12.01.2009 - Hit the road, Jack

Tja. Wenn man rumkommen will, muss man auch mal längere Fahretappen auf sich nehmen. Nach gemeinsamer Meinung machte es für uns keinen Sinn mehr, von Kalbarri aus noch weiter in den Norden zu fahren. Die nächsten, für uns interessanten, Ziele wären mit Monkey Mia und Co. doch extrem weit weg gewesen. Und zudem musste ja für jeden Tag mehr weiter rauf auch mindestens genauso ein Tag für den Rückweg wieder runter eingeplant werden. Und irgendwie gingen uns in der groben Planung dann doch die verbleibenden Urlaubstage aus.

Also haben wir beschlossen, es bei Kalbarri zu belassen und wieder umzudrehen. Unsere nächste Etappe sollte uns am Wave Rock vorbei nach Kalgoorlie bringen. Der grobe Plan für heute sah vor, nach gemütlichem Aufbruch so weit zu fahren, das wir schon grob in die Nähe vom Wave Rock kommen würden um den am nächsten Tag auf dem Weg nach Kalgoorlie nebenbei "mitzunehmen".

Wir sind von Kalbarri aus wieder durch den Park hindurch zum Highway 1, der hier North West Costal Highway heißt, gefahren. Das haben wir eigentlich auch nur gemacht, da wir bei der Anreise ja schon über die Küstenstrecke gekommen waren und somit für die Rückfahrt die Inlandsroute eine kleine Abwechslung war. Vom Highway sind wir beim Miniörtchen Binnu wieder abgebogen und auf verschlungenen Gravel-Pfaden (die aber in sehr gutem Zustand waren) zur Hutt River Province gefahren.

  

Hier hat sich auch wieder jemand selbst verwirklicht und seinen eigenen Staat gegründet und sich von Australien unabhängig erklärt. 1970 hat der gütige und weise und allmächtige König Leonard of Hutt den einzigen unabhängigen Staat auf dem Kontinent Australien gegründet. Das war sogar anscheinend aufgrund irgendeiner Rechtstrickserei und Auslegungssache der Gesetze möglich. In der Folgezeit hat der (zugegeben sehr geschäftstüchtige) König dann Staatsbürgerschaften verkauft und eigenes Geld gedruckt und Briefmarken herausgegeben. Außerdem ist er selbst als Staatsoberhaupt auf so gut wie jedem international bedeutsamen Kongress und UN Meeting aufgetaucht. Also sehr umtriebig ist er schon, der König. Meiner Meinung nach hat der King Leonard aber spätestens dann seinen gewaltigen Riss in der Fontanelle offen gezeigt, als er 1988 noch ne Armee gegründet hat und für seinen (garantiert ausgetrockneten) Hutt River eine Navy ins Leben gerufen hat.

Seine "Staatsresidenz" inmitten dieser Hutt River Provinz kann täglich von 9-4 besucht werden. Wer das jetzt alles nicht glaubt, der siehe www.pricipality-hutt-river.com.

Nun ja. Wir wollten uns das auf alle Fälle mal ansehen und sind dort hingefahren. Leider hatten wir anscheinend einen falschen Tag erwischt oder der König hatte einen ganz dringenden Staatsnotfall. Es war nämlich niemand da. Wir sind noch ein wenig hineingefahren und haben uns ein paar Gebäude, wie den Souvenir Shop und die Ausstellung der staatlichen Insignien und das Postamt etc. angeschaut. Aber als nach ner halben Stunde immer noch keiner aufgetaucht war um uns zumindest mal zu fragen, was wir hier so treiben würden, sind wir auch wieder gefahren.

Folgt man den Gravelroads von hier schnurstracks dann kommt man irgendwann ein paar Kilometer vor Northampton wieder auf den Highway.

Von hier bis Geraldton sind wir durchgefahren und in Geraldton dann noch kurz gestoppt. Unser FM Transmitter hatte den Geist aufgegeben. Da war der Stromstecker mitsamt der Buchse durch die ganze Rappelei auf den Gravelroads rausgefallen. Und nur auf die verstreuten Radiosender wollten wir uns nicht verlassen. So haben wir einen Stopp bei Dick Smith eingelegt und uns hier Ersatz besorgt. Da wir nun einmal im Ort waren, sind wir auch noch kurz beim Denkmal für die HMAS Sydney vorbeigefahren.

  

Das Denkmal erinnert an das Schiff HMAS Sydney, welches 1941 irgendwo aus ungeklärter Ursache mit über 600 Leuten an Board gesunken ist. Eine riesige Stahlkuppel mit 645 Möwen erinnert an die 645 gefallenen Soldaten. Bis ins Jahr 2007/2008 war das Wrack komplett verschollen, dann wurde es gefunden. Ein kleines "Zusatzdenkmal" auf dem Gelände erinnert an den Fund.

Da wir hinter Geraldton eh tanken mussten, haben wir uns bei der Gelegenheit noch ne detaillierte Karte der Umgebung besorgt. Die erste Gelegenheit vom Küstenhighway ins Land abzuzweigen haben wir dann genutzt. Wir wollten bei der Fahrt nach Süden schon mal möglichst weit nach Osten abgetrieben werden. Wären wir jetzt erst stur nach Perth zurück gefahren, wäre der Weg zum Wave Rock umso länger gewesen.

Anscheinend ist die Gegend durch die wir gekommen sind so etwas wie der Weizengürtel Australiens. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, das das, was überall entlang der Straße in riesigen Lagersilos und riesigen Bergen lagerte Weizen war. Wir sind auf unserem weg durch recht einsame Gegenden gekommen. Vom Highway aus ging es ab Dongara immer nach Südosten und durch die Weltstädte Mingenew, Three Springs, Coorow, Watheroo, Moora, New Norcia etc etc etc weiter unserem Ziel entgegen.

  

Manchmal bestand einer der kleinen Örtchen aus nichts anderem, als aus solch einer riesigen Weizenlagerei und noch zwei Häusern. Ich hätte jetzt mal ganz pauschal gesagt, typisches Hinterland, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Einmal haben wir auch einen der ewig langen Transportzüge gesehen, die das ganze Gut nach irgendwo hin gefahren haben. An dem Zug sind wir mit dem Auto bestimmt 5 Minuten vorbeigefahren. Zum Glück mussten wir nirgendwo am Bahnübergang auf so einen Zug warten.

Irgendwann am späten Nachmittag, als wir keine Lust mehr zum Autofahren hatten (die Gondelei durch ewig gleiche Gegend über kleine kurvige Straßen war außerordentlich ermüdend), haben wir uns den nächst größeren Ort auf der Karte ausgesucht und dort Station gemacht. Unsere Wahl war auf York gefallen. Ein kleines, typisches Durchgangsörtchen. Eine Mainstreet wo sich alles abspielt, links und rechts davon ist nicht mehr so sehr viel los. Allerdings war das Örtchen wunderschön restauriert. Alle Gebäude entlang der Mainstreet sehr schön aufgemacht. Laut Reiseführer soll York ein durchaus quirliges Örtchen sein, mit vielen Festivals und Veranstaltungen.

  

Für die Suche nach einer Übernachtung sind wir die Mainstreet einmal hoch und runter. Beim ersten Versuch bin ich immer noch nicht ganz sicher, ob der Typ dort uns nur veräppeln wollte, oder ob das sein ernst war. Nach der Frage wegen eines Zimmers hat er uns erst die "Annehmlichkeiten" erklärt. Keine zwei Betten, nur ein großes, keine Klima und Klo aufm Flur. Dafür sehr romantisch für einen gemütlichen Abend. Und das für den Superpreis von über 200 Dollar ! Äähm, ja, danke, wir sehen uns dann noch ein wenig um. Auf Wiedersehen.

Bei der zweiten Anlaufstelle war aber alles in Ordnung. Im Castle Hotel sind wir gut untergekommen und teuer wars auch nicht. Nach einem kleinen Bummel die Mainstreet hoch und runter haben wir im Restaurant des Castle Hotel auch noch sehr gut gegessen. Meine Rippchen war wunderbar. Eventuell als Info : Auch hier im Ort darf man nicht zu spät kommen, sonst gibts nix mehr zu essen. So gegen 8 haben die die Türen verschlossen und keinen mehr reingelassen.

 

11.01.2009 Kalbarri, Wanderung 
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   13.01.2009 - Wave Rock und Kalgoorlie