30.09.2010 - Antike Römer in Italica und antike Iren im Olympiastadion
 

So. Heute war erst mal Umzug/Auszug angesagt. Durch unsere Verlängerung wegen dem Streik waren wir ja einen Tag länger da und eine Nacht mehr in diesem Hotel hatten wir nicht bekommen und so stand jetzt eine Nacht in einem anderen Etablissement an. Das neue Hotel war das Melia und das war ziemlich nahe am Prado. Was für heute Abend sogar praktischer war, denn die Busse vom Konzert nach Hause fuhren ja alle irgendwie am Prado vorbei.

Als ich an der Rezeption ausgecheckt habe, lag da ein Zettel mit einem "Aviso" für alle Konzertgänger. Dort war erklärt, wie das heute Abend mit der An- und Abreise gehen sollte. Leider auf spanisch. Die Übersetzung der Frau von der Rezeption war auch mehr schlecht als recht. Ich habe aber verstanden, das es für die Abreise heute Abend einen Shuttle gibt, der zumindest bis zu einer der Brücken zurückfuhr. Von da musste man sich dann selbst durchschlagen.

 

Um unser Autochen auch genügend zu beanspruchen haben wir uns jetzt erst mal aufgemacht und sind durch die Stadt in Richtung Olympiastadion gefahren. An einem Kreisverkehr sind wir falsch abgebogen und der Straße ein paar hundert Meter gefolgt und plötzlich standen wir in einem Slum. Ich finde da eigentlich garkeine anderen Worte für. Die Bretterbuden und Müllhalden kann man nur als Slum bezeichnen.

Als wir das realisiert hatten, haben wir so schnell als möglich gewendet und gesehen das wir da weg kamen. Als wir eben unser Auto wendeten kamen uns zwei Mann mit nem Einkaufswagen und nem fetten Sony Fernseher drinne entgegen. Ich glaube ein Bravia. Also irgendeiner in Sevilla ist an dem Tag aufgewacht und hatte im Wohnzimmer einen Fernseher weniger.

 

Ich hätte nie gedacht, das es in einer Stadt in Europa, in einem nicht Drittwelt-Land (und dazu zähle ich Spanien mal einfach) möglich ist, einmal falsch abzubiegen und mitten im Armutsviertel zu stehen. Ts.

Naja. Wir haben das Stadion anschließend dann doch noch gut gefunden. Wir wollten mal sehen, was so Mittags am Stadion los war. Ergebnis : Nicht sooo sehr viel drumherum.

Rund ums Stadion war zwar alles ziemlich zugeparkt, aber so viele Leute konnte ich nicht sichten. Die ganzen Hamburger-Buden und Frittenbuden und sonstwas Buden waren gerade am Aufbauen und haben ihre Musikanlagen probelaufen lassen. Aber sonst war es doch recht beschaulich.

In einer Grünanlage beim Stadion haben wir dann die jetzt aber doch schon riesige Warteschlange gesehen, von den Leuten für den Innenraum und auf dem Rückweg die Haltestelle für das Shuttle.

Damit waren unsere Informationsbedürfnisse erst mal gestillt und wir sind weiter nach Italica. Ach so, wir hatten vor Fahrtantritt nochmal der Firma Hertz einen Besuch abgestattet und hatten heute sogar unser bestelltes Navi bekommen. Ein Garmin Nüvi oder wie das heißt. Eigentlich ein ziemlich knuffiges Teil. Per Saugnapf an die Scheibe, kurz Italica eingegeben und schon plaudert das Teil munter drauf los.

 

Italica ist übrigens so etwas wie eine Ausgrabungsstätte. Die ganze Gegend war früher mal eine große römische Stadt und hier stand auch das größte Kolloseum außerhalb Italiens. Die Ruinen dieses Kolloseums können auch besichtigt werden. Die einzelnen Sehenswürdigkeiten sind in dem ganzen Ort Italica mehr oder weniger verstreut, weil im Laufe der Zeit als die alte Römerstadt in Vergessenheit geraten war, da natürlich andere gesiedelt haben und ihre Städte da gebaut haben.

Die jetzt ausgegrabenen Ruinen sind mehr oder weniger an Stellen, wo nie mehr einer ein Haus hingebaut hat. Die Ausgrabungsstelle des Kolloseums ist schon an sich sehr groß und recht schön mit sehr viel Grün und Wald drumherum in der Landschaft gelegen.

 

Man kann das Kolloseum im Gegensatz zum Original in Rom auch innen betreten. Eigentlich bis darauf, das man nicht draufrumklettern kann, darf man überall hin und schauen. Also ich fands sehr interessant.

Eintritt ist für EU-Bürger übrigens umsonst. Wahrscheinlich weil da wohl nicht wenig Geld aus Brüssel reingeflossen ist, um die Ausgrabungen zu finanzieren.

Als wir ankamen und unser Auto abgestellt hatten, tauchte plötzlich irgendsoein Typ mit gelber Warnweste auf und faselte irgendwas von "Parkplatz 1 Euro". Wir haben auch bereitwillig bezahlt. Als wir hinterher wiederkamen war von dem Typen nix mehr zu sehen. Der hat scheinbar uns und die paar Autos die nach uns kamen je um einen Euro erleichtert und hat sich dann abgesetzt. Na, so kann man auch ein paar Euro verdienen.

Hier in Italica waren wir schon fast richtig um auf die Autobahn in Richtung Huelva zu fahren. Wir haben uns zwar nochmal kurz verfahren und sind durch irgendeinen Ort gekommen, der mit Verkehrsberuhigungen und Kreisverkehren nur so zugepflastert war, haben die Autobahn aber doch noch getroffen. Wir sind nicht ganz bis Huelva gefahren, sondern sind kurz davor von der Autobahn runter und haben einen Abstecher nach Niebla gemacht.

  

Unser Reiseführer schrieb hier was von einem schönen kleinen fast mittelalterlichen Örtchen mit restaurierter Burg und Stadtmauern und einer Altstadt unter Denkmalschutz. Wenn man mal an der hässlichen Industrieanlage vorbei ist, die den Weg von der Autobahn in den Ort versperrt, kann man das alles auch irgendwie sehen. Wir haben zumindest die Altstadt und die Einfahrt dorthin durch die Stadtmauer gefunden. Unser Auto stehen lassen und zu Fuß den Rest erkundet.

Wollten wir zumindest, wenn da nicht komplett die Bürgersteige hochgeklappt gewesen wären. Der gesamte Ort war geschlossen. Siesta. Wir sind noch ein wenig rumgelaufen, haben keine Menschenseele gesehen, geschweige denn einen offenen Laden. Nach recht kurzer Zeit haben wir uns wieder zum Auto begeben und sind weiter. Hier konnte man nix machen.

Für den Rückweg haben wir uns gegen die Autobahn entschieden und sind die Strecke nach Sevilla zurück komplett Landstrasse gefahren. Das war ziemlich entspannt. Es war nicht viel Verkehr und wenn mal, dann ist das Fahrzeug garantiert im nächsten Ort abgebogen und die Straße war wieder frei.

  

Auf dem Weg kommt man durch unzählige Ortschaften, die mit den vielen Kreiseln und den erhöhten Verkehrsberuhigungs-Zebrastreifen irgendwie alle recht gleich aussahen.

Irgendwann am Nachmittag, bei der gefühlten 728. Ortschaft und dem 1000. Kreisverkehr wurde es allerdings so langsam ein wenig langweilig. Ehrlich gesagt, war ich froh als wir wieder in der Stadt waren und ich das Auto für heute abstellen konnte.

Wir sind dann in unser neues Hotel eingezogen. Wie schon gesagt, das Melia. Und wow, das war mal ein ganz anderes Kaliber wie das letzte. Modern, feudal, die Zimmer mit allem Schnickschnack und modernsten Möbeln, Bad mit allen Schikanen. Hui. Hier hätte ich noch länger bleiben können.

Wir haben dann noch ein wenig geruht und sind dann so gegen 5 los zum Prado und weiter ins Viertel um was zu essen einzuwerfen. Wir waren allerdings etwas zu früh dran heute. Der von uns ausgeguckte Laden machte erst um 6 oder halb sieben auf. So sind wir in einer der Gassen beim erstbesten offenen Laden hängen geblieben. Essen war naja, ging so. Meine Paella hat irgendwie nicht geschmeckt. Ich rate jedem der hier was Essen will, von den Paellas die hier so toll mit bunten Bildern angepriesen werden Abstand zu halten.

  

Gegen halb sieben ging es dann wieder zum Prado und wir haben den Bus zum Oly geentert. Zuerst noch ein wenig unsicher, welcher Bus es denn ist, mussten wir eigentlich nur dorthin gehen, wo am meisten los war. Die Busse, die alle bis zur Oberkante voll waren, die gingen alle zum Olympiastadion. Ach ja, und sind alle im gigantischen Verkehrschaos auf Sevillas Straßen hängen geblieben. Erst nach gefühlten Stunden, als der Bus die andere Fluss-Seite erreicht hatte, ging es auch mal 10 Meter ohne Stopp weiter. Also die Anreise zum Stadion war schon mal Mist.

Wir waren doch jetzt recht spät im Stadion, Front Of Stage war schon zu. Also haben wir uns an der Seite hinter der Red Zone hingestellt. Auch kein schlechter Platz. Hier konnte ganz hervorragend sehen.

  

Konzert war TippTopp und die Stimmung war an diesem Abend wie ich sie in einem Stadion in Spanien erwarte auch erstklassig. Als zwischendurch die Band immer mal von den stadionweiten "OleOleOle" Gesängen unterbrochen wurde, da wusste ich auch wieder, warum ich so gerne in Spanien auf Konzerte gehe.

  

Nach dem Konzert die Abreise war, naja, sagen wir grenzwertig. Es war wirklich so, das das ganze Stadion über genau eine Buslinie abgefahren wurde. Wir waren zuerst ein wenig falsch gelaufen und sind so quasi von der falschen Seite zur Haltestelle gekommen, so das wir uns sozusagen direkt ganz vorne angestellt haben und so auch den zweiten Bus bekommen haben, der da abfuhr. Ich glaube wenn wir richtig gegangen wären und hätten uns wie alle hinten angestellt, wir wären bis zum Morgengrauen da nicht weggekommen.

  

Dieser Bus fuhr bis zur Brücke "de la Barqueta". Dort musste man in einen anderen Bus umsteigen zum Prado. Irgendwelche großen Infos gab es nicht. Sehr viele andere offensichtlich internationale Konzertgänger standen recht verloren da herum. Wir hatten uns ja schon ein wenig vorher informiert und daher schon eine Ahnung was für einen Bus wir ab hier nehmen mussten. Man und dieser Bus wurde scheinbar von Stevie Wonder gefahren. So wie der geschlichen ist, hatte er es wohl nicht wirklich eilig. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir endlich am Prado und nach kurzem Fußmarsch dann im Hotel. Ist ein wenig schade, das wir dieses tolle Hotel nur mit einer kurzen Nacht nutzen konnten.

So. Morgen sollte es nun endlich losgehen zum Rest Andalusiens. Wurde jetzt auch langsam mal Zeit.

 

       Streik, Jerez und Cadiz  


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