushalten musste. Super, wirklich. Aber da ich ja hier nicht für den Rest meines Lebens einziehen wollte, war das irgendwie auch egal. Für die Lage recht direkt am Hydepark, bzw. Kensington Gardens, waren die 35 Pfund gar nicht mal so teuer.

  

Da sich mittlerweile Kohldampf eingestellt hatte und ich nicht wieder zum Burger König wollte, habe ich den Pizza Hut ein Haus weiter angesteuert. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, ich könnte ein relativ günstiges Abendessen bekommen. OK, die Pizza war gut und meiner Meinung nach auch größer wie hier bei uns. Aber 15 Euro (also 10 Pfund) war sie mir dann doch nicht wert. Mit Getränk dabei hat mich das Abendessen am Ende fast 20 Euro gekostet. Man war ich bedient. Eintrag ins Tagenbuch : Pizza Hut in London von der Liste der günstigen Lokalitäten streichen.

Nach einem Entspannungsbierchen im benachbarten Pub (Auch so ein Laden mit Tiernamen. Irgendwie heißen die Pubs immer irgendwas mit Hund and Katze, Elefant und Giraffe, Dingenskirchen und Ameise oder so. Dieser hier hatte auch irgendein Tier und Papagei im Namen) ging es dann zum Piccadilly Circus. Ich hatte für heute Abend einen Besuch bei Mamma Mia, dem Abba Musical, welches schon seit Jahren erfolgreich in London läuft, geplant.

Die Karten hatte ich, Überraschung, schon vorher im Internet gekauft. Was auch besser war, denn der Abend war wieder einmal ausverkauft. So gegen 7 Uhr war ich am Theater. Vorstellung war 20 Uhr 30, also noch ein wenig früh. Ich bin deshalb noch ein wenig die Straße weitergeschlendert. Bei der Gelegenheit habe ich auch mein Abendessen für den nächsten Tag gefunden. Ein Angus Steak House. Ich dachte mir, wenn du schon 15 Euro für ne olle Pizza bezahlst, dann kannst du morgen am großen U2-Tag auch mal richtig auf den Putz hauen.

      

Ein Guinness später in einem Pub eine Seitenstraße weiter (Tiger oder Lion oder sowas) war es dann Mamma Mia Zeit. Da ich ja kein Musical-Fan bin, habe ich die ganze Aktion durchaus kritisch betrachtet.

Hier mein Kurzfazit :

Präsentation Sehr gut. Immer sehr viel los auf der Bühne. Bühnenbild sehr pfiffig gemacht
Darbietung Eigentlich war es eher ein Theaterstück mit eingestreuten Liedern. Also nicht wie man sich ein klassisches Musical denkt, wo auch normale Konversation gezwungen gesungen wird. Vielen Dank dafür.
Gesang Toll. Auch wenn ein paar Sachen von Männern gesungen wurde (das hörte sich zumindest sehr ungewohnt an) war es wirklich gut gemacht. Die Stücke passten immer zum jeweiligen Thema.
Musik/Arrangement Klasse. Die Abba Sachen taugen erstaunlich gut für für ein Orchester und für mehrstimmigen Gesang der Darsteller.
Bewertung Teil 1 von Start bis Pause sehr gut. Hier kamen auch alle Abba Klassiker vor, die auf jeder Best of drauf sind. Note 2+. Teil 2 von Pause bis Schluss für mich deutlich lahmer. Hier wurden dem Thema Liebeskummer, Verlust, Trauer etc. entsprechend eher die lahmen Abba-Schnulzen ausgepackt, die mir persönlich nicht so gefallen. Deshalb hier Note 3-
Ergebnis GUT. Kann man sich wirklich ansehen (aber einmal reicht dann glaube ich auch)

Gut bemessene 2 Stunden später stand ich wieder am nun durch die Leuchtreklamen erleuchteten Piccadilly Circus. Ich hab noch ein paar Fotos geknipst und mich dann zum Hotel begeben und mich umgehauen. Mir taten die Quanten ziemlich weh und eigentlich hatten wir ja schon 1 Uhr und nicht erst 12. Gute Nacht. Mind the gap.

   

 

 

        Update Oktober 2012 :
Rechtschreibung und Grammatik korrigiert.
Textfluß und Bildsatz teilweise geändert.


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