Montag, 14.07.2014 - Bären Teil 1, Mit Rusts Flyservice nach Redoubt Bay
 

So, heute gings jetzt endlich los zu den Bären. Die erste Tour heute war erst mal das Aufwärmprogramm. Für die Tour nach Redoubt Bay gibt es zwei Abfahrtszeiten. Einmal um 8 Uhr und einmal um 12 Uhr 30. Bequem wie ich bin habe ich natürlich die Tour um 12.30 gebucht.

Das gab mir genug Zeit ausführlich auszuschlafen und dann noch zur Peanut Farm für ein Frühstück zu fahren. Ich hatte gestern auf der Karte gesehen, das die auch bis irgendwann Mittags Frühstück servieren. Und ein paar Eier, Speck, Hash Browns und Kaffee brauchte ich jetzt auch mal.

Der Rusts Fly Service war auch sehr einfach zu finden. Man fährt zum Flughafen und biegt auf der letzten Möglichkeit vor Flughafenparkhäuser ab. Das rote Gebäude der Rusts sieht man dann schon recht einfach. Direkt neben dem Rusts Büro ist das „Alaska Aviation Heritage Museum“. Ich habe bei den Rusts noch schnell eingecheckt (meine Reservierung war da, ich wurde begrüßt und die wussten auch schon das ich morgen nochmal dabei sein würde) und habe die etwas Wartezeit dann in diesem Museum überbrückt.

Hier werden alte Maschinen, Maschinenteile (zum Beispiel alle möglichen Landekufen für Schneelandungen oder sowas) und viel Geschichte über verdiente, noch lebende, irgendwann mal abgestürzte oder sonstwie gestorbene Fliegerhelden des Alaska Fluges ausgestellt.

War jetzt ganz nett, so sehr lange aufhalten in den beiden Hallen kann man sich aber auch nicht. Für nen längeren Aufenthalt müsste man sich schon tapfer alle Lebensläufe der zuvor genannten Fliegerhelden durchlesen.

  

Ziemlich pünktlich wurde bei Rusts zum Aufbruch geblasen. Mit mir war noch eine Familie aus Seattle dabei. Insgesamt waren wir (inkl. Pilot) zu sechst. Parat stand das so ziemlich kleinste Flugzeugelchen was sie auftreiben konnten. Zuerst sollte ich mich vorne neben den Piloten setzen. Das habe ich angestrengt versucht, aber ich habe da nicht hingepasst. Es war mir nicht möglich mich so zirkusmäßig zu verbiegen, das ich von hinten über die Sitze nach vorne zum Copiloten klettern konnte. Ich habe dann gerne dem Teenagersohn der Familie den Vortritt gelassen. Ich glaube er hatte da deutlich mehr Spaß dran da vorne zu sitzen. Der Pilot wird allerdings innerlich geflucht haben. Ab dem Abflug hat der Kleine dem Mann in einer Tour Löcher in den Bauch gefragt und gleichzeitig nen Blumenkohl ans Ohr gelabert. War sehr lustig.

Ich meine mich zu erinnern, das der Flug ungefähr ne Dreiviertelstunde gedauert hat. Der Flug ging zwischendurch über viel grüne Landschaft und dann auch wieder über sehr viel Wasser. Interessant fand ich die ganzen Ölbohrplattformen die man unter sich sehen konnte. Ich hätte jetzt mit einer gerechnet. Aber das die da vor der Küste im Dutzend stehen hätte ich nun nicht wirklich vermutet. Nach der Landung gab es erst mal Begrüßung in der Redoubt Bay Lodge selbst. Das hier war scheinbar nicht in einem Nationalpark und auch die Lodge gehörte nicht zum Nationalparkservice. Das war offensichtlich privat betrieben.  Ich glaube hier konnte man auch diverse Übernachtungen mit Ausflugspaket und Fischpaket, Angelpaket etc. buchen.

Im großen Raum der Lodge gab es dann erst einmal was zu essen (Fisch !) und danach gings aufs Boot. Die ganze Angelegenheit hat sich doch recht lange hingezogen. Ich glaube wir sind erst so gegen 2 Uhr losgefahren.

  

In wilder Fahrt gings dann über den See bis zu einer Stelle, wo am Rand ein Fluss aus den Bergen runterkommt und dort in den See mündet. Was mich bei der Anfahrt dorthin schon sehr gewundert hat war, das hier ca. ein halbes Dutzend andere Boote mit Anglern rumdümpelten die dort, wo ich die Bären vermutet hätte, am angeln waren.

Als wir ankamen war gerade ein Bär mit zwei weiteren etwas kleineren Bären im Wasser. Der (die?) Größere machte ernsthafte Anstalten zu fischen, die kleineren waren aber einfach nur am baden (so sah es zumindest aus). Das ganze spielte sich in ziemlich unmittelbarer Nähe zu den Anglern ab. Ich denke mal von Bär zu erstem Fischerboot ganz vorne waren es ca. 5 Meter oder so. Teilweise verdeckten die Boote den Blick auf die Bären auch.

Also das man sich den Ausguck auf die Bären mit etlichen Anglern teilen musste, das stand in der Tourbeschreibung nirgends dabei. Wenn ich gewusst hätte, das hier so ein Bootsauflauf gewesen wäre, dann hätte ich bestimmt ne andere Tour gebucht.

Nun ja. Die drei Bären haben sich dann irgendwann verzogen und dann war erst mal Warten angesagt. Immer wenn vorne jemand keine Lust mehr hatte und die sich auf die Heimfahrt gemacht haben, rückten alle weiteren sozusagen auf die nächste Position nach. Im Laufe der Zeit sind wir auch noch den einen und anderen Meter näher ans Ufer rangekommen.

  

  

Allerdings machten sich die Bären doch recht rar. Nachdem die Drei von eben weg waren dauerte es eine ganze Zeit bis sich ein einsamer anderer Bär (ein Schwarzbär diesmal) blicken lies.

Der hat die ganze Szenerie mit den Angelbooten auch erst mal kritisch beäugt und hat sich in sicherer Entfernung mal bei den Fischen versucht. Der ist dann später auch wieder weg und dann hieß es wieder warten.

Das war dann im Wesentlichen das Programm der nächsten Stunden. Auf dem Boot sitzen, warten und in den Wartepausen angestrengt Konversation machen. Ich würde mal sagen so alle halbe bis Dreiviertelstunde kam mal ein Bärchen vorbei. Alles in allem war die Aufregung doch recht überschaubar.

Irgendwann wurde dann das Signal zur Abfahrt gegeben und kurz drauf saß man wieder in der Lodge und wartete auf das Flugzeug.

Tja. Was soll ich von diesem Tag halten? Zuerst musste sich ja alles Erlebte mit der nicht unwesentlich hohen Erwartungshaltung messen lassen. Gemessen eben an dieser Erwartungshaltung war der Tag eigentlich eine Enttäuschung. Jetzt weiß ich allerdings nicht, wie das so normal hier abläuft. Ist der Ablauf immer so? Tummeln sich normal mehr Bären dort oder kommt da immer nur jede Stunde mal einer vorbei? Ist da immer ein Anglerkongress oder hatte ich einfach nur Pech? Ich hätte hier mehr (Tier-)Treiben erwartet, weniger Menschen und auch erwartet näher dran zu sein. Die Tourbeschreibung vermittelt aus meiner Sicht diese Erwartung.

  

  

Zumindest hatte ich Bären gesehen. Der Tourauftrag „Bären sehen“ war erfüllt worden. So ganz konnte ich mich nicht entscheiden wie ich den Tag nun bewerten sollte. Ich habe ein abschließendes Fazit dann erst einmal verschoben. Morgen war ja auch noch ein Tag. Entweder reißt der Tag morgen alles raus, oder die ganze Sache wird ein Totalreinfall.

Der Rückflug ging ohne Vorkommnisse über die Bühne. Ich hab den Jungen diesmal direkt vorne reingelassen. Nochmal feststecken beim Einstieg in den Flieger wollte ich nicht.

Ich meine dann so gegen 6 Uhr wieder zurück gewesen zu sein. Eigentlich ja noch recht früh am Tag. Spontan habe ich mich dazu entschlossen mal schnell noch in die Stadt zu fahren und ein wenig „Downtown Anchorage“ zu erkunden.

Erste Schwierigkeit : erstmal finden. Übereinstimmenden Berichten von Reiseführer und Google zufolge sollte sich das, was landläufig als „Downtown“ bezeichnet wird, im Bereich 3. – 6. Avenue und C-Straße/K-Straße befinden. Da in dem Viereck waren zumindest die meisten Treffer von Hotels, Bars und Kneipen.

Zweite Schwierigkeit : Parkplatz finden. Ich bin schließlich nach Abklappern diverser Blocks auf nem größeren, öffentlichen Parkplatz gelandet. Ich weiß nicht mehr wieviel es gekostet hat, aber es war bezahlbar. Am Town Square entlang bin ich dann mal durch die Straßen gegangen. Tja. Irgendwie war das ja doch sehr unpersönlich hier. Sowas richtiges wie ne Kneipenstraße oder auch sowas wie ältere Gebäude, die ein bisschen Flair verbreiten habe ich nicht gefunden. Es war irgendwie nur große Häuserblöcke und mehrspurigen Straßen drumherum.

  

Vermutlich hat die Abwesenheit von einem charmanten Stadtviertel oder einer Altstadt aber mit der Tatsache zu tun, das Anchorage im Jahr 1964 von einem Erdbeben der Stärke 9,irgendwas getroffen wurde (!) und alles zerstört wurde. Die ältesten Gebäude hier können nur von 64/65 sein. Wahrscheinlich hat man direkt die Gelegenheit genutzt alles schön quadratisch in Blöcke aufzuteilen, wenn man eh mal dabei war alles neu zu machen.

Ergebnis : moderne Stadt. Nachteil : unpersönlich. Also mir hats nicht gefallen. Das Hard Rock Cafe habe ich noch gefunden. Da habe ich aber erst garnicht nach nem Tisch gefragt, das sah schon so sehr nach Megabetrieb aus. Etwas weiter die Straße hoch habe ich dann noch im "Glacier Brewhouse" vorbeigeschaut. Da sagte man mir doch glatt das die Wartezeit ca. 1,5 Stunden wäre ! Hallo ? Ich habe dankend abgelehnt. Ich habe die Downtown hinter mir gelassen und bin wieder zur Peanut Farm gefahren. Scheint ja mittlerweile mein Stammlokal hier zu werden. Hier gabs keine Wartezeit. Der Burger und der andere Kram war OK. Das Bier in großen Krügen und kalt. Was will man mehr. Ich habe für mich nur noch festgestellt, dass ich den Betrieb in Downtown garnicht brauche. Ich misch mich dann lieber in ner Sportsbar unter die Locals.

So. Morgen geht’s recht früh los. 7.30 Abflug. Also heute mal zeitig (bedeutet hier offensichtlich vor Mitternacht) ins Bett.

 

Highway 1, Gletscher, Tiere, Bergbahn       


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