17.03.2016 - kurzer Besuch in Bikaner
 

Ich fürchte ja, der heutige Bericht fällt recht kurz aus.

In Jaisalmer sind wir am Morgen zur gewohnten Zeit um 9 Uhr aufgebrochen. Natürlich wurde ich beim Auschecken noch gefragt ob ich denn noch eine Kamel Safari gemacht hätte. Und natürlich habe ich gesagt "Nein, da hat sich nichts mehr ergeben". Brav, oder ? Als ich das im Auto Anil erzählt habe war er auch ganz happy.

Wie gesagt ging es von Jaisalmer schnell in Richtung Bikaner. In Jaisalmer sollte am nächsten Tag eine große Parade unter Anwesenheit des Premierministers und weiteren Lamettaträgern stattfinden. Überall am Paradeweg saßen unendlich viele Leute die irgendwas am aufhübschen waren. Da wurden Zäune gestrichen, Schilder nachgemalt, neue Girlanden aufgehängt, überall die Straße geputzt und und und. Wenn sie das mal bei meinem Jasmin Home - Hotel gemacht hätten, aber da kam der Premier ja nicht hin, das konnte ja so schäbig bleiben.

Nach Bikaner gabs jetzt mehr oder weniger fast nur gute und breite Mautstraßen mit garnicht so vielen Baustellen. Wir haben unsere Fahrt einmal unterbrochen bei einem kleinen See wo tausende Kraniche standen. Da war ein Mordslärm. Man hört die Tiere ja hier bei uns schon wenn die am Himmer in V-Formation fliegen. Hier standen die alle am Wasser und man konnte so ca. bis auch 10 Meter drangehen.

 

Ging man näher haben sich die Vögel in großen Gruppen erhoben, laut geschnattert und eine Runde gedreht und sich an einem anderen Teil des Sees wieder niedergelassen. Das war ein ganz netter Stopp.

Ansonsten ist nix weiter passiert und wir sind am frühen Nachmittag in Bikaner angekommen. Wir sind direkt zum Fort gefahren. Das steht mitten in der Stadt. Das ist ein riesiger komplex in den man reinfahren muss, um zum eigentlichen Palast zu kommen. Bei den anderen Festungen und Palästen wo wir auf der Tour bisher waren, da gabs ja draußen Parkplätze und man ist dann von dort reingegangen. Hier waren die Parkplätze quasi Teil der Festung und von den hohen Festungsmauern nochmal eingeschlossen.

Beim Kauf der Eintrittskarte (Ausländerschalter!) kann man zum Ticket für die Festung noch ein Ticket für ein Museum kaufen, welches sich auch auf dem Gelände befindet. Die Festung ist, wie soll es anders sein, so wie die anderen Forts die ich bisher auf der Tour gesehen habe. Riesiger Komplex, viele Räume, viele Innenhöfe, viel Platz. Hier gabs eine Art Rundweg durch den Komplex. Der Maharaja hat viel Krimskrams gesammelt, unter anderem stand in den Räumen durch die man gekommen ist ein komplettes Flugzeug. Und Waffen hatten es ihm wohl angetan. Es gibt ganze Räume voll mit allen möglichen Flinten.

 

Interessant fand ich die vielen Bilder die man auf dem Rundgang sehen konnte. Meist waren es uralte Fotografien die den Maharadja zeigten wie er zum Beispiel auf einem Elefanten durch die Straßen von Bikaner geritten ist. Oder Bilder wo er eine Parade durch Bikaner (wieder auf einem Elefanten mit Goldschmuck) angeführt hat. Und dabei sah er so aus wie man sich einen Maharaja vorstellt. Dicker Bauch, wallende Gewänder, riesigen Turban und behängt mit viel Klitzerzeug. Die Bilder waren wirklich sehenswert.

Aus der Festung raus muss man zu diesem Museum einmal quer über den Vorplatz zum entfernten rechten Ende. Dieses Museum war dann so interessant, das ich mich schon garnicht mehr erinnern kann, was ich da genau gesehen habe. Die ausgestellten Sachen hatte aber nicht direkt was mit dem Fort und dem Maharaja zu tun, sondern waren eher allgemeine Sammlungen über Indien. Ich bin recht zügig durch ohne mich näher bei einzelnen Dingen aufzuhalten.

Anil war sich gerade mit jemandem am Unterhalten. Es war ein andere Fahrer von Ashok, der ebenfalls Station in Bikaner machte. Die fuhren die Tour aber andersrum, standen als gerade am Anfang. Ich hab ihm zwar nur kurz die Hand geschüttelt, aber irgendwie hatte ich direkt den Eindruck das das ein recht netter Kerl sein könnte. Leider habe ich den Namen nicht mehr parat.

So. Was jetzt. Keine Idee. Der Lonely Planet schwieg sich auch aus. Laut dem Buch gab es hier die Festung (ok, abgehakt) und noch die Möglichkeit die alten Häuser in der Altstadt zu sehen. Ganz ehrlich, da hatte ich heute absolut keine Lust drauf. Und da Anil auch meinte, das es in Bikaner nicht mehr wirklich was Interessantes zu sehen gäbe, habe ich den aktiven Teil des Tages damit auch beendet.

 

Für die Unterkunft des Tages brauchte ich auch wieder ein Tuktuk. Wir sind aus der Festung herausgefahren und draußen vor der Türe hat Anil wieder beim Einparken ein Tuktuk an der Hand gehabt. Es wurden 100 Rupien vereinbart und Anil meinte zu dem Tuktuk-Mann, wenn er Zeit hätte könne er mich morgen auch direkt um 9 Uhr da wieder abholen. Treffpunkt mit Anil sollte morgen auch genau wieder hier am Fort sein.

In den nächsten 20 Minuten (!) bin ich mit dem Tuktuk dann übe die absonderlichsten Wege, Brücken, Rampen, Autobahnen oder sonstwas, gefühlt dreimal um den Altstadtteil rumgefahren, bis es irgendwann doch mal so aussah, das die Häuser (noch) älter wurden und die Sträßchen Tuktuk-Maße annahmen.

Nach gefühlt unendlicher Zeit hat der Mann dann mit qualmenden Reifen vor meiner Unterkunft, dem "Tanisha Heritage Haveli" Halt gemacht. Auch hier hatte ich wieder vorher aus Tripadvisor ein Bild ausgedruckt. Das Haus war auf jeden Fall richtig. Drinnen wurde ich direkt von der Familie begrüßt. Offenbar hatten die beiden Söhne die Betreuung der Gäste als Aufgabe, die Mama hatte aber das Sagen und nebenbei die Regierung in der Küche.

Einer der Jungs hat mich dann über ein paar steile Treppen und Innenhöfe und Balustraden zu meinem Zimmer gebracht. Er hat mir die ganze Zeit ganz viele Dinge erzählt. Nur verstanden habe ich es nicht. Das Englisch von ihm war für mich unmöglich zu verstehen. Ich habe viel genickt und gelächelt als er mich zugetextet hat. Ich meinte hinterher verstanden zu haben, das es um 18 Uhr im großen Innenhof Essen gäbe.

Das Zimmer war OK. Es war zwar etwas klein, das große Doppelbett passt geradeso rein. Meine Tasche habe ich im Bad deponiert, weil vorne echt kein Platz war. Für 17 Euro die Nacht war es OK. Obwohl das Zimmer für 11 Euro in Jodhpur eigentlich besser war :)

 

Zumindest hatte ich eine Hightech-Klimaanlage mit integriertem Mückenschutz und Fernbedienung mit hundert Knöpfen an der Wand.

Um 18 Uhr war noch keine richtige Aktivität im Hof zu sehen. Es saß nur ein einsamer Mensch da, der eben schon da war als wir zu Zimmer unterwegs waren. Ich habe mich mal dazu gesetzt und es mir bequem gemacht. Viel kam von dem Typen aber nicht. Ich meine er wäre Engländer gewesen. Sein zerfledderter Lonely Planet und der restliche Kram den er da ausgebreitet hatte, sah irgendwie nach "Engländer" aus. Eine Unterhaltung kam nicht mehr zustande, da außer Guten Abend von ihm kein Laut mehr kam. Ich glaube er war damit beschäftigt, mit seinen zwei Handys alle zig dupzig Sozialen Netzwerke mit Zeugs zu füttern.

Irgendwann nach 7 konnte man dann deutliche Aktivitäten bezüglich Essen bemerken. So langsam wurden diverse Utensilien aufgebaut und irgendwann bestimmt schon halb acht kam dann das Essen. Mittlerweile hatte sich noch ein Paar aus Spanien zu uns gesetzt.

Das Essen war vegetarisch aber echt gut. Zuerst habe ich ja nur kleine Testportionen genommen, aber dann wirklich richtig vegetarisch gegessen. Die Mama vom Radhika Heritage Haveli hatte es echt geschafft, das erste vegetarische Essen in Indien zu kochen, was mir geschmeckt hat. Hatte nen echt klasse Geschmack. Da waren bestimmt tausend geheime Gewürze dran :)

 

Der Engländer (ohne genau Bestimmung der Herkunft nennen wir ihn der Einfachheit halber "Der Engländer") zog nun plötzlich einen privaten Minikanister Olivenöl aus der Tasche und hat fortan alles was er sich auf den Teller geschaufelt hatte mit Olivenöl getränkt. Auf nem Extrateller hatte er noch diverse Tomatenscheiben drauf, den hat er gefühlt nen halben Zentimeter mit Pfeffer zugeschüttet. Leute gibts. Die beiden Spanier haben auch ganz entzückt zugeschaut. An ihren Gesichtern konnte man wie mit ner hellen Leuchtreklame geschrieben genau ablesen, was die gerade über "Der Engländer" dachten :)

Anschließend haben wir uns alle ganz brav bei Mama für das leckere Essen bedankt und dann hat sich jeder in dem Hof in eine andere Ecke verzogen. "Der Engländer" hat wieder seine beiden Handy angeschmissen und Facebook und Co auf den neuesten Stand gebracht. Die beiden Spanier haben sich mit der Mama des Hauses zusammengesetzt und scheinbar Reisemöglichkeiten besprochen. Es wurde mehrmals der Bahnhof und diverse Züge erwähnt. Und ich muss gestehen, das ich auch die Möglichkeit des guten WLAN genutzt habe und bei nem kalten Kingfisher per Twitter und Mail die Welt genervt habe.

Jetzt habe ich über Bikaner doch noch mehr geschrieben als gedacht. Zuerst war ich der Meinung das der Tag recht ereignislos war. Gute Nacht.

 

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