29.05.2015 - Stadt und Stadion
 

Schon in der Nacht hatte ich gehört das Regen an mein Fenster prasselte. Auch am späten Morgen sah es noch recht feucht aus. Ein Blick auf Google Wetter sagte, dass es ab 11 Uhr besser werden sollte und ab 12 Uhr trocken sein würde. Naja. Da wollen wir mal hoffen.

Als ich so gegen 11 zur Tramstation gegangen bin konnte es sich nicht wirklich zwischen nass/trocken entscheiden. Ich bin bis zum Piccadilly Gardens gefahren und habe mich dort erst mal in ein Pret verdrückt zwecks Kaffee und Croissants. Das war auch keine Minute zu früh, weil es plötzlich wieder aus heiterem Himmel zu schütten anfing. Ich habe mich erst wieder rausgetraut als der große Guss vorbei war. Und siehe da. Eine Minute nach dem Regen war auch plötzlich die Sonne wieder da.

Ich habe mich jetzt in die Fußgängerzone gestürzt. Richtung Arndale Shopping Center waren auf an der breiten Market Street/High Street schon viele bekannte Geschäfte. Folgt man der High Street kommt man zur Tramstation Sudehill.  Geht man hier weiter am Shopping Center entlang, erreicht man das „Printworks“. Das ist eine Passage mit Kneipen (Hard Rock Cafe u.a.) und Kinos. Folgt man den Schienen der Tram kommt man um das Printworks herum zur Victoria Station.

  

Hier war aber nur riesige Baustelle. Zumindest das extravagante „Zeltdach“ war schon fertig. Will man zur großen MEN Arena gehen, muss man durch den Bahnhof durch. Ich habe mich da mal umgeschaut. Keine Minute nachdem ich im Bahnhof drin war gab es draußen wieder einen so gewaltigen Regenguss, das man im Bahnhof unter dem Plastikdach sein eigenes Wort nicht mehr verstanden hat. Und 5 Minuten später war wieder strahlender Sonnenschein.

Am Eingang der Halle saßen jetzt am Vormittag schon ein Häufchen Take That – Fans parat. Ich hatte ja auch mal gaaanz kurz überlegt, mich aber dann doch ganz bewusst dagegen entscheiden mir eine der Shows hier anzuschauen (die spielten übrigens 5 Abende hier in der Halle).

Die ganze Gegend rund um den Bahnhof und weiter am Printworks vorbei ist Baustelle. Scheinbar wird hier ne neue Tramlinie gebaut. Hier vorne ist auch das extravagante Dreieckshaus des nationalen Fußball Museums. Das Gebäude sieht aus wie das Flatiron Building in New York, nur komplett rundumverglast. In das Fußballmuseum bin ich mal rein. Ist kostenlos, eine „Spende“ wird aber „strongly“ erwartet. Wenn man nicht schon am Eingang gespendet hat wird man auch dauernd recht penetrant daran erinnert doch bitte zu spenden.

  

  

Da es ja das nationale Fußballmuseum von England ist, dreht sich selbstverständlich auch alles um englische Spieler, englische Meisterschaften, Pokalwettbewerbe, Erfolge etc. Man kann aber auch als nicht-eingeweihter in Sachen englischer Fußball hier mal durchgehen und sich viele Sachen anschauen. Interessant fand ich die Ausstellung über die englischen Pokalwettbewerbe und die Vitas von einigen verdienten Helden des englischen Fußballs. Hier im Museum ist auch der Fußball ausgestellt, der 1966 natürlich nicht hinter der Linie war im legendären Wembleyspiel. Außer dem Engländer weiß sowieso jeder das der Ball nicht drin war :)

Ich denke mal so ne halbe Stunde, dreiviertel Stunde hat mich die Ausstellung aufgehalten. Geradeaus über den Platz kann man dann schon diverse andere Kaufhäuser sehen. Und Selfridges steht auch noch da rum. Da ich in London bisher nie bei Selfridges war (warum eigentlich?) bin ich mal hier in die Manchester-Filiale marschiert. Hui. Da wird man ja regelrecht von Nobelmarken erschlagen. Gucci, Prada, Dior, Armani und Co quellen schon fast zur Eingangstür heraus. Ich bin dann mal aus reinem Interesse zur Herrenabteilung gegangen. Da stolpert man direkt durch die Abteilungen von Boss Jeans, Armani Jeans, Calvin Cline Jeans und und und. Interessanterweise waren nirgends Preisschilder dran. Sind Preise bei Selfridges ein Geheimnis oder sind Preise in dieser Preislage bei Armani und Co. eh egal ?

  

  

  

  

Auch wenn ich das Geld für ne Armani Jeans gehabt hätte, ich hätte in keine reingepasst. Hier muss ich ja sagen, das ich mich ein kleinwenig diskriminiert gefühlt habe. Da waren ja tausende Jeans ausgestellt. Aber außer XS oder S in der Ausführung „extra skinny“ gabs hier nix. Die Hosen sahen aus, als hätte ich in die Hosenbeine gerade mal mit dem Arm reingepasst. Gibt’s wirklich Leute die sowas anziehen können ? Enttäuscht und desillusioniert habe ich Herrn Harry Gordon Selfridge dann verlassen.

Hier im Dreieck zwischen Selfridges und den anderen Shopping Centers stehen eingezwängt noch zwei recht alte Häuser und Pubs. Die geben zwischen den feudalen Großbauten noch ein schönes Fotomotiv ab.

Ganz nahe ist hier auch die Manchester Cathedral. Bin mal kurz rein und habe mich mal umgeschaut. Die Kathedrale ist insofern interessant, als das die schon mehrmals zerstört wurde (Luftwaffe, Bombenanschlag von 96) aber immer wieder aufgebaut wurde. An manchen Ecken sehen die Steine und Pfeiler schon ziemlich mitgenommen aus.

  

Zurück gings nun zwischen Harvey Nichols und Selfridge hindurch zur Exchange Street. Jetzt sehe ich gerade das Selfridge auch ne Moet-Champagnerbar und Restaurant hat. Na hätte ich mir doch so ne Armani Jeans kaufen sollen und dann in der Moet-Bar einen drauf machen sollen. Auch in der Exchange Street sind noch alle möglichen Läden. Ein Blick lohnt sich auch mal in die alte Royal Exchange.

Weiter über den St. Anns Square drüber einmal quer durch die St. Ann’s Church hindurch stand ich jetzt in einem Gewirr von kleineren Sträßchen und musste mich erst mal orientieren und mal das GPS anschmeißen. Aha. Die Hauptstraße Deansgate ist nicht weit weg. Hier bin ich dann in die „John Rylands Library“ gegangen. Klasse altes Gemäuer mit ziemlich historischen Lesesaal. Auf dem Platz der Library steht noch ein neuer Glaspalast. Das ist auch direkt mal wieder ein kompletter Armani Store. Bevor es weiter ging habe ich noch einen kleinen Schlenker zur Abraham Lincoln Statue gemacht die einen Block weiter in einem Hof steht. Irgendjemand hatte dem alten Abe nen Manchester Schal umgebunden. Sah aus als ob das so gehörte.

Ein Stückchen zurück bin ich dann die Bridge Street runter. Eigentlich nur weil auf der Karte im Reiseführer weiter unten noch ein paar größere Gebäude gekennzeichnet waren. Die stellten sich dann aber als der Manchester Crown Court heraus. Ein nichtssagendes Verwaltungsgebäude. Eine Station weiter der Manchester County Court hingegen sah recht interessant aus. Hier war irgendwie jede Etage zur anderen irgendwie verschoben. Sah aus, als ob man an einem Aktenschrank die Schubläden mal zu gemacht oder weiter aufgelassen hat. Echt interessant. Leider war das recht eingebaut in die umliegenden Gebäude, so das man keine Perspektive von weiter weg kriegen konnte.

  

  

Direkt auf der Ecke am Fluss ist dann noch das Peoples History Museum. Zuerst dachte ich es wäre sowas wie das Manchester Stadtmuseum. Aber die Ausstellung zeigt doch was anderes. Und zwar die Geschichte der Menschen (in England) von der Zeit wo „normale“ Leute keine Rechte hatten, über Aufkommen und populär werden von Gewerkschaften, Einfluss von Politik (und Politikern) auf die Leute und und und. Eigentlich mal querbeet durch alle gesellschaftlichen Themen. Dabei ist die komplette Ausstellung grob in zwei Etagen mit 18-hundertirgendwas bis 1945 und 1945 bis heute geteilt.

Interessant fand ich den Teil über die vielen Streiks, die mal eine zeitlang in England wohl sehr populär waren. Da hat eine Minenarbeitergewerkschaft doch glatt mal ein ganzes Jahr gestreikt !

Da ich mich bisher noch nicht mit dem Bussystem auseinandergesetzt hatte und hier weit und breit keine Tramstation nahe war, musste ich jetzt wohl oder übel wieder zu Fuß zurück. Wenn man weit genug geht, kommt man auch wieder beim Rathaus raus. Das Festival was da morgen und übermorgen stattfinden sollte, war übrigens ein BBQ Grill- und Musikfestival. Es wurde um die Wette gegrillt (um den Titel King Of The Grill) und dazu spielten Bands.

Ins Rathaus bin ich auch noch reingegangen. Drinnen ist es auch recht feudal mit vielen Statuen und Büsten überall. Zumindest unten konnte man so rumlaufen, Treppen nach oben waren aber gesperrt. Offensichtlich kommen nicht viele Touristen hier vorbei. Haben alle mal doof geguckt als ich knipsend da rumgegangen bin. Gesagt hat aber keiner was.

  

  

Eigentlich war jetzt die verdammt beste Gelegenheit, noch schnell nach Old Trafford zu fahren und bei Manchester United vorbeizuschauen. Morgen und übermorgen (SA und SO) sollten bei der Tram Bauarbeiten sein und ab Deansgate war da alles gesperrt. Da ich keine Ahnung hatte, wie ich mit dem Busersatzverkehr da hätte hinkommen sollen, habe ich mich gerade mal noch schnell heute Nachmittag hinbegeben.

Wenn man in Cornbrook umsteigt, kann man direkt nach Old Trafford fahren. Dort ausgestiegen sieht es jetzt irgendwie recht unscheinbar aus. Ich bin zum Stadion hin und habe nur verrammelte Ticketschalter gesehen und keinen weiteren Hinweis auf irgendwie ein Museum oder ne Stadiontour. An einem Tor kam gerade ein Bauarbeiter raus, den ich mal gefragt habe, wo man denn hier zur Stadion-Tour kommen könne. Er hat mich erst mal verwundert angeschaut und meinte dann : Du meinst bestimmt Fußball. Das ist da drüben (deutet mit der Hand die Straße runter). Das hier ist der Cricket Ground.

Ups. Peinlich. Und richtig. Wenn man sich auf die Zehenspitzen stellte konnte man an den Hausdächern am Ende der Straße nen Flutlichtmasten sehen. Vom Cricket Ground bis zum Stadion ist es noch ne ganze Ecke zu gehen. Aber dann bog es um die Ecke. Das Stadion von ManU. Ich habe rund ums Stadion und auf dem Vorplatz alles mal dokumentiert und mich dann den Schildern folgend zur Stadion Tour begeben. Ich hatte ja Bedenken das es zu spät sei. Aber nein. Für 17:30 gabs noch ne Tour. Super. Es war jetzt noch etwas Zeit, so das ich noch durchs Manchester United Museum gehen konnte. Wow. Die Vitrinen mit den ganzen Pokalen und Goldpötten waren schon beeindruckend. Das Triple, also nationale Meisterschaft, Pokal und Championsleague war nochmal extra ausgestellt. Also dieser Championsleague-Pott macht schon was her.

  

  

Dann gings zur Tour. Ein älterer Herr in Anzug hat uns eingesammelt und mit ihm gings durch zig Türen und Korridore nun erst mal ins Stadion wo man dann auf der Tribüne eine Einführung bekommen hat.

Weiter gings durch den Pressebereich und  den Vip Bereich, an der medizinischen Abteilung vorbei zu den Umkleiden. Alle Stationen wurden immer ausführlich erklärt. In der Umkleide hingen rundherum Trikots an den Wänden. Ich glaube aber keine Originale.

Von der Umkleide ging es in den Spielertunnel und durch diesen konnte man dann unter eingespieltem Stadionjubel in den Innenraum gehen. Aber bitte nicht den Rasen betreten ! Unter Androhung von härtester Strafe verboten ! Schließlich hat die Tour dann auf der Trainerbank und in der Viploge geendet.

  

  

Die Tour dauert insgesamt ca. 80 Minuten und ich fand es sehr informativ. Ein leeres Stadion zu betreten und sich die leeren Tribünen anzuschauen und dort als einziger mit noch vielleicht 10 anderen Leuten da zu stehen hat auch was. Mir hats gefallen.

Da der Manchester United Megastore nun aber schon zu hatte für heute, blieb der Geldbeutel noch zu für heute.

Jetzt stand ich draußen vorm Stadion auf dem Sir Alex Ferguson Way und musste feststellen, dass es zumindest laut Karte garnicht so weit war zum Imperial War Museum und der Media City. Da war ich ja gestern hier näher am Stadion gewesen als gedacht. Ich habe die Beine in die Hand genommen und bin dann am angesprochenen IWM vorbei zur Media City gegangen. Das dürften ca. 20 Minuten gewesen sein denke ich mal. Nach einem Stopp im Dockyards Pub (man was war hier ein Mega Betrieb !) bin ich dann mit der Tram wieder in die Stadt gefahren. Von der Station Sudehill aus gings in die Printworks Passage.

Hier habe ich mich noch etwas umgesehen und mal gecheckt was so im Kino läuft. Dabei sind mir die vielen Ticketautomaten aufgefallen. Die haben es hier echt geschafft im Odeon Filmpalast die Kassen wegzurationalisieren. Hier gibt’s nur noch Automaten. Also irgendwo kann man es auch übertreiben.

Neben ein paar anderen Kneipen gibt’s noch eine Trinkhalle namens „Bierkeller“. Nach German Gemütlichkeit war mir aber nicht. Ich bin ins Hard Rock Cafe gegangen. Ich war schon bereit meinen Seating Coupon fürs Vip Seating zu zücken, musste aber feststellen, dass es hier am Abend garnicht wirklich Betrieb hatte. War noch reichlich was frei. Wie immer waren alle freundlich, das Essen ok und das Bier kalt. Alles in Ordnung also. Ich bin sogar noch meinen 15$ Gutschein losgeworden, den ich noch aus den USA hatte.

Zwischendrin wurde einem Rocker (der sah aus als ob der eben noch mit der Eisenstange jemandem den Schädel eingeschlagen hatte) ne putzige kleine Kerze in die Hand gedrückt und dann hat der ganze Laden Happy Birthday gesungen. Bei sowas wird sogar der härteste Rocker zahm.

Mit der Tram gings wieder zum Hotel. Von der Tanke gabs noch was Süßes und ein Bulmers. Dann war der Abend auch vorbei.

 

Salford, Media City
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