Samstag, 05.07.2014 - Sumpftour
 

Für heute hatte ich eine Sumpf Tour geplant. Ich hatte im Vorfeld davon gelesen das sowas von New Orleans recht einfach möglich ist. Anbieter gibt’s dafür wie Sand am Meer. Letztendlich hatte es auch keinen besonderen Grund warum ich mich für die Tour mit Cajun Encounters entschieden habe. Google angeschmissen, den ersten oder zweiten Link angesurft, gebucht.

Abholung am Hotel klappte schon mal. Wie das bei solchen Touren dann so ist, wird erst mal Tingeltangel durch die Stadt noch andere Leute eingesammelt. Dann gings zu ner Art Sammelplatz, wo man in einen größeren Bus umsteigen musste. Der ist dann aus der Stadt rausgefahren. Schon kurz nach dem Zentrum wurde die Bebauung kleiner und einfacher. Die Gegend war geprägt von kleineren Wohnvierteln und großen Einkaufsmärkten auf grüner Wiese. Irgendwo standen auch noch Achterbahnen am Horizont in der Gegend rum. Der Busfahrer meinte nur das das ganze Gebiet damals vom Hurricane Kathrina zerstört worden wäre. Auch der Achterbahnpark wäre aufgegeben worden. Von den Achterbahnen ständen nur noch die Ruinen da. Zumindest ist dieser verlassene Park mittlerweile wohl zu einer beliebten Filmkulisse transformiert worden.

  

Man fährt am riesigen Lake Pontchartrain entlang durch auch so eine Art Sumpfgebiet. Die Straßen sind eigentlich alle auf Pfeiler gestellt. Irgendwann geht die Straße gefühlt über den kompletten See drüber. Man ist kilometerlang nur auf Brücke unterwegs. Das war jetzt auch mal was neues. Auf der Karte habe ich dann gesehen, das diese riesige Wasserfläche die mittels Brücke überquert wird nur ein kleiner Wurmfortsatz am rechten Rand des Sees ist. Der See ist absolut riesig.

Weiter gings wieder aufs „Festland“ und bis in die Gegend um Slidell. Hier war das Hauptquartier der Sumpftourleute. Und hier war ein ziemlicher Betrieb ! Anhand der vielen Leute hier zu Urteilen müssen die die Boote im Minutentakt fahren lassen. So richtig hatten die Leuts hier das Management der vielen Leute noch nicht im Griff. Man musste zuerst rein ins Haus und „Einchecken“. Das war aber eine recht langwierige Prozedur, da natürlich noch jeder ein wenig Nippes und nen Kaugummi kaufen musste und die 99 Cent natürlich auch mit der Kreditkarte bezahlen musste. Man bekam dann irgendwelche farbigen Bändchen. Später wurden dann nur noch die Farben aufgerufen. Die Leute für die Rote Tour hierhin, die Leute für die Gelbe Tour dorthin. Insgesamt habe ich bestimmt über ne Stunde mit Warten aufs Bändchen verbracht.

Als es dann aber geschafft war, gings dann doch zügig los.

  

Vom Bootsanleger aus gings erst mal in gemütlicher Fahrt los. Hier wohnten überall noch Leute am Wasser. Irgendeine wilde Hütte auf Stelzen, mehrere Boote vor der Türe. Swamp-People war die Bezeichnung die der Bootsführer dafür hatte. Als wir die Häuser hinter uns hatten hat er mal Gas gegeben und wir sind recht schnell ein gutes Stück rausgekommen. Die Gegend hier war jetzt eher ein breiter Flussarm der links und rechts dicht mit Schilf, Gebüsch und kleineren Bäumen bewachsen war. An sich jetzt nicht sehr spektakulär.

  

Das Boot wurde dann gestoppt und der Käpten hat eine Tüte Marshmellows ausgepackt. Er nahm eines der weißen Bällchen und warf es mit Kraft ins Wasser, so das ein hörbares „Plitsch“ entstand. Jetzt dauerte es nicht wirklich lang, bis wie UBoote auf einmal aus zwei Richtungen um das Boot herum erst Augen aus dem Wasser auftauchten, gefolgt von nem großen Kopf und danach von nem großen Krokorücken. Hallo hier sind wir und haben alles fest im Griff weit und breit.

Beim nächsten Marshmellow kamen die Tiere dann ans Boot heran und haben das Teil gefressen. Scheinbar schmeckt den Alligatoren (denn es sind Alligatoren. Keine Krokodile !) das Zuckerzeug. Nun wurde ein Hotdogwürstchen an einen Stock gesteckt und das Tier damit geködert und dann schraubte sich das Ding aus dem Wasser raus und hat das Würstchen in etwa einen Meter Haltehöhe vom Stock geschnappst. Cool.

  

Dieses Spielchen haben wir dann noch ein paar Mal gemacht. Wir sind immer irgendwo anders hingefahren. Jedesmal wenn das Boot stoppte dauerte es nicht lange  bis ein Alligator das Boot genau im Blick hatte und auf jede Bewegung von uns reagiert hat. Also ins Wasser hätte ich hier nicht unbedingt reingewollt. Wäre nicht gut ausgegangen. Ich hätte auch nicht gedacht das hier wirklich so viele (zum Teil auch recht amtliche Brocken) Gators im Wasser sind.

Also der Alligator-Kuck-Teil der Tour war schonmal klasse. Jetzt gings zurück, am Startpunkt der Tour weiter unter der rostigen Straßenbrücke durch in einen anderen Teil dieses Gebietes hier. Sumpfgebiet kann man ja eigentlich garnicht so sehr sagen. Eben das war ein Fluss oder Flussarm, das jetzt hier war auch eher eine Art Mangrovenwald. Wir sind recht schnell vom Hauptweg in kleinere Seitenärmchen eingebogen. Die Szenerie wurde auf einmal total verwunschen und mystisch.  Hauptsächlich erzeugten die Bäume an denen wie lange Bärte irgendsoein weißes Zeug runterhing diese Stimmung. Wenn mal der Motor vom Boot aus war war hier eine Grabesstille.

  

  

Hier hätte ich mir auch direkt ne Hütte gebaut und wäre eingezogen. Na gut. Nasse Füße hätte ich bekommen. Jetzt waren wir eigentlich komplett in einem Mangrovenwald. Die Bäume standen alle im Wasser das restliche Pflanzenzeug schwamm auch nur herum. An einer Ecke gabs noch ein kleines Uferstück. Da liefen verwilderte Schweine rum. Nach Auskunft des Bootsführers hätte man die sogar schießen dürfen. Sollen gut schmecken.

Also hier hat es mir absolut gut gefallen. Ich habe es auch geschafft fast ein komplettes Akku leerzuknipsen nur mit diesen tollen bewachsenen Baumbärten. Oder Bartbäumen, oder wie man dazu sagt.

  

  

Trotzdem eben beim Checkin im wahrsten Sinne des Wortes Busladungen von Leuten ausgekippt wurden, ist uns während der ganzen Tour nur zweimal oder dreimal ein anderes Boot entgegen gekommen. Wo sind die ganzen anderen Böötchen denn hingefahren ? Vielleicht ist das ganze Areal auch einfach nur so riesig weitläufig das da genug Platz ist das man sich nicht mehr trifft. Kann ja auch sein.

Irgendwie habe ich vergessen, wie lange wir jetzt auf dem Boot waren. Zumindest war ich in der Bullenhitze und der knallenden Sonne doch sehr froh ein Boot mit Dach erwischt zu haben. Wenn ich gewusst hätte, das hier eigentlich keinerlei Mückenzeug unterwegs war, hätte ich kurze Hose angezogen. Jetzt so langhosig wurde mir doch ein wenig warm.

Jetzt habe ich gerade noch auf die Webseite von dem Laden geschaut. Da sehe ich doch das sogar ein gewisser Herr Schwarzenegger und ein Herr Pitt mit denen schon ne Sumpftour gemacht. Ist wohl sehr bekannt der Laden. Wahrscheinlich bin ich auch deshalb direkt drüber gestolpert bei der Google Suche.

  

So gegen 16 Uhr war ich zurück in der Stadt. Absetzpunkt war bei irgendeinem großen Hotel nahe der Bourbon Street. Ich habe mal direkt das Hardrock Cafe geentert und was gegessen. Von hier habe ich mich wieder runter zum Wasser orientiert und bin in die Trambahn und nach French Market gefahren. French Market ist zum einen eine große Markthalle mit unendlich vielen kleinen Ständen. French Market ist aber glaube ich auch die Bezeichnung für die ganze Gegend. Natürlich war jetzt am Abend hier im Market nix mehr los. Die alte US Mint habe ich mir noch angeschaut und bin dann ein wenig durchs Viertel gegangen. Hier gibt’s auch unendlich viele Kneipen und Restaurants aber ohne den ganzen Krawall der Bourbon Street Umgebung. Ich glaube, hier könnte man es sich Abends auch gut gehen lassen.

  

  

Mit der Bahn zurück bin ich bis Canal Street Station gefahren. Dort gibt’s das große Shopping Center The Shops at Canal. Das habe ich aber nur oberflächlich mal angeschaut. Keine Lust zu shoppen. Zum Wasser hin gibt’s noch ein Aquarium und ein paar Plätze. Unter anderem die Spanish Plaza. Sieht wirklich aus wie irgendwo in Valencia oder so geklaut.

Jetzt wurde es auch langsam dunkel. Verdammt beste Zeit um den Abend bei ein wenig Livemusik im French Quarter ausklingen zu lassen.

 

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