Freitag, 18.07.2014 - Leuchtreklamen, Mafia und political uncorrectness
 

Im Tagesprogramm für heute wollte ich mir mal Las Vegas Downtown vornehmen. Das einzige was ich bisher von Downtown mal gesehen hatte war das Freemont Street Experience, dieser LED Dach-Schirm wo Abends die tollen Animationen ablaufen. Und natürlich die Casinos, die da an dieser Straße sind.

Im Vdara ist unten ein Starbucks aufgebaut, der meiner Meinung nach aber mal gerade extra teuer ist. Da habe ich nochmal den morgendlichen Gang durchs Bellagio angetreten und bin auf die andere Straßenseite irgendwo zwischen The Quad und Flamingo zu einem Starbucks. Naja. Hatte ich jetzt kein Vermögen gespart, aber ein bisschen billiger wars schon. Und man hatte einen direkten Blick aufs Riesenrad.

Am Ticketautomat vom Riesenrad habe ich mal aus Jux bei die Tickets geschaut. I bäh. Zu teuer. Tagesticket 22 Dollar. Abendticket 37 Dollar ! Also für mal mitm Riesenrad zu fahren wars mir das nicht wert. Hier vorne von der Ecke ging auch der „The Deuce“ Bus los, der den Strip hoch und runter und bis Downtown fährt. Um jetzt mal mein Mehrtages-Busticket noch ein wenig zu nutzen, habe ich den Bus genommen.

Eine Eigenschaft hat der Bus ja : Es ist nicht wirklich schnell. Er tingelt den Strip runter und den ganzen Weg nach Downtown runter, hält an jeder Kaffeekanne und steckt selbst im Verkehr fest. Also : Die Fahrt mit dem Bus ist unglaublich zeitaufwändig.

Zumindest konnte man schön die Gegend anschauen. Überraschend fand ich dabei, das es vor allem in der Gegend unten um den Stratosphere Tower zum einen viel Bautätigkeit gab, zum anderen noch diverse Flächen Brachland, die noch auf einen Bau warteten.

Auf einem anderen Riesengrundstück hatte man scheinbar mal angefangen was zu bauen, was aber irgendwie aussah, als ob da irgendwelche Bauruinen ständen die nicht mehr weitergebaut werden.

Letzter Stopp des Deuce Bus ist Downtown in der Kante von Stewart Ave / Las Vegas Boulevard, was jetzt die näheste Möglichkeit zu meinem ersten Tagesziel war. Ich wollte zum „Leuchtreklamenfriedhof“ dem Neon Boneyard. Diesen Neon Boneyard hatte ich schon länger auf dem Plan, erinnert daran wurde ich zuletzt noch ganz aktuell vom Film „Last Vegas“. Eine Szene spielt nämlich auch da auf dem Boneyard.

  

Um hinzukommen musste ich aber erst mal noch ein bisschen gehen. Vom Busstop zum Friedhof wars noch bestimmt 4 oder 5 Blocks der Straße entlang und unter der Autobahn durch. Der Eingangsbereich ist eine ehemalige Lobby eines alten Casinos, die man hier wieder aufgebaut hat. Irgendwas mit Muschel / La Concha wars. Dort angekommen konnte ich gerade noch hören wie zwei andere Leutchen verabschiedet wurden. Als die beiden weg waren, kam der Neon-Boneyard-Chef auf mich zu und offenbarte mir, das es heute keine Touren mehr geben würde. Es wäre schlicht zu heiß. Arrgh. Auch nachdem ich ihm sagte, dass ich ja schon in der Hitze den ganzen Weg hier hoch gelaufen wäre und ich ja immer noch leben würde, so schlimm wäre es schon nicht, hat er sich standhaft geweigert, noch eine Tour zu machen. Schade.

Ein wenig haben wir uns dann aber doch noch unterhalten. Ich habe ihn auf den Film angesprochen und er wurde sehr auskunftsfreudig. Am Ende entschuldigte er sich dann nochmal bei mir, das ich nun umsonst gekommen wäre und legte mir ans Herz das ich doch ins Mob Museum gehen solle. Das wäre fast da, wo der Busstop ist, und dann wäre ich schon nicht ganz umsonst hergekommen.

Bevor ich dann wieder die Straße entlang und unter der Autobahn durch zurückmarschiert bin, habe ich noch versucht, von draußen einen Blick auf ein paar Neonteile zu kriegen. Fehlanzeige. Alles hinter hohen Mauern versteckt.

  

Das Mob Museum habe ich dann auch schnell gefunden. Ich hatte mich heute schon früher gewundert, das mir die Hitze heute garnicht so viel ausmachte. Jetzt nach dem Weg die Straße runter zum Boneyard und zurück war ich dann aber doch ganz froh, beim Museum wieder in einem klimatisierten Gebäude zu sein. Erst mal wieder Körpertemperatur auf Normalwerte senken.

Das Mob Museum beschäftigt sich grob erzählt mit dem organisierten Verbrechen von der Zeit so ca. ab Alkoholschmuggel zur Prohibitionszeit bis zur Übernahme der Las Vegas Casinos durch die Mafia. Neuere Entwicklungen werden eher kurz behandelt. Ich fand die Ausstellung alleine schon deshalb sehr interessant, weil der Gang durch die „Hall of Fame“ der Verbrecher so ziemlich die komplette Welt der genialen Fernsehserie „Boardwalk Empire“ nachzeichnete. So ziemlich jeder Name kam bekannt vor und das eine oder andere „Aha, den gabs wirklich!“ ist mir dann doch entfleucht.

  

Nach dem Museum bin ich dann zur nahen Freemont Street gegangen. Der überdachte Straßenteil mit den alten Casinos wie 4 Queens und so ist schon recht interessant. Jetzt hier am Tage war aber nicht wirklich was los. So bin ich ganz bequem einmal hoch und einmal runter marschiert. Unter der Überdachung hat man mittlerweile auch so eine Zip-Line gebaut. Man kann mittels Seilbahn wie früher aufm Abenteuerspielplatz einmal von Anfang bis Ende der Straße unter dem Dach hersausen. So recht spektakulär sah das für mich ja nicht wirklich aus. Ist wohl eher ne lahme Angelegenheit.

Mit dem Bus bin ich nun wieder hoch zum Strip gefahren. Eigentlich hatte ich ja geplant bis ganz hoch hinters Mandalay Bay zu fahren und mir das original Las Vegas Schild da auf dem Las Vegas Boulevard noch anzuschauen. Das kenne ich nämlich nur von Fotos, habs aber bisher noch nicht live gesehen. Als ich dann mit dem Bus irgendwann in Höhe von New York und Monte Carlo war, war mittlerweile so dermaßen viel Zeit vergangen, das mir eben diese ein wenig davon lief. Ich wollte noch was Essen und meine heutige Show fing schon um 19:30 an. Irgendwie wurde das alles ein wenig knapp. So habe ich das Las Vegas Sign kurzerhand auf den nächsten Besuch verschoben und mich nochmal zum Double Barrel begeben, um die Qualität des Ribeye nochmal zu testen. Und ich muss sagen. Auch heute wars echt gut. Sehr gutes Stück Fleisch.

  

Als ich dann gut gesättigt ganz gemütlich den Strip runter gegangen bin, wurde es auch schon Zeit sich beim Cesars Palace einzufinden. Die Show „Absinthe“ findet in einem Zelt vor dem Cesars statt. Diese Absinthe-Show ist so eine Mischung aus Zirkus und Comedy Show, wobei die Comedy Elemente aus sexuellen Anzüglichkeiten und dem Beleidigen von Volksgruppen besteht. Und dabei zum Schreien lustig ist. Man muss schon recht sattelfest sein. Zum einen, wenn es darum geht, die ganzen schweinischen Ausdrücke mit Schulenglisch zu verstehen und zum anderen um nicht beleidigt zu sein, wenn man selbst ziemlich derbe verunglimpft wird. Aber zu guter Letzt bekommt hier jeder (ob es nun Mexikaner, Juden, Republikaner oder Nazis sind) sein Fett weg und jeder wird gleich durch den Kakao gezogen.

Ach nebenbei. Die Showeinlagen, also der Zirkusteil der Show, war wirklich sehr sehenswert. Alleine die beiden Rollschuh-Akrobaten, die auf kleinster Fläche unglaubliche Stunts mit Rollschuhen gemacht haben, waren den Besuch wert.

Mein Resumee : Super lustige Show. Habe mich absolut klasse amüsiert. Ist aber nicht für jeden etwas. Wenn man nicht einen ganzen Abend lang Sexausdrücke und Anzüglichkeiten hören mag und auch nicht auf die Verunglimpfung von Bevölkerungsgruppen steht, der sollte sie Show meiden. Für alle anderen mit robustem Sinn für Humor, hingehen hingehen hingehen.

Später am Abend habe ich jetzt nix mehr gemacht. Ich bin ins Hotel und habe meine Tasche gepackt und leise Abschied genommen. Von Las Vegas ganz konkret und dann von den USA und meinem ganzen Urlaub allgemein. Morgen geht’s heim. Schade eigentlich.

  

 

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