20.03.2016 - Spaß in der Ubahn und Resteverwertung beim Sightseeing
 

Nun ist es passiert. Die große Radjasthan Rundtour im kleinen Tata Indigo is nun vorbei. Heute stand nur die Rückreise nach Delhi auf dem Programm. Damit ich in Delhi aber heute noch was machen kann, hatte ich mich mit Anil für heute schon für 8 Uhr verabredet.

Eigentlich wollte ich ja heute auch nur nen Kaffee und hatte dem Mensch von gestern auch direkt gedeutet, heute bitte nur ein little little breakfast zu machen. Er hat freundlich genickt und yes yes gesagt um später wieder genausoviele Teller und Schüsseln aufzufahren als gestern. So voll sollte ich jetzt die Fahrt nach Delhi antreten ? Ok. Wenns denn sein muss.

Beim Checkout hieß es auf einmal "Cash Only". Das traf mich jetzt eher unvorbereitet, da die Herren vorgestern auf meine Frage nach Karte noch nett zustimmend genickt hatten. Da musste ich wohl oder übel die Scheine die ich schon für Ashok abgezählt hatte nochmal anbrechen und Anil sagen, das er direkt gleich an dem Geldautomat von gestern nochmal stoppen muss.

Laut Anil wären wir mit der frühen Losfahrt auf der sicheren Seite und spätestens nach Mittag in Delhi. Leider zog sich die Fahrt aber heute wie Kaugummi. Im Einzugsgebiet Mandawa waren die Straßen so schlecht, das wir nicht wirklich fortan kamen. Als man dann hätte fahren können, war ein Heidenbetrieb überall. Es war ja heute Sonntag. Anil meinte auch mehrmals er könne nicht begreifen warum heute am Sonntag Morgen so ein Betrieb überall sei.

Einmal mussten wir an einem Bahnübergang halten und bestimmt ne viertel Stunde warten bis ganz gemächlich ein voll besetzter Zug vorbeischlich. Kein Wunder das Zugfahrten in Indien immer in recht hohen Stundenzahlen angegeben werden wenn der Zug so vor sich hin schleicht. Als der Zug endlich durch war kam der Stationsvorsteher aus seinem Kabuff hervor und hat mit genau der gleichen Geschwindigkeit wie eben der Zug an der Kurbel für die Schranken gedreht. Und dann musste sich auch erst mal der Megastau der kreuz und quer und sich gegenseitig im Weg stehenden Autos an der Schranke sich auflösen. Die ganze Geschichte hat uns bestimmt fast ne dreiviertel Stunde gekostet.

Beim Zug hat übrigens keiner aufm Dach gesessen. Das habe ich nur auf Überlandbussen gesehen (ohne Scherz!).

Später irgendwann im Einzugsgebiet Delhi, wo es dann auf sowas wie die Stadtautobahn ging, war auch so viel Betrieb wie morgens am Kreuz Köln Ost. Puh. Lange Rede kurzer Sinn. Wir sind so gegen 14 Uhr beim Hotel angekommen.

Da ich ja morgen nach Varanasi weiterfliegen will, hatte ich für den heutigen Abend das Holiday Inn Airport direkt am ...... ja .... Airport gebucht. Wow. Internationales Hotel, internationaler Standard. So ein kleinwenig habe ich das ja schon vermisst.

Tja. Jetzt war endgültig die Tour zu Ende. Anil bestand darauf, die ausstehenden Geschäfte draußen im Taxi abzuwickeln, mit mir reingehen und sich bequem hinsetzen wollte er aus irgendeinem Grund nicht. Ich habe dann das ausstehende Geld für Mr. Ashok bezahlt und Anil ein Trinkgeld von 4.000 Rupien (irgendwie knapp 50 Euro die ich angemessen fand) gegeben. Wir haben dann garkeine großen Abschiedsszenen gemacht. Einmal fester Händedruck und Danke für die Zeit sagen muss da reichen.

Kurz bevor wir am Hotel ankamen hatte mich noch Mr. Ashok aufm Handy angerufen um zu fragen ob denn alles OK war und ob er mich bitten dürfe, wenn ich wieder zuhause sei, ob ich dann auch eine Bewertung in seinem Gästebuch und auf Tripadvisor abgeben würde. Habe ich auch später zu Hause direkt gemacht.

Das Hotel war echt klasse. Beim Checkin wurde von irgendwo her "richtige" Pop Musik gespielt. Wenn ich mich recht erinnere, dann wars Paul McCartney. Sofort musste ich mitpfeifen und habe gemerkt wie ich das die letzten drei Wochen vermisst habe. Musik, ohne das einem die Ohren bluten (und ne Frau mit vielen Pötten aufm Kopf rumwackelt). Die Frau an der Rezeption hat mich auch ganz verwundert angeschaut, als ich beim Ausfüllen der Formulare laut das Lied mitgepfiffen habe.

Ich habe meinen Kram ins Zimmer verfrachtet. Wow. Riesiges Zimmer und riesiges Bad. Alles pikobello. Und ein riesiges weiches Bett. Klasse. Nach den letzten zig Tagen "Heritage Havelis" war das hier echt das Paradies.

Ich musste mich richtiggehend aufraffen um wieder auf die Beine zu kommen. Ich wollte ja noch die Reste beim Sightseeing zusammenkehren. Ich bin als wieder raus und zur nahen U-Bahn-Station gegangen. Die Automaten habe ich nicht kapiert, ich hatte auch kein passendes Kleingeld dabei. Zum Glück gabs einen besetzten Schalter wo man wir Auskunft gab. Die Station "Aero City" ist nur über eine spezielle Airport Linie mit der Stadt verbunden. Diese Linie kostet immer extra und ist nicht mit ner Tageskarte oder sowas abgedeckt.

 

Was die Fahrt mit der Airportlinie gekostet hat weiß ich jetzt garnicht mehr. Ich habe zwei sog. Tokens bekommen. Eines für die Airport Linie und dann noch einen für die Anschlussfahrt in der Stadt. Die Fahrten im Stadtgebiet mit der "normalen" Metro kosten zwischen 8 Rupien (1 Cent(!)) und 50 Rupien (70 Cent). Betritt man die Station muss man den Token über ein Sensorfeld drüberziehen, verlässt man die Station muss man den Token an der Schranke einwerfen. So gebrieft konnte es nun losgehen.

Als erste Station wollte ich zum Askhardham Tempel fahren. Danach hatte ich Anil auch schon gefragt, da aber nur sein übliches "ist zu weit weg, lohnt nicht" gehört. Diese Aussage musste ich jetzt mal selbst verifizieren. Dazu musste ich nur zur Station New Delhi fahren, von dort die hellblaue Linie nach Rajiv Chowk und von dort mit der knallblauen Linie nach Ashardham. Das hatte mir der Mann am Schalter eben auch alles in Windeseile runtergebetet. Zum Glück hatte ich, so gründlich wie ich bin, zu Hause den Plan der Metro ausgedruckt.

Eigentlich war das Fahren recht einfach. Bei den Linienwechseln gab es farbige Streifen auf dem Boden denen man nur folgen musste. Zur gelben Linie einfach nur auf dem gelben Strich laufen und man kommt an. Die Ubahn ist sichtbar auf große Massen ausgelegt. Große breite Treppen, große breite Durchgänge, sehr breite Gänge. Die Stationen sind sehr weitläufig.

Allerdings war die Hölle los. Die Bahnsteige brechend voll und in den Zügen stand man dicht an dicht. Der Inder hat da auch garkeine Skrupel ohne einen Mindest-Anstands-Abstand im Zug zu stehen. Eigentlich stand man ohne Abstand Rücken an Rücken, Bauch an Bauch. Zumindest hatte ich noch den entscheidenden Vorteil, ich war größer als 90 % der Mitfahrer, mein Kopf ragte raus, während mein Gegenüber das Gesicht in meiner Achselhöhle hatte.

 

Anständig Ein- und Aussteigen war auch nicht möglich. Hielt der Zug und die Türen gingen auf sind sofort alle in den Wagen reingestürmt, diejenigen die raus wollten sind dem Ansturm entgegengeströmt. Man musste sich seinen Weg manchmal ziemlich unsanft mit den Ellbogen freiräumen. Da von den Indern keiner Rücksicht genommen hat, habe ich das auch nicht. Um dahin zu kommen wo ich hin musste haben diverse Kontrahenten einen Bodycheck oder einen Ellbogen aushalten müssen. In der Ubahn ist Krieg !

Zumindest bin ich irgendwann heil in Askhardham angekommen. Schon von der Station aus sieht man den Tempel. Allerdings ist es doch ein Stück weg. Zuerst habe ich draußen versucht mal grob in die Richtung zu gehen, aber dann standen ein paar Marktbuden und ne breite Straße im Weg. Also habe ich mir vor der Station eine Rikscha geschnappt. Fahrradrikscha. Nur 30 Rupien. Der kleine Kerl ist in die Pedale gestiegen das es nur so geknirscht hat. Während der Tour ist mehrmals die Kette abgesprungen, so das er erst einmal bremsen musste und unter dem Gefährt die Kette wieder auflegen musste. Als wir dann auf den Tempel zugefahren sind, konnte ich auch sehen, das ich eben einfach nur an den Marktständen vorbei ein kleines Stück am Straßenrand hätte gehen müssen und ich wäre auf der Zufahrt zum Tempel gewesen. Das konnte man aber nur aus der Richtung sehen, aus der ich gerade kam. Von der Station aus sah es wirklich so aus, als ob da kein Durchgang gewesen wäre.

Auf dem Parkplatz vom Tempel habe ich dem Fahrer statt der vereinbarten 30 Rupien dann 50 gegeben (ich hatte nix mehr klein). Er war sehr glücklich darüber. Sollte sich davon mal nen Kettenspanner kaufen :)

Am Tempel angelangt stand ich nun in einer Art indischer Warteschlangen-Hölle. So wie im Phantasialand an der Wildwasserbahn. Ab hier noch 3 Stunden. Nein, das muss nun wirklich nicht sein. Nebenbei habe ich dann die großen Schilder gesehen, das man alle elektronischen Geräte und Fotoapparate einschließen muss und nicht mit reinnehmen darf. Doof. Was macht das für einen Sinn wenn ich da drinnen nicht fotografieren darf ?

Ich habe mich mal ein wenig an der Schlange vorbeigemogelt und nach ganz vorne gepeilt. Keine Chance für den Fotoapparat. Es waren eifrige uniformierte Leute mit Flughafenscannern jede einzelne Person am kontrollieren.

Da habe ich mir gedacht, das mache ich nicht mit. Vor allem, bei den Schließfächern war nochmal so ne lange Warteschlange, da man seine Sachen nicht einfach einschließen konnte. Nein, man musste noch zusätzlich im Beisein eines uniformierten Herren irgendwelche Formulare ausfüllen ! Indien - Formulare von der Wiege bis zur Bahre.

Kurzum. Ich habe mich rumgedreht und bin wieder zurück zur Bahnstation gegangen. Vom erhöhten Standpunkt an der Station habe ich noch ein paar Fotos vom großen Tempel geschossen, mich dann aber wieder auf den Weg zurück gemacht.

Jetzt hatte ich ja noch Zeit. Also konnte ich ja doch noch die Moschee, die ich beim ersten Delhi Besuch ausgelassen hatte, noch anschauen. Dafür hätte ich jetzt eigentlich fast genauso zurückfahren müssen und eine Station weiter bei Chandni Chowk aussteigen. Leider bin ich dann aber bei einer Station ausgestiegen die Rajiv Chowk hieß. Da hatte ich mich mal eben fett vertan. Als ich draußen mittels google Maps meinen Standort bestimmt hatte, wusste ich, ich war eindeutig falsch. Ich stand nämlich am großen Connaugh Circle und habe nebenbei noch  einen großen Park mit riesiger Indien Flagge gesehen. Zuerst wollte ich "mal um den Connaugh Circle herumgehen", habe dann nach einem Viertel ca. festgestellt, das das eine blöde Idee war. Das ist nämlich so riesig, das ich da bestimmt ne Stunde rumgestapft wäre durch den Verkehr. Da es zur Moschee nicht mehr so weit sein konnte (eigentlich war ich nur zwei Stationen zu früh ausgestiegen) habe ich mir dann ein Tuktuk angehalten. Ich musste dem Mann auch erst mit Händen und Füßen begreiflich machen was ich wollte. Als er das dann verstanden hatte, meinte er, er könne da nicht hinfahren. Es wäre Sonntag und alles sei gesperrt, er käme da nicht hin. Ich solle doch wieder in die UBahn und damit dorthin fahren.

Ich hatte zwar nicht begriffen was er mit "ist alles gesperrt" meinte, dachte aber, wenn er sich die Fahrt entgehen lässt, muss es ja wohl stimmen. Ich bin also wieder in die Ubahn ins Getümmel und noch die zwei Stationen weiter gefahren.

Jetzt trennte mich nur noch eine lange Basarstraße von der Moschee. Aus der Richtung aus der ich kam, kommt man quasi von der Rückseite an, muss also noch links oder rechts herumgehen zum Eingang. Der Basar war wieder so chaotisch und interessant, wie am ersten Tag in Delhi. Man musste sich auch wieder durch Menschen, Rikschas und Mopeds seinen Weg bahnen. Nur die Kühe fehlten hier noch.

An der Moschee wurde ich auf der Treppe erst einmal aufgehalten. Stop. Es ist noch Gebet. Du musst bis 17:30 Uhr warten. OK. Das waren jetzt knapp 20 Minuten, das war zu verschmerzen. Um halb habe ich meine Schuhe abgegeben und bin rein gegangen. Drinnen war jemand der von mir noch 200 oder 300 Rupien für irgendwas wollte. Eintritt kanns nicht gewesen sein. Ich habe mich nur gewundert, warum aus der ganzen Menge genau ich rausgepickt wurde zum Bezahlen. Egal. Ich habe mir keinen Kopf gemacht, für irgendwas wars bestimmt gut. Jetzt später denke ich, das das die Gebühr fürs Hochsteigen auf das Minarett war, das der Typ kassiert hat.

Ja, die Moschee ist groß. Kann ich bestätigen. Und mit den Proportionen und den Türmen und dem großen Platz davor auch wirklich sehenswert. Von hier oben konnte man auch das Rote Fort sehen. Mannomann, ist es schon drei Wochen her, das ich da war ? Wow.

Nach ausgiebigem Umsehen bin ich dann wieder gegangen und zurück zur Station Chandni Chowk gewandert. Auf dem Weg zurück sind mir jetzt ganz viele Leute aufgefallen, die auf ihren Marktkarren oder Rikschas gesessen sind und dort gekocht haben oder geschlafen. Scheinbar haben die da an der Straße gewohnt.

An der Bahnstation mussten jetzt Entscheidungen getroffen werden. Eigentlich wollte ich ja noch ins Hard Rock Cafe. Dafür hätte ich jetzt aber nochmal ein paar Stationen inkl. Umsteigen meistern müssen. Am Ziel hätte ich noch ne Rikscha nehmen müssen. Es war jetzt halb Sieben. Vermutete Ankunft im Hard Rock Cafe wäre bestenfalls viertel nach Sieben gewesen. Dann hätte ich am Abend wieder zurück gemusst zur Station New Delhi. Und dabei muss man wissen das die Airportlinie nur bis 23 Uhr fährt.

Irgendwie wurde mir das jetzt gerade alles zu mühselig und zu kompliziert. Also habe ich die Entscheidung getroffen : Es geht zurück zum Hotel. Schließlich warens auch weit nach Sieben Uhr als ich beim Hotel angekommen bin. Ich habe mich nun nur noch beraten lassen, welches Restaurant ich am besten nehmen könnte. Meine Wahl fiel dann auf sowas wie ne Sportsbar. Die hatten ne Pizzakarte und noch andere Kleinigkeiten.

Die Pizza konnte man selbst zusammenbauen und die hatten auch Zutaten wie Salami, Würstchen, Bacon oder Schinken. Man war die Megamix-Allesdrauf-Pizza gut. Die hat echt geschmeckt. Die hat so gut geschmeckt, das ich später direkt noch eine gegessen habe. Noch ein oder zwei Bierchen dabei und ich war bettfertig.

Morgen gehts weiter zur ersten Stadt-Station. Varanasi. Bin mal gespannt. Gute Nacht.

 

Live Bericht vom Abend des 20.3.
 

Mandawa
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