20.12.2003 - Segeltour mit der Maxi Raggamuffin

Am (schon unanständig frühen) Morgen wurden wir beim Hogs Breath Cafe vom Bus aufgegabelt und nach Shute Harbour gebracht. Zuerst dachte ich, wie man wohl die ganzen Leute auf dem Boot stapeln wollte, musste aber feststellen, das, wenn man erst mal drauf war, das Boot deutlich größer war als angenommen. Auch unter Deck war erstaunlich viel Platz, man konnte sogar ohne Gefahr von Dachschäden und ernsthaften Kopfverletzungen aufrecht unten rumlaufen.

Die Maxi Ragamuffin (übrigens : ragamuffin = Gassenjunge) ist zum einen eine waschechte Rennyacht, die (laut Auskunft des Skippers) schon mehrmals an der Sydney-Hobard Regatta teilgenommen hat und auch etliche andere Rennen schon für sich entscheiden konnte. Zum anderen ist sie auch ein Boot mit wechselhafter Vergangenheit. Sie ist schon durch etliche Hände gegangen, vom passionierten Segler über exzentrische Millionäre mit Vorliebe für knallige Farben (daher stammen auch die rosa Hemden der Crew) bis zum "Ausflugsdampfer" für Schnorchler und Taucher.

Als erstes an Bord wird man (nicht wirklich ernsthaft) belehrt, das es sich bei der Farbe der Hemden nicht um rosa handelt, sondern um "Tropical Watermelon". Das Team ist unglaublich eingespielt (kein Wunder, die machen das jeden Tag) und recht locker im Umgang mit den Gästen. Der Skipper (ich glaube an Bord einer solchen Yacht heißt es nicht Kapitän sondern Skipper) ist der Prototyp eines Seebären. Sonnen- und Windgegerbte Haut, ausgebleichte Mütze, coole Sonnenbrille, Walross-Antje-Bart und immer ein breites Lachen im Gesicht. Mit ihm kann man sich gut unterhalten und er ist auch ganz interessiert, wer wo herkommt und wer was macht. Laut Eigenauskunft war er auch schon in Deutschland und zwar in "Hämbörg", "Brämerhäven" und "Kill". Ich kann mir bildhaft vorstellen, wie er mit einem Boot dort vorbeigeschippert ist. Ich habe mich ihm noch über unsere weitere Tour unterhalten. Er hat direkt gesagt, Sylvester müsst ihr auf ein Boot. Es gibt nichts besseres, als beim Feuerwerk im Hafen rumzuschippern. Eigentlich ne gute Idee, die wir uns mal gemerkt haben.

Die Tour geht von Shute Harbour vorbei an Daydream Island, Hook Island und Hayman Island zu einem Platz namens Blue Pearl Bay. An dieser Blue Pearl Bay gibt es dann ausreichend Zeit zum Schnorcheln und Tauchen. Schnorcheln geschieht in eigener Regie, fürs Tauchen gibt's einen Tauchguide (Spitzname Bubbles). Mit Ihr können sowohl Certified Divers als auch Neulinge einen Tauchgang machen.

Ich hatte mir zwar auch Schnorchelkram geben lassen, mich aber dann spontan dazu entschieden einfach garnix zu machen und nur faul am Strand im Wasser zu sitzen und Leute zu beobachten. Himmlisch.

Wir hatten, nebenbei bemerkt, einfach traumhaftes Wetter. Nach Mittag wurde es wirklich heiß. Wenn kein Wind ging, war es in der prallen Sonne fast nicht auszuhalten. Auf der Rückfahrt war es ganz angenehm den Fahrtwind mitzunehmen um die Sonne nicht so zu spüren.

Nach einem kalten Buffet an Bord geht es dann so gegen 14 Uhr wieder zurück. Wer noch nie an Bord einer Yacht war, wird, so wie ich, ganz fasziniert davon sein, wie viel Arbeit das Segeln eines solchen Kahns doch ist. Überall muss irgendeine Takelage getrimmt, irgendwelche Segel gerafft, irgendwelche Seile und Taue nachjustiert werden. Und wenn das Boot dann fast auf einer Seite im Wasser liegt, die andere Bootsseite fast senkrecht aus dem Wasser herausragt und das Ding mit Affenzahn durchs Wasser pflügt, ist die Begeisterung komplett.

Nach Rückkehr und überschwänglicher Verabschiedung habe ich festgestellt, das den ganzen Tag Nichtstun und in der Sonne liegen doch ziemlich anstrengend ist. Völlig kaputt haben wir uns in Airlie an einem Pizza Take-Away Laden ne Wagenradpizza geholt und diese dort vor Ort direkt verputzt. So eine geile Pizza habe ich (zumal für diesen billigen Preis) selten gegessen. Hallo Pizza Hut, hier bitte mal ein Beispiel nehmen. Anschließend haben wir den Abend in einem großen, lauten Pub an der Hauptstraße beendet.

Dort haben wir noch ein paar Tische voller Leute mit unserem grottenschlechten Billardspiel amüsiert. Ich war mir an dem Abend nicht sicher woran es lag, ob ich zuwenig oder schon zuviel getrunken hatte :-) Nachdem wir dieses Desaster beendet hatten sind die Leute dann gegangen. Hatten wohl genug gelacht für den Abend. An unserem Tisch waren zwei Leute Postkarten am schreiben. Unglaubliche Mengen davon. So viele Leute kann man gar nicht kennen, die es verdienen, das man ihnen eine Postkarte schickt. Die Post in Airlie hat am anderen Tag bestimmen nen extra Sack für die Zwei gebraucht.

Hier in diesem Pub haben wir auch den einzigen weihnachtlich geschmückten Baum in der ganzen Gegend gesehen.

Eine Weihnachtspalme !

   

 

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