Montag, 30.06.2014 - Hallertauer Mittelfrüh und rote Socken
 

Wie der geneigte Leser wahrscheinlich schon durch die zahlreiche Erwähnung des Namens vermutet hat, mag ich Sam Adams Bier sehr gerne. Dies und die Tatsache, dass Sam Adams aus Boston kommt ergab die verdammt beste Gelegenheit für eine Brewery Tour. Die Brauerei ist nicht eben um die Ecke. Mit der Bahn fährt man recht weit und muss dann noch ein paar Meter durchs Viertel laufen. Auf der Karte sah das jetzt recht weit aus, in Natura war es das dann aber doch nicht wirklich.

Nun. Man biegt um die Ecke und steht erst mal zwischen anderen ganz vielen Leuten. Die Tour ist zum einen umsonst und zum anderen sehr beliebt (offensichtlich). Man wird in verschiedene Gruppen eingeteilt und dann irgendwann aufgerufen. Die Zeit bis dahin kann man sich vertreiben mit diversen Touchscreens und wissenswertes über die zig duppzich verschiedenen Sam Adams Biersorten lernen.

Direkt am Anfang der Tour gibt es dann die Erklärung, das der Ursprung von Sam Adams zwar in Boston war, die Hauptbrauereien die es herstellen aber mittlerweile in verschiedenen anderen Landesteilen zu finden sind. Hier in Boston ist, wenn ich das richtig verstanden habe, hauptsächlich Qualitätskontrolle und Versuchsküche für neue Kreationen.

Dementsprechend war der „Brauereitour-Anteil“ an der Brauereitour seeehr übersichtlich. Man bekam Hopfen und Malz gezeigt (Der Hopfen kommt nebenbei natürlich aus Deutschland ! Hallertauer Mittelfrüh. Das lassen wir jetzt den Amerikaner ein paar mal hintereinander aussprechen und lachen uns einen weg :-) ) und kann dann danach die 4 einsamen Braukessel begutachten, die vereinsamt in einer Ecke einer großen Halle stehen. Das wars.

  

Ich hatte schon leichte Anflüge von Enttäuschung als dann jeder aus der Gruppe ein Bierglas in die Hand gedrückt bekam und zur Verkostung geladen wurde. Nun fanden wir uns alle an langen Tischreihen wieder und es wurden sehr viele Pitcher mit den diversen Sorten Sam Adams gefüllt und ausgeteilt. Guten Durst. Einzige Regel : Der Pitcher ist tabu, daraus wird nicht getrunken.

Während man dann nun verschiedenste Sams verputzt hat, hat der Tourguide nun eine One Man Show hingelegt die vom feinsten war. Der komplette Saal hat auf dem Boden gelegen vor Lachen. Nebenbei wurden recht satirisch noch diverse Details über das Bier, über den Geschmack, über die richtige Farbe, die richtige Temperatur ….. erklärt.

Die ganze Aktion hat am Ende dann gut über ne Stunde gedauert. Gut unterhalten und mit genug Bier intus wurde man dann freundlich durch den obligatorischen Gift Shop entlassen.

Also von mir gibt’s ne eindeutige Empfehlung. Wenn ihr mal in Boston seid, dann den guten Samuel Adams auf die Liste schreiben.

So. Was nun ? Im Reiseführer stand drin, das man sich die Charles Street und im weiteren Verlauf die Beacon Street anschauen sollte. Schöne Straße, viele kleine Lädchen, Klimbim und Antiquitäten, alte Häuser. Nun, das könnte man doch noch machen. Um zur Station „Charles“ zu kommen musste ich auch nur einmal umsteigen (irgendwie ist das UBahn System in Boston komisch. Um von A nach B zu kommen geht es eigentlich nie ohne Umsteigen. Eine Linie die alles wichtige abklappert haben die nicht).

Bei „Charles/MGH“ wie die Station genau heißt, das MGH steht für irgendwas mit Hospital, steht man inmitten einer riesigen Baustelle und gefühlt drei Autobahnabfahrten. Das war jetzt erst mal nicht so sehr idyllisch. Mein GPS hat mir dann aber zuverlässig gesagt in welche Richtung ich diesen Verkehrsinfarkt verlassen musste. Schon nach ein paar Meters wurde es ruhig.

Die Charles Street ist recht grün, viele Lädchen, Cafes und kleinere Bistros.  Also unschön wars jetzt hier nicht, die Topempfehlung aus dem Reiseführer konnte ich jetzt aber auch nicht unbedingt nachvollziehen.

Am Park kreuzt die Beacon Street der ich dann noch ein wenig gefolgt bin. Hier gabs jetzt etliche schöne Stadthäuser. Ich habe mich schwer getan zu definieren ob alt oder doch recht aktuell. Ich entscheide mich für alt. War ganz nett. Nebenbei kommt man nach ein paar Metern am „original“ Cheers Pub vorbei. Wenn man es nicht wüsste, die vielen Banner und Schilder die rumhängen würden schon dafür sorgen, dass man es mitkriegt.

Was war jetzt hier nochmal so besonders ? Als dann noch Touristenbusse gestoppt haben und Busladungen wild knipsender Leute (nein keine Japaner) ausgespuckt haben, habe ich das Weite gesucht.

Mit nem Schlenker durch den Park bin ich dann zum Hotel marschiert. Verdammt beste Zeit um Fußball zu gucken. Heute war Deutschland gegen Algerien Achtelfinale. Ich hatte noch kurz überlegt ob ich irgendwo in ne Kneipe gehen soll, habe mich dann aber für mein weiches Bett und ESPN HD entschieden. Wie man ja weiß ist das Spiel dann noch in die Verlängerung gegangen. Das bedeutete schon mal das ich auf keinen Fall pünktlich zum Anpfiff beim Baseball im Fenway Park kommen würde.

Als ich dann schließlich die Hinreise angetreten habe, habe ich aber schon gemerkt, dass ein pünktlicher Beginn, bzw. eine pünktliche Anwesenheit auch für Bostoner nicht oberste Priorität beim Baseball hat. Das Spiel war jetzt schon ne gute halbe Stunde dran und ich war gemeinsam mit gefühlt tausenden auf der Anreise in der Bahn und den Straßen um das Stadion unterwegs.

  

Drinnen habe ich erst mal einen Rundumblick gemacht und mir das seinerseits älteste Stadion der Liga mal angeschaut. Nett kann ich da nur sagen. Solche alten Dinger sagen mir persönlich immer mehr zu als so geleckte Neubauten, die sich nicht mehr voneinander unterscheiden.

Beim Zug am den ganzen Getränke- und Essensständen entlang habe ich gemerkt, dass die hier ganz amtliche Preise aufrufen. Das hat die Leute aber auch nicht davon abgehalten hier Großfamilienladungen Bier und Esszeugs abzugreifen. Angesichts der Preise habe ich mir auch mal den Besuch des Fanshops gespart. Ich wollte eigentlich garnicht mehr wissen wie teuer ein Trikot oder ne Kappe waren.

  

Am Spielfeld war ich dann angenehm überrascht. Es sah optisch sehr voll aus. Und die Hauptbeschäftigung der Leute war es NICHT ständig rein und raus zu rennen um mit Armen voll Futter und Trank zurückzukommen. Wenn überhaupt, dann sind die Leute um mich herum in den Inning Pausen aufgestanden und haben was geholt. Die meisten haben wirklich das Spiel verfolgt. Das Spiel was ich mal in New York gesehen habe war dazu das genaue Gegenteil. Da war Baseball die uninteressante Hintergrundkulisse für Essen und Trinken.

Tjaaaa. Ich habe dann auch versucht angestrengt das Spiel zu verfolgen und genauso begeistert zu sein wie die Leute um mich herum. So wirklich gelungen ist mir das jetzt nicht. Laaaangweilig ……

Als dann irgendwann endlich mal Zahlen größer Null auf der Anzeige waren, war es selbst für mich erkennbar das Boston heute einen auf die Mütze kriegt, oder wahlweise auf die rote Socke. Ich bin dann gegangen. Ich hatte das gesehen was ich wollte. Ich bin dann unweit des Stadions zu „Boston Beerworks“ gegangen und durfte dann beim Bier und etwas zu Futtern live im Fernsehen das Spiel sehen, welches auf der anderen Straßenseite gerade gespielt wurde. Jetzt so drüber nachgedacht schon recht bizarr.

Als das Spiel dann irgendwann aus war und die ersten Wellen von Leuten in das Lokal reinschwappten habe ich mich auch aus dem Staub gemacht. Das hatte natürlich zur Folge, das ich mit dem Riesenbetrieb jetzt zur Bahnstation dackelte. Aber das war jetzt garnicht so wild. Der Abfluss der Leute war wirklich sehr gut. Die Bahnen standen schon parat und gingen im Minutentakt weg. Trotz der vielen Menschen war ich schon kurze Zeit später wohl am Boston Common angekommen.

Damit war das geplante und ungeplante Boston Programm auch abgearbeitet. Morgen ist der erste Reisetag. Morgen geht’s weiter nach Memphis.

 

 Whalewatching        


Home

        Fahre Memphis !